Am 14. April entscheidet sich in Paris, ob Daniel Ricciardo seinen zweiten Platz aus Australien zurückerhält oder die Disqualifikation wegen des angeblich konstant zu hohen Benzinflusses aufrecht bleibt. Red-Bull-Teamchef Christian Horner ist voller Zuversicht, dass seine Mannschaft die Berufung gewinnen wird, da man nichts Verbotenes getan habe.

"Wir berufen, weil wir nicht glauben - und wir sind diesbezüglich extrem zuversichtlich -, dass wir die Regeln gebrochen und dem Motor mehr als die erlaubten 100 kg Benzin pro Stunde zugeführt haben", erklärte der Brite gegenüber Sky Sports. "Das ist der Grund für unsere Berufung. Wir fühlen, dass wir einen starken Standpunkt haben und es wird letztlich am Berufungsgericht liegen, die Entscheidung zu treffen."

Streitpunkt technische Direktive

Laut Horner gehe es in der Diskussion einzig und alleine darum, welche Messwerte richtig seien. "Wir haben einerseits einen Sensor, dessen Angaben schwanken und dessen Daten nicht korrekt sind, und auf der anderen Seite eine eigene Messung der Treibstoffzufuhr, die kalibriert ist, keine variierenden Werte über das Wochenende geliefert hat und von der wir wissen, dass ihre Angaben korrekt sind", führte er aus.

Darf Ricciardo doch noch jubeln?, Foto: Red Bull
Darf Ricciardo doch noch jubeln?, Foto: Red Bull

"Unsere Argumentation ist sehr simpel - dass wir nicht gegen das Technische Reglement verstoßen haben. Dass wir die Flussmenge nicht überschritten haben und dass der Sensor, den wir im Rahmen der Berufung hoffentlich demonstrieren können, fehlerhaft ist", so der Red-Bull-Teamchef weiter. Bei der Weltmeistermannschaft vertritt man die Ansicht, dass die Aufforderung der FIA, der man nicht nachkam, den vermeintlich zu hohen Treibstoffdurchfluss zu korrigieren, lediglich eine technische Direktive gewesen sei, aber keine Vorschrift.

"Diese Direktive ist die Meinung des Technischen Delegierten, aber keine Regel. Es ist einfach nur eine Meinung", stellte Horner klar und wies darauf hin, dass es ähnliche Fälle auch schon in Sachen Pirelli-Reifen-Test von Mercedes und Doppeldiffusor gegeben hätte. "Wir sind an das Technische Reglement gebunden und die Regeln sagen in Punkt 5.1.4., dass der Spritverbrauch nicht über 100 kg pro Stunde liegen darf - das war bei uns nicht der Fall. Daher ist unsere Sicht der Dinge, dass wir nicht gegen das Reglement verstoßen haben und technische Direktiven keinen regeltechnischen Wert haben."

Vorbild Luftfahrt?

Angesichts des Chaos rund um das Fuel-Flow-Meter in Australien hofft Horner, dass es bald eine verlässlichere Methode zur Messung des Benzinflusses geben wird, denn der gegenwärtige Zustand sei nicht tragbar. "Die Kalibrierung deines Sensors bestimmt deine Konkurrenzfähigkeit, was völlig falsch ist", kritisierte der Brite gegenüber Autosport. "Die Teams werden hunderte Sensoren kaufen, wie es manche Hersteller bereits getan haben, um zu versuchen, den besten zu wählen." Dies würde zu Verhältnissen wie im Go-Kart-Sport führen, wo es darum geht, den besten Vergaser zu finden, was kein akzeptabler Weg sei.

Nicht zuletzt weil in Melbourne mehrere Teams über nicht funktionierende Sensoren klagten, müssten sich FIA und Rennställe nun zusammensetzen und eine bessere Lösung finden, so Horner. "Die Formel 1 kostet viele Millionen Pfund. Es muss eine bessere Form der Messung geben als wir sie derzeit haben", machte der 40-Jährige seinen Standpunkt deutlich und schlug vor, dass sich die Königsklasse womöglich an der Luftfahrt orientieren sollte. In Flugzeugen sind drei Sensoren installiert, aus deren Daten der Mittelwert gebildet wird. "Wenn einer eine Abweichung zeigt, zählen die beiden anderen", erläuterte er. "Wir haben in der Formel 1 sehr fortschrittliche Technik, aber verlassen uns auf einen Sensor, der sich als problematisch erwiesen hat."