Wo Sebastian Vettel ein Jahr zuvor noch strahlend auf dem obersten Podestplatz Rosenwasser in Bahrain versprühte, hieß es 2014 Schadensbegrenzung betreiben. Der Red-Bull-Pilot startete von der zehnten Position und war am Start nicht wirklich in der Lage, Plätze gutzumachen. Schon wenige Runden später dann der ernüchternde Funkspruch: "Mein DRS arbeitet nicht", erklärte Vettel. Zwar funktionierte das System wenig später wieder problemlos, der RB10 von Vettel erlebte aber dennoch keine Höhenflüge.

Sebastian Vettel hatte mit seinem Red Bull zu kämpfen, Foto: Sutton
Sebastian Vettel hatte mit seinem Red Bull zu kämpfen, Foto: Sutton

Am Ende reichte es in Bahrain immerhin noch zu Rang sechs, die große Freude blieb aber aus. "Mehr war heute einfach nicht drin", gab der vierfache Weltmeister ehrlich zu. "Der erste Abschnitt des Rennens funktionierte noch gut, aber dann habe ich mich schwer getan, an Leuten vorbeizufahren, auch wenn ich schneller war."

Teamchef Christian Horner zeigte sich besorgt von Vettels Problemen auf der Geraden. Dass der Deutsche über das gesamte Rennen keinen anderen Piloten am Ende der Geraden überholen konnte, muss nun intensiv untersucht werden. "Man hat gesehen, dass wir nicht so langsam waren, wenn wir alleine unterwegs waren, aber Überholen ist nochmal eine andere Geschichte", merkte Vettel an.

Ricciardo nicht zu halten

Schon nach wenigen Runden stand bei Red Bull das erste teaminterne Duell an. Daniel Ricciardo arbeitete sich schnell von Startplatz 13 an Vettel heran und die beiden lieferten sich ein Duell auf Augenhöhe - teilweise bis in die Auslaufzonen hinein. Ein Vorbeikommen an Vettel gab es zunächst für Ricciardo allerdings nicht, bis er an die Box funkte und vorbeigewunken wurde. "Ich war auf der Geraden einfach zu langsam - auch im Vergleich zu Daniel", erklärte Vettel im Nachhinein. "Es hätte keinen Sinn gemacht ihn zu halten, schließlich kam er dann noch weiter vor."

Für Teamberater Dr. Helmut Marko gab es an der Entscheidung, die Reihenfolge zu ändern, keinen Zweifel. Schließlich sei Ricciardo auf frischeren Reifen unterwegs gewesen. "Es ist klar, dass man sich innerhalb des Teams kooperativ verhält. Man konnte gut sehen, dass sich die beiden respektieren. Sebastian hatte das langsamere Auto, da Top-Speed fehlte", schilderte Marko. "Daniel hat eine unglaubliche Leistung gezeigt. Wie die beiden gekämpft haben war am Limit, aber zu jeder Zeit fair - ich musste nicht zittern."

Ricciardo selbst fand großen Gefallen am teaminternen Fight mit dem vierfachen Weltmeister. "Es hat großen Spaß gemacht, gegen Sebastian zu fahren. Es war hart, aber immer fair - wir haben uns gegenseitig respektiert und es uns nicht einfach gemacht", freute sich der Australier im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. Genau so sei es auch vorher besprochen worden. "Darum sollte es beim Rennfahren gehen und wir haben es beide genossen."

Daniel Ricciardo und Sebastian Vettel kämpften hart aber fair, Foto: Sutton
Daniel Ricciardo und Sebastian Vettel kämpften hart aber fair, Foto: Sutton

Ricciardo schnuppert am Podest

Nach der Safety-Car-Phase hatte Vettel nur noch Augen für die Williams hinter ihm und versuchte, diese auf Abstand zu halten. "Das Auto war zu tief. Daher ist er sowohl beim Bremsen als auch in schnellen Kurven aufgesessen. Das nimmt den Schwung", erklärte Marko Vettels Probleme. Teamkollege Ricciardo hingegen schnupperte am Podest. Als er die Ziellinie überquerte, fehlten lediglich 0,4 Sekunden auf den letzten Podestplatz, den Sergio Perez feierte.

"Es war ein unglaubliches Rennen - es war aufregend", freute sich Riccardo auch über Rang vier. "Wir waren heute nah am Podest dran und ich tat alles, was ich konnte." Je weiter das Rennen fortschritt, umso mehr fühlte sich der Red-Bull-Pilot in seinem Boliden wohl. "Wir hatten wirklich eine gute Pace und wurden von Runde zu Runde schneller", freute sich der Australier im Interview mit Motorsport-Magazin.com. "Wir hatten tolle Duelle mit den McLaren, den Ferraris oder den Force India."

Obwohl er dem Podest nicht nachtrauerte, war laut Marko mehr drin. "Wenn wir noch eine Runde gehabt hätten, wäre Daniel auf dem Podest gestanden", unterstrich der Österreicher. "Es ist klar, wir sind nun Best of the Rest."

Mercedes in einer anderen Liga

Vettel war bereits vor dem Wochenende in Bahrain klar, dass Best of the Rest das Maximum des Möglichen sein würde. Bereits während der Testfahrten sei laut dem vierfachen Weltmeister deutlich zu sehen gewesen, wie schnell die Silberpfeile in Bahrain sein würden. "Man braucht kein Experte sein, denn selbst ein Blinder sieht, dass sie bärenstark sind - vor allem, wenn es geradeaus geht", schilderte Vettel. "Wir hatten ganz vorne nichts mitzureden, das war eine andere Liga."

Für Marko war es ebenfalls keine Überraschung, dass Mercedes in Bahrain außer Reichweite lag. "Bei dieser Strecke war das zu erwarten, schließlich gibt es nirgendwo mehr Geraden", so Marko. Für ihn wurde auf dem Bahrain International Circuit erneut das Potenzial des Motors deutlich. Auch Benzin sei ein wichtiger Faktor. "Wenn man wie Mercedes das richtige Benzin zum Antriebsstrang hat, macht das gleich 30 PS aus." Sollten bei Red Bull diese Faktoren in einer fahrbaren Weise abrufbar sein, könnte seiner Meinung nach der RB10 bereits in Barcelona in Schlagdistanz sein.