Lotus hätte sich nach dem Australien Grand Prix sicherlich noch ein paar Wochen mehr Zeit bis zum nächsten Rennen gewünscht. In Melbourne hatte das Team eklatante Probleme mit seiner Power Unit, was in der letzten Startreihe für Romain Grosjean und Pastor Maldonado und schließlich vorzeitigen Ausfällen im Rennen endete. Auf der Suche nach positiven Aspekten muss man tief graben. Allein die Tatsache, dass die beiden Lotus-Piloten im Lauf des Rennens auf zusammen 72 Runden kamen bevor sie das ERS-K verließ, gibt Grund zur Hoffnung.

Die große Frage vor dem Malaysia Grand Prix in genau einer Woche: Hat Lotus die mangelhafte Power Unit nun im Griff? Wie schnell der E22-Bolide ist, lässt sich sowieso noch nicht einschätzen - Zuverlässigkeit ist das große Zauberwort in Enstone. "Das Ziel ist, in Sepang ein unkompliziertes Wochenende zu haben", steckte sich Grosjean nach all den Schwierigkeiten der vergangenen Wochen realistische Ziele.

Gieriger Grosjean

Grosjean selbst konnte die Performance seines Autos nach dem Pannen-Auftakt noch nicht absehen, doch vieles deutet darauf hin, dass beim E22 noch sehr viel Luft nach oben ist. Wahrscheinlich hat das Team nur bedingt am Setup gearbeitet - ein weiterer Punkt auf der langen Liste. "Im Moment sind wir gierig", sagte Grosjean. "Wir wollen große Fortschritte wie in Australien machen - nicht nur ein oder zwei Zehntel, sondern große Zeitbrocken. Natürlich muss auch die Zuverlässigkeit besser werden."

E22 im Kiesbett: Standard bei Lotus, Foto: Sutton
E22 im Kiesbett: Standard bei Lotus, Foto: Sutton

Kollege Maldonado hatte in Melbourne die gleichen Probleme - nicht der Start, wie ihn sich der Venezolaner bei seinem neuen Arbeitgeber erhofft hatte, nachdem er sich in den vergangenen Jahren nicht selten über seinen Williams beschwert hatte. Maldonado musste lernen: Es geht sogar noch schlimmer. "Das ganze Wochenende war ziemlich unglaublich", sagte er. "Um ehrlich zu sein, habe ich so etwas noch nie erlebt. Wir sind im Nichts gestartet und hatten weiter Probleme."

Hoffnung: Wundertüte

Hoffnungsschimmer: Wenn der E22 irgendwann ans Laufen kommt, könnte er zumindest theoretisch schnell sein. Lotus hat es in den vergangenen Jahren stets verstanden, ein konkurrenzfähiges Chassis zu entwerfen. "Der E22 hat viel Potenzial und fühlt sich jedes Mal, wenn wir auf die Strecke gehen, besser zu fahren an", so Maldonado, der ein wenig auf Daniel Ricciardos Leistung baute: "Es ist eine lange Saison und wir müssen positiv sein, denn wir haben gesehen, dass ein Auto mit Renault-Motor auf das Podium fahren kann. Daher wissen wir, dass unser Motor um das Podium kämpfen kann."

Wann kommt der Lotus ans Laufen?, Foto: Sutton
Wann kommt der Lotus ans Laufen?, Foto: Sutton

Lotus: Malaysia Bilanz

Lotus in Malaysia: Bis inklusive 2011 startete Lotus unter der Flagge von Renault, der französische Autobauer war 2002 mit einem Werksteam in die Formel 1 zurückgekehrt. In Malaysia starteten die Autos von Renault respektive Lotus seither zwölf Mal und fuhren insgesamt zwei volle Erfolge und zwei Podestplätze ein. Die Siege gehen auf das Konto von Fernando Alonso (2005) sowie Giancarlo Fisichella (2006).

Romain Grosjean in Malaysia: Die Bilanz des Franzosen in Malaysia ist bis dato durchwachsen. 2012, bei seinem ersten Grand Prix in Sepang, ging er von Position sechs ins Rennen. Kurz nach dem Start kam es zwischen Grosjean und Michael Schumacher jedoch zu einer Berührung, woraufhin der Franzose ins Kiesbett rutschte und das Rennen vorzeitig aufgeben musste. In der Vorsaison erreichte Grosjean immerhin den sechsten Platz, nachdem er nur von Position elf gestartet war.

Pastor Maldonado in Sepang: Bei seinen drei bisherigen Auftritten auf dem Sepang International Circuit war der Venezolaner alles andere als vom Glück verfolgt. 2011 schied Maldonado aufgrund eines Elektronik-Defekts aus, 2012 streikte der Renault-Motor seines Williams-Boliden und im Vorjahr ließ ihn KERS im Stich. Somit wartet der Südamerikaner noch immer auf seine erste Zielankunft beim Großen Preis von Malaysia.

Doppelnasen-E22: Nur auf dem Papier schnell?, Foto: Sutton
Doppelnasen-E22: Nur auf dem Papier schnell?, Foto: Sutton

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Gibt es so etwas wie eine Wunderheilung in der Formel 1? Falls ja, könnte sie Lotus gut gebrauchen. Sicherlich wird das Team seine Power Unit-Probleme irgendwann im Griff haben und das Auto kann fahren, doch die Geschichte zieht einen Rattenschwanz nach sich. Erst wenn der E22 stabil läuft, kann Lotus an der Performance arbeiten - andere Teams haben diesen Schritt schon längst eingeleitet. Lotus läuft jetzt schon hinterher, und wenn man sich die Ressourcen in Enstone anschaut, ist mit Besserung über Nacht eher nicht zu rechnen. Wenn es dumm läuft, wird Lotus das neue (alte) Williams. Aber wer weiß das schon in diesen verrückten Zeiten... (Robert Seiwert)