Es ist das Duell der Stunde: Lewis Hamilton gegen Nico Rosberg. Beide haben bislang einen Sieg in der neuen Saison erzielt und alle fragen sich: Wer hat die besseren Chancen im Kampf um die Weltmeisterschaft? Zuletzt in Malaysia hatte der Brite klar die Nase vorn. Rosberg sicherte sich mit Platz zwei zwar die WM-Führung, doch rundum glücklich war der Mercedes-Pilot nicht. "Der Zweite ist der erste Verlierer - da habe ich keine Lust drauf", stellte Rosberg vor dem dritten Saisonrennen in Bahrain klar. "Deshalb bin ich daran interessiert, das umzudrehen."

Mercedes freut sich über seine beiden glänzend aufgelegten Fahrer, die Silberpfeile thronen in der Herstellerwertung deutlich an der Spitze. Am Ende steht der Erfolg des Teams über Einzelschicksalen, doch natürlich verfolgen sowohl Rosberg als auch Hamilton ihre eigenen Ziele. "Das ist manchmal schwierig zu trennen und immer ein sehr schmaler Grat: egoistisch sein, aber auch ans Team denken", räumte Rosberg ein. "So ist es eben, es gibt diese beiden Zweikämpfe: Ich gegen Lewis und wir als Team gegen den Rest."

Politisch korrekt wäre es wohl gewesen, den Mannschaftsgedanken hervorzuheben, doch Rosberg sparte sich in dieser Hinsicht sämtliche Phrasen: "Beides ist wichtig, aber für mich ist mein persönliches Ziel wichtiger. Das ist auch ganz normal." Mit einem Grinsen im Gesicht legte er nach: "Mit Blick auf die WM wäre es besser, wenn mein Teamkollege nicht so schnell wäre - dann wäre es ein bisschen einfacher."

Freuen sich über den starken Silberpfeil: Hamilton und Rosberg, Foto: Sutton
Freuen sich über den starken Silberpfeil: Hamilton und Rosberg, Foto: Sutton

Geregelte Teamorder?

Richtig spannend wird die teaminterne Angelegenheit, wenn beide Silberpfeile sich an der Spitze um den Sieg duellieren sollten. Vergangene Woche in Malaysia trat dieser Fall nicht ein, doch das Vorjahresrennen in Sepang mit der Multi21-Affäre rund um Red Bull und auch Mercedes ist noch fest in den Köpfen verankert. Gibt es dieses Jahr diesbezüglich eine Regelung bei Mercedes?

Ja und nein: Mercedes will Rosberg und Hamilton schon auf der Strecke gegeneinander kämpfen lassen, nur ein Doppel-Ausfall darf nie vorkommen. Vor der Saison wurden jedoch Szenarien für bestimmte Situationen ausgearbeitet und auch schriftlich fixiert. Nach Malaysia 2013 hatte Rosberg bereits gefordert, dass vorher geklärt werden müsse, wie sich die Fahrer im direkten Duell verhalten.

Am coolsten: Volle Attacke

Doch unterm Strich gebe es laut Rosberg keine Anstalten seitens der Führungsetage, eine Teamorder anzuwenden. "Es ist am coolsten, wenn wir beide Vollgas vorn attackieren - das will mein Team sehen", sagte Rosberg, und legte voller Euphorie nach: "Die wollen sehen, dass wir uns vorn duellieren, dass wir Show machen, dass wir Mercedes-Silberpfeile im Kampf sind - aber immer mit Respekt. Die vertrauen uns." Dieses Vertrauen mussten sich die beiden Fahrer in der Vergangenheit verdienen.

Wird immer wieder gern behauptet: Rosberg und Hamilton seien beste Freunde, Foto: Sutton
Wird immer wieder gern behauptet: Rosberg und Hamilton seien beste Freunde, Foto: Sutton

Keine besten Freunde

"Das ist Racing", sagte Rosberg. "Es gibt keine Vorgabe, Positionen zu halten. Das sind wir den Fans auch schuldig." Dass Rosberg vor seinem schnellen Teamkollegen zurücksteckt, dürfte sowieso nicht zu erwarten sein.

Die Geschichte, dass die beiden Mercedes-Piloten beste Freunde seien, wurde vor geraumer Zeit von beiden Seiten dementiert. "Wir verstehen uns gut und lachen auch mal zusammen", schilderte Rosberg das Verhältnis. "Gleichzeitig kann es auch mal ein bisschen schwieriger werden, aber es ist sehr neutral. Streit gibt es auch gelegentlich, aber danach ist alles wieder gut."