Audi wird ab 2026 in die Formel 1 einsteigen. Die VW-Tochter wird dabei jedoch 'nur' den Motor von Grund auf neu in ihrem Motorsportzentrum in Neuburg an der Donau bauen. Die Chassis-Seite übernimmt das schweizer Sauber-Team, dessen Anteile Audi schrittweise bis 2026 zu 75% übernehmen wird. Um den Zusammenschluss von Sauber und Audis-Motorensparte zum neuen Audi-Werksteam zu Koordinieren wurde Andreas Seidl von McLaren abgeworben und als Geschäftsführer bei Sauber installiert.

Ein komplettes Formel-1-Team neu zu gründen und von Null aufzubauen, das hat von den großen Autoherstellern nur Toyota in den 2000ern versucht und ist damit trotz einiger Podestplätze und Pole-Positions letztendlich gescheitert. Das technische Niveau der Formel 1 ist zu hoch und zu spezifisch, um einen kompletten Neuanfang wagen zu können. Nicht umsonst kaufte Haas 2016 alles bei Ferrari ein, was laut Reglement erlaubt war. Der logische Schritt für den Formel-1-Einstieg eines Herstellers ist also der Audi-Weg: Die Übernahme eines bereits bestehenden Teams. Die Ingolstädter sind aber bei weitem nicht die ersten, die diesen Schritt gingen. Wir haben uns angesehen, welche Privatteams in der Vergangenheit zu Werksteams wurden und ob diese Projekte von Erfolg gekrönt waren.

2016: Lotus wird wieder Renault

Renault ist zwar seit 2001 durchgängig als Motorenhersteller in der Formel 1 präsent, doch das Werksengagement wurde effektiv 2009 beendet, als das Renault-Team bereits zu 75% an die Investorengruppe Genii Capital verkauft wurde. Unter dem Namen Lotus wurden dann auch einige Erfolge eingefahren, trotzdem stand Enstone finanziell immer auf wackeligen Beinen. Ende 2015 wurde der angeschlagene Rennstall wieder von Renault zurückgekauft und das französische Werksteam kehrte zurück. An die Erfolge vergangener Jahre konnte seitdem trotz namhafter Piloten wie Nico Hülkenberg, Daniel Ricciardo und Fernando Alonso nicht angeknüpft werden. Ein glücklicher Sieg durch Esteban Ocon in Ungarn 2021 und ein paar Podestplätze waren das Höchste der Gefühle. Auch die Namensänderung in Alpine, um die hauseigene Sportwagensparte zu bewerben, war nur kosmetischer Natur und brachte nicht den Schritt heran an die Topteams der Formel 1. Gescheitert ist das Projekt damit aber noch nicht. Renault bekennt sich auch weiterhin zu seinem Engagement in der Königsklasse.

2010: Rückkehr der Silberpfeile nach Brawn-Übernahme

Ende 2009 sah Mercedes seine Chance gekommen. Da die Verhandlungen mit McLaren für eine ausgeweitete Kooperation scheiterten, entschlossen sich die Stuttgarter mitten in der Finanzkrise, welche die Ausstiege von Toyota und BMW verursachte, zu einer Investition. Brawn GP hatte 2009 sensationell die Weltmeisterschaft gewonnen und dies mit Mercedes-Motoren, welche als Ersatz für die Honda-Power fungierten. Mercedes nutze diese Verbindung und kaufte das Team. Trotz des Comebacks von Michael Schumacher blieben die großen Erfolge zunächst aber aus. Erst als Niki Lauda und Toto Wolff das Ruder an sich rissen, ging es aufwärts. Lauda setzte im Aufsichtsrat größere finanzielle Mittel durch und verpflichtete Lewis Hamilton. Dank ausgiebiger Vorbereitung hatte Mercedes bei der neuen Motorengeneration von 2014 einen viel besseren Job gemacht als die Konkurrenz und auch auf Chassis-Seite avancierte das Team zum Klassenprimus. Die Folge war eine bisher nie dagewesene Dominanzphase: Sieben Fahrer- und acht Konstrukteurstitel in Serie wurden eingefahren. Dazu erzielten die Silberpfeile mehr als 100 Grand-Prix-Siege. Mercedes ist eine feste Konstante an der F1-Spitze geworden, auch wenn der Start in die neue Regel-Generation 2022 nicht nach Wunsch verlief.

Ab 2014 dominierte Mercedes die Formel 1, Foto: Mercedes AMG
Ab 2014 dominierte Mercedes die Formel 1, Foto: Mercedes AMG

2006: BMW von Willams zu Sauber

Sauber wurde vor dem Audi-Deal schon einmal zum Werksteam. Ende 2005 trennte sich BMW vom bisherigen Partner Williams, da sie ein eigenes Team an den Start bringen wollten. Peter Sauber verkaufte seinen Rennstall an die Münchner und es wurde kräftig in das neue Werksteam investiert. Dieses Engagement zeigte auch Wirkung: BMW-Sauber arbeitete sich innerhalb von drei Jahren aus dem Mittelfeld heran an die Spitze der Formel 1. 2008 wurden ein Doppelsieg in Kanada mit Robert Kubica und Nick Heidfeld sowie zahlreiche weitere Podestplätze eingefahren, doch es reichte noch nicht ganz, um Ferrari und McLaren im WM-Kampf herauszufordern. Mit der Regeländerung des Jahrgangs 2009 kam jedoch der große Bruch. BMW-Sauber war nicht mehr konkurrenzfähig und erreichte nur Rang 6 in der Konstrukteurswertung. Außerdem schlug die Finanzkrise auch hohe Wellen in der Königsklasse. BMW entschloss sich zum Ausstieg und Ex-Besitzer Peter Sauber musste in einer großen finanziellen Anstrengung das Team zurückkaufen, um sein Lebenswerk und die Arbeitsplätze in Hinwil zu retten.

Es blieb bei nur einem Sieg für BMW Sauber, nach 2009 zogen die Bayern den Stecker, Foto: Sutton
Es blieb bei nur einem Sieg für BMW Sauber, nach 2009 zogen die Bayern den Stecker, Foto: Sutton

2006: Honda kauft BAR und geht zum falschen Zeitpunkt

Seit 2000 bestand die Kooperation zwischen Honda und BAR, allerdings gab es eine Konkurrenzsituation mit Jordan, die ebenfalls von Honda beliefert wurden. Ab 2003 war BAR jedoch der alleinige Partner der Japaner. Honda übernahm dann 2005 45% der Anteile am Team. Der BAR-Besitzer British American Tobacco war zum Verkauf bereit, da sich das Formel-1-Engagement wegen des EU-weiten Verbots von Tabakwerbung immer weniger lohnte. 2006 folgte die komplette Übernahme und aus BAR-Honda wurde nur noch Honda. Das erste Jahr lief noch gut: Jenson Button konnte in Ungarn endlich den ersehnten ersten Sieg des Teams einfahren. Danach machte Honda jedoch nur noch mit der aufsehenerregenden 'Earth-Car'-Lackierung von sich reden. Obwohl sogar Ferrari-Ikone Ross Brawn als Teamchef verpflichtet wurde, fuhren die Japaner 2007 und 2008 am Ende des Mittelfeldes. Im Dezember 2008 wurde dann aus Kostengründen der Stecker gezogen. Wie sich herausstellen sollte, war dies ein äußerst schlechtes Timing. Brawn hatte bereits 2008 alle Ressourcen auf das nächstjährige Auto unter neuen Regeln konzentriert. Der Brite wusste um seine große Chance und kaufte Honda das Team zum symbolischen Preis von einem Pfund ab, um es in Eigenregie weiterzuführen. Brawn GP gewann, Doppeldiffusor sei Dank, beide Weltmeisterschaften und das ohne Honda-Motor. Die Japaner kamen seitdem nunmehr als Motorenlieferant zurück: Nach einer katastrophalen zweiten Ehe mit McLaren konnten sie mit Red Bull 2021 die Fahrerweltmeisterschaft gewinnen.

2002: Briatore regelt: Benetton wird zu Renault

Schon von 1995 bis 1997 rüstete Renault das Benetton-Team mit Motoren aus und gewann dabei 1995 beide Weltmeisterschaften. Ab 1998 zog sich das französische Werk jedoch zurück. Das 1997er Triebwerk wurde weiterhin von Mechachrome gebaut und modifiziert. Bis 2000 kamen diese Motoren unter den Namen Mechachrome, Supertec und Playlife bei Benetton (1998 - 2000), BAR (1999) und Williams (1998 - 1999) zum Einsatz. Maßgeblich an dieser Nachlassverwaltung von Renault beteiligt war Benetton-Teamchef Flavio Briatore. Dieser überzeugte Renault von einer werksseitigen Rückkehr. Schon 2000 kauften die Franzosen Benetton für ihre Formel-1-Rückkehr. 2001 gab es wieder einen Werksmotor und ab 2002 hieß das Team dann Renault. Briatore verblieb Teamchef und führte die Equipe Schritt für Schritt nach vorne. Mit Fernando Alonso hatte er außerdem seinen nächsten Fahrerliebling nach Michael Schumacher außerkoren. Der Spanier und das Team gewannen 2005 und 2006 die Weltmeisterschaft. Ab 2007 kam jedoch der Rückschritt. Auch wenn Alonso nach nur einem Jahr McLaren 2008 wieder zurückkehrte, so gab es keine vergleichbaren Erfolge mehr. Stattdessen sorgten Briatore und Pilot Nelson Piquet Jr. für große Negativschlagzeilen, als herauskam, dass der Brasilianer auf Anweisung des Teamchefs 2008 in Singapur absichtlich verunfallt war, um mit einem Safety-Car zur rechten Zeit Teamkollege Alonso zum Sieg zu verhelfen. Die FIA schaltete sich ein, Renault warf Briatore und Chefingenieur Pat Symonds raus. Zu allem Überfluss war das Team mit Beginn der neuen Regeln 2009 auch noch wenig erfolgreich, sodass Renault 75% seiner Anteile an Genii Capital verkaufte und nurmehr als Motorenlieferant in Erscheinung trat. Alonso verließ den Rennstall in Richtung Ferrari.

Flavio Briatore und Fernando Alonso durften 2 Titel für Renault bejubeln, Foto: Sutton
Flavio Briatore und Fernando Alonso durften 2 Titel für Renault bejubeln, Foto: Sutton

2000: Ford macht Stewart zu Jaguar

Der dreifache Weltmeister Sir Jackie Stewart wollte die Formel 1 ab 1997 auch als Teamchef erobern und setzte dabei von Anfang an auf eine Kooperation mit Ford, mit denen er einen Werksvertrag zur Belieferung von Motoren unterzeichnete. Die Geschicke des Teams leitete jedoch Stewart. Nach zwei Jahren im hinteren Mittelfeld gelang 1999 ein großer Schritt nach vorne. Stewart-Ford holte den ersten Sieg, wenn auch mit viel Glück, und die erste Poleposition, sowie drei weitere Podestplätze. Platz 4 in der Konstrukteurswertung versprach einiges und so erweiterte Ford sein Engagement, indem sie Stewart das Team abkauften. Ab 2000 ging es unter dem Namen von Fords Edelmarke Jaguar an den Start. Als Zugpferd wurde Vizeweltmeister Eddie Irvine von Ferrari verpflichtet, während Rubens Barrichello das Team in Richtung der Scuderia verließ. Sportlich lief es jedoch alles andere als nach Plan. Gerade einmal zwei Podestplätze konnte Irvine in drei Jahren einfahren. Mehr als Rang 7 in der Konstrukteurswertung sprang nie heraus. Selbst die Verpflichtung von Niki Lauda als neue Führungskraft ab 2001 konnte der Raubkatze keine Beine machen. Aufgrund dieser Erfolglosigkeit wurde das Team zur Saison 2005 an Red Bull verkauft. Nach ein paar Jahren Anlauf zeigte dann der Brausehersteller, dass in Milton Keynes sehr wohl erfolgreiche Formel-1-Boliden gebaut werden können.

Der Jaguar war nur ein zahmes Kätzchen, Foto: Sutton
Der Jaguar war nur ein zahmes Kätzchen, Foto: Sutton

Sonderfall ab 1995: McLaren-Mercedes

McLaren war das Spitzenteam der 1980er und zu Beginn der 1990er gewesen. Mit dem Ausstieg von Honda 1992 und dem Abgang von Ayrton Senna 1993 fiel das Team jedoch ins Mittelfeld zurück. Ron Dennis suchte einen neuen starken Partner. Nach der Notlösung Ford 1993 und einem gescheiterten Versuch mit Peugeot 1994, kam es ab 1995 zur langjährigen Ehe McLaren-Mercedes. McLaren wurde zum Werksteam der Stuttgarter und dennoch war es ein Sonderfall. Zum einen besaß Daimler nie mehr als 40% des Rennstalls und zum anderen ging das Team im Gegensatz zur heutigen Mercedes-Mannschaft immer noch unter seinem ursprünglichen Namen sowie britischer Flagge an den Start. Dennoch wurde das Team als das Mercedes-Team vermarktet, spätestens seit ein Sponsoren-Deal mit einer Zigarettenmarke eine silberne Lackierung und damit die Rückkehr der Silberpfeile hervorbrachte. Nachdem Star-Designer Adrian Newey von Williams abgeworben wurde, feierte das Team zwei WM-Titel mit Mika Häkkinen 1998 und 1999. Danach musste sich die britisch-deutsche Allianz jedoch trotz zahlreicher weiterer Grand-Prix-Siege zunächst Ferrari mit Michael Schumacher und dann Renault mit Fernando Alonso geschlagen geben. Im letzten Jahr von Ron Dennis Amtszeit gelang mit Lewis Hamilton 2008 dann doch noch einmal der Titel. Danach kam es aber zum Bruch mit Mercedes, die stattdessen Brawn aufkauften. McLaren war danach bis 2014 nur mehr Motorenkunde bei den Stuttgartern und ist dies seit 2021 auch wieder.