Keine Frage: Die Wintertests für Red Bull waren eine einzige Katastrophe. Die Rundenzahl überschaubar, die Probleme hingegen nicht - von den Zeiten sprach beim Weltmeisterteam kaum jemand. Vor dem Saisonstart in Australien übt sich Teamchef Christian Horner nun im Extrem-Tiefstapeln. Nachdem Sebastian Vettel vor allem das letzte Jahr nach Belieben dominierte, erwartet Horner eine ähnliche Dominanz in diesem Jahr: "Aber vielleicht nicht von uns, sondern von Mercedes."

Wie stark ist Mercedes wirklich?, Foto: Sutton
Wie stark ist Mercedes wirklich?, Foto: Sutton

"Wenn sie in Melbourne zwei Runden vor der Konkurrenz ins Ziel kämen, dann wäre das keine Überraschung - basierend auf dem, was wir bei den Vorsaisontests gesehen haben. Der Vorsprung ist massiv", so Horner gegenüber britischen Medien. Ganz überraschend kommt das für den Briten nicht, schließlich hätte Mercedes "mehr und früher" Ressourcen für die Entwicklung nach dem neuen Reglement abgestellt.

Dabei hat Horner aber keineswegs nur den Werkssilberpfeil auf der Rechnung. "Von dem, was wir bisher gesehen haben, sind alle Mercedes-Teams in einer ziemlich guten Verfassung und wir nicht. Wir sind im Hintertreffen und müssen aufholen." An welchen Stellschrauben nun gedreht werden muss, ist kein Geheimnis.

"Das Hauptproblem, das wir in den Griff kriegen müssen, müssen wir gemeinsam mit unserem Motorenpartner lösen. Wir müssen einige Probleme lösen, die außerhalb unseres Kontrollbereichs liegen", machte der 40-Jährige Motorenlieferant Renault erneut Druck. Die Kühlprobleme, die vor allem in Jerez aufgetreten waren, hätten hingegen weitestgehend aussortiert werden können.

Fans freuen sich über Red-Bull-Probleme

Abgeschrieben hat Red Bull die Saison aber noch lange nicht. "Man wird ja über Nacht nicht zu Idioten", so Horner im Telegraph. "Wir haben eine Truppe mit starken Leuten." Vor allem das Vertrauen in Adrian Newey ist nach wie vor groß. "Dass uns die Leute jetzt schon abschreiben, das ist eben der Lauf der Dinge", gab er sich gelassen.

Dabei ist er sich durchaus der Tatsache bewusst, dass nicht jeder unbedingt mit Red Bull leidet: "Wenn man eine Zeit lang ganz oben war, dann wollen die Leute einen Wechsel, so dass viele Fans sich darüber freuen, dass wir Probleme haben." Doch die Vergangenheit macht im Mut: Auch der Start in das letzte Jahr verlief nicht optimal, am Ende dominierte Vettel die Konkurrenz nach Belieben.

"Sofern ich mich erinnern kann, waren wir am Ende immer stark", gab er zu bedenken. "Wir haben 19 Rennen, um die Dinge wieder zu richten." Ein möglicher Vorteil: Beim letzten Rennen der Saison gibt es erstmals in der Formel-1-Geschichte doppelte Punkte. Ein starker Endspurt könnte sich als doppelt auszahlen.