Lotus bleibt das ganz große Sorgenkind der Formel 1. Schon beim Saisonauftakt war das Team aus Entstone von schwerwiegenden technischen Problemen gebeutelt worden, die sich nun auch in Malaysia fortsetzten. Romain Grosjean und Pastor Maldonado gemeinsam brachten es in den beiden Trainingssitzungen am Freitag auf gerade einmal zwanzig Runden und hechelten der Konkurrenz damit erneut weit hinterher.

Problemzonen Motor und Bremsen

"Es ist frustrierend", gab Grosjean auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com mit einem tiefen Seufzer zu. "Jedes Mal, wenn wir ein paar Runden fahren möchten, treten neue Probleme auf." Im ersten Training streikte der Renault-Motor des Franzosen, während am Nachmittag ein Kabel durchbrannte und das Getriebe beschädigte, weswegen der E22 nach wenigen Umläufen einmal mehr ausrollte. Doch damit nicht genug, denn immer wieder blockierte auch das Bremssystem, was gleichermaßen an Software wie Hardware lag.

"Als Fahrer steige ich natürlich nicht mit einem Lächeln aus und man flucht auch ein bisschen, aber wir wissen, dass wir Probleme haben und sie Schritt für Schritt lösen müssen", deutete Grosjean an, wie der Ausweg aus der Krise gelingen könnte.

"Wir haben weniger Leute, die an Problemen arbeiten, und hinzukommt, dass wir die doppelten Probleme haben, weil der Motor nicht immer funktioniert und nicht zuverlässig ist", beschrieb der 27-Jährige das struktrelle Dilemma bei Lotus. "An einer Session heute war komplett Renault schuld, die andere lag an uns."

Die Basics fehlen

Weil Lotus nicht nur die ersten Testfahrten verpasste, sondern auch in weiterer Folge kaum Kilometer abspulte, konnten bislang noch nicht einmal die absoluten Grundlagen erlernt werden, auf die es in der Formel 1 ankommt. "Den Sprit zu managen ist ziemlich simpel, das haben wir letztes Jahr auch gemacht und die Reifen sind immer dieselbe Geschichte", so Grosjean. "Wenn unsere Autos endlich zuverlässig laufen und wir unsere Hausaufgaben machen, werden wir aufholen und bessere Ergebnisse erzielen."

Schwerstarbeit für die Mechaniker, Foto: Sutton
Schwerstarbeit für die Mechaniker, Foto: Sutton

Für den Samstag hat sich der Franzose zunächst einmal vorgenommen, in Q2 vorzudringen - sofern es denn sein Bolide zulässt. Aber würde er auch darauf wetten, dass er im Rennen die Zielflagge sieht? "Es ist schwierig, Geld zu verdienen, deshalb wette ich nicht darum", lautete seine vielsagende Antwort, die tief blicken lässt.

Kein Gefühl für das Auto

Pastor Maldonado machten am Freitag die Batterie sowie der Turbo einen Strich durch die Rechnung, weshalb sein Motor gewechselt werden musste und er den Sepang International Circuit überhaupt nur zwei Mal umrunden konnte. "Ich kann nichts tun, denn es ist ja kein Problem auf der Strecke", hob der Venezolaner ratlos die Schultern. Die Hoffnung beruht nun darauf, am Samstag einigermaßen problemfrei arbeiten zu können, um endlich ein Gefühl für den Wagen zu entwickeln.

"Niemand kennt das Potenzial des Autos. Ich möchte einfach nur pushen", erklärte Maldonado. Immerhin hätten auch andere Teams Schwierigkeiten, wenngleich diese nicht so gravierend seien, meinte der 29-Jährige. Der Unterschied zu den anderen Rennställen bestehe einfach darin, dass Lotus nicht zum Fahren komme und daher nicht in der Lage sei, genügend Daten zu sammeln, um Fortschritte zu erzielen. "Sie haben mehr Optionen", meinte der ehemalige Williams-Pilot mit Blick auf die Gegnerschaft.

Immer wieder neue Schwierigkeiten

Keineswegs würde man in der Fabrik in Enstone jedoch in die falsche Richtung arbeiten, versicherte Maldonado. Das Hauptproblem sei die Komplexität der Power Units, die immer wieder neue Defekte hervorrufen würden. "Wir haben auch etwas Pech", klagte er. "Vor zwei Wochen haben wir alle Probleme gelöst und jetzt haben wir wieder neue."

Würden nur Probleme in puncto Aerodynamik oder Effizienz auftreten, so wäre die Mannschaft in der Lage darauf zu reagieren, denn immerhin verfüge man ja über einen guten Windkanal, hielt der Venezolaner fest. Hakt es jedoch in Sachen Motor, seien einem weitestgehend die Hände gebunden. "Die Situation ist besorgniserregend, aber es liegt nicht nur an einem Team oder einer Abteilung", sagte er. "Es ist nicht nur Lotus und nicht nur Renault. Es ist ein Team. Wir müssen zusammenarbeiten, um die Probleme zu lösen."

Einfach nur racen

Trotz der vielen Steine, die es noch aus dem Weg zu räumen gilt, möchte Maldonado aber nicht den Kopf in den Sand stecken. "Ich betreibe seit 20 Jahren Motorsport, manchmal läuft es gut und manchmal schlecht", sprach er sich selbst Mut zu. "Wenn das Auto wieder funktioniert, werden wir da sein. In zwei Wochen kann man das Leben nicht ändern, aber hoffentlich werden wir die Probleme Schritt für Schritt in den Griff bekommen."

Lotus klammert sich vor allem an die Testfahrten, die in anderthalb Wochen in Bahrain stattfinden, sowie an den Europaauftakt der Formel 1 im Mai. Bis dahin will man einigermaßen in Tritt kommen, um die Aufholjagd zu starten. Bei diesem Vorhaben wird auch keine Rücksicht auf Strafen genommen - sollte es notwendig sein, wird das Team mehr als die fünf erlaubten Motoren pro Auto einsetzen. "Wir müssen einfach racen", stellte Maldonado klar.