Das Jahr begann alles andere als gut für Williams. Erst wurde das neue Auto nicht rechtzeitig für die ersten Testfahrten fertig, dann folgte der mehr als enttäuschende Saisonauftakt. Neben dem sportlichen Misserfolg musste die Familie Williams auch privat eine schwere Zeit durchmachen. Der Gesundheitszustand von Firmengründer Frank Williams bereitet seit geraumer Zeit Sorgen, im März verstarb Frau Virginia Williams.

Seit April ist Claire Williams stellvertretende Teamchefin des Traditionsrennstalls und vertritt seitdem ihren Vater oftmals in wichtigen Meetings. Die Bilanz ihrer ersten Saison ist mit einem Zähler nicht gerade rosig, doch die 37-Jährige sieht die Schuld nicht bei sich. "Ich fühle zwar den Druck, aber ich bin zu Beginn der Saison gekommen, als die Arbeit bereits gemacht wurde. Ich bin also nicht rumgegangen und habe mir gedacht, was ich anders hätte machen können."

"Ich arbeite für die Zukunft und nicht für die Vergangenheit", stellte Williams ihre Sichtweise schnell klar. "Ich blicke nach vorne, ich erneuere das Team für die Zukunft und ich erlaube es nicht, nach hinten zu blicken." Dabei glaubt sie auch, vollste Unterstützung von ihrem Vater zu haben. "Ich glaube er versteht es, dass wenn man in einer neuen Saison kommt, es fast unmöglich ist, dramatische Änderungen am Auto vorzunehmen."

Zwar sah sie eine schwierige Saison auf sich zukommen, mit einer so schlechten Ausbeute hatte sich jedoch nicht gerechnet. Im vergangenen Jahr konnte Williams sogar noch einen Sieg feiern und hatte nahezu an jedem Wochenende ein Paket, das Platzierungen in den Punkten erlaubte, in diesem Jahr ist das Team aus Grove die letzte Stufe vor Marussia und Caterham. "Es war ein hartes Jahr - aber das Leben wäre ja langweilig, wenn man immer nur Erfolg hätte", versuchte sie die Situation mit Humor zu nehmen und die Saison als "Augenöffner" zu sehen.

Auch finanziell soll Williams nicht auf Rosen gebettet sein. Mit dem Abgang von Pastor Maldonado werden wohl weitere Millionen im Budget fehlen. Gegenüber formula1.com sah Claire Williams die Problematik nicht so dramatisch. "Wir haben ein Budget, dass es uns erlaubt, im nächsten Jahr Rennen zu fahren und uns geht es für die nächste Saison gut", versicherte sie.

Obwohl die Lage in der Formel 1 generell schwierig ist, sieht Williams keine schlechte Zeit auf ihr Team zukommen. "Natürlich ist es nicht gut, wenn ein Team schlecht ist, weil es die Partnerschaften einschränkt. Aber bei Williams können wir uns glücklich schätzen, weil wir eine fantastische Tradition und eine denkwürdige Marke in unserem Teamnamen Williams tragen. Wir haben also einiges zu bieten."

Davon, dass Williams die Entwicklung am Fahrzeug aus finanziellen Gründen zurückfahren hätte müssen, will Claire Williams nichts wissen. Seit geraumer Zeit laufen sogar zwei Entwicklungen gleichzeitig. Der FW35 wurde weiterentwickelt, der Bolide für nächstes Jahr entwickelt. "Wir haben Glück, dass wir so viele Ressourcen haben. Somit hat die Weiterentwicklung, die wir am diesjährigen Auto betrieben haben, die Entwicklung des nächstjährigen Autos nicht allzu sehr beeinflusst."