Das vorletzte Rennwochenende der Saison 2013 steht vor der Tür. Die Formel 1 gastiert zum zweiten Mal in Austin und niemand zweifelt daran, dass Sebastian Vettel seine Siegesserie fortsetzt und sich seinen ersten USA-Triumph sichert. Selbst Mark Webber hat die Hoffnung aufgegeben. Dahinter herrscht ein extrem spannender Kampf um die Plätze in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft. Kann sich Ferrari noch irgendwie über die Runden retten oder versetzen Mercedes und Lotus den Roten den K.o.? Motorsport-Magazin.com nimmt die Top-Teams unter die Lupe.

Red Bull

Die Analyse des Topfavoriten in Austin ist eigentlich hinfällig. Mit knapp einer halben Sekunde Vorsprung auf den ersten Mercedes von Nico Rosberg und 0,1 Sekunden vor Teamkollege Mark Webber dominierte Sebastian Vettel nach einem experimentierfreudigen ersten Freien Training den Nachmittag erneut nach Belieben. Auch auf den Longruns zeigte sich der vierfache Weltmeister von seiner besten Seite und war konstant eine Sekunde schneller als die Silberpfeile.

Wieder großer Favorit: Sebastian Vettel, Foto: Sutton
Wieder großer Favorit: Sebastian Vettel, Foto: Sutton

Obwohl Webber nicht allzu weit hinter seinem Teamkollegen zurücklag, gilt Vettel weiter als großer Favorit auf den Rennsieg - es wäre sein achter in Folge und damit würde der Heppenheimer Michael Schumachers Rekord aus der Saison 2004 knacken. Webber machte sich offenbar keine allzu großen Hoffnungen auf ein Highlight kurz vor dem Ende seiner F1-Karriere - Erinnerungen an das vergangene Rennwochenende wurden wach. Angesprochen auf seinen zweiten Rang in Abu Dhabi beim vorigen Rennen gestand Webber: "Sebastian war nach dem Qualifying zunächst nicht allzu glücklich, aber im Rennen hat er uns dann zerstört."

Mercedes

Als erste Kraft hinter den Red Bulls zeigte Mercedes mit den Plätzen drei und vier für Nico Rosberg und Lewis Hamilton bereits am Freitagnachmittag deutlich Präsenz. Im Kampf um Konstrukteursrang zwei scheint Ferrari von Rennen zu Rennen abgeschlagener und chancenloser. Mercedes hat aktuell 334 Punkte auf dem Konto, die Roten belegen mit elf Zählen Rückstand den dritten Rang. Bei normalem Verlauf in Austin müsste das Silberpfeil-Duo den Vorsprung auf Ferrari weiter ausbauen können - zu schwach präsentierten sich Fernando Alonso und Felipe Massa bislang auf dem Circuit of the Americas.

Spezielles Helm-Design: Lewis Hamilton, Foto: Sutton
Spezielles Helm-Design: Lewis Hamilton, Foto: Sutton

Wahrscheinlich hätte Mercedes im 2. Training noch einiges schneller gekonnt. Eine halbe Sekunde Rückstand auf Red Bull erscheint doch ein wenig hoch und ist ein Hinweis darauf, dass die Silberpfeile ordentlich vollgetankt waren. Ein Fragezeichen steht noch hinter dem Reifen-Management. In Austin sollte eine Ein-Stopp-Strategie die beliebteste Renn-Taktik werden - können Hamilton und Rosberg da mithalten oder macht ihnen ein zusätzlicher Reifenwechsel einen Strich durch die Rechnung?

Lotus

Heikki Kovalainen entpuppte sich als die große Überraschung im Feld und erzielte in Kimi Räikkönens Boliden die fünftschnellste Zeit des Tages. Damit schaffte er es bereits an seinem ersten Tag im neuen Arbeitsgerät, den derzeit gut aufgelegten Romain Grosjean zu schlagen. Mehr als die dritte Startreihe sollte für Lotus auf dem Circuit of the Americas zwar nicht drin sein, jedoch ist die große Stärke der gold-schwarzen Flitzer neben der konstant guten Racepace auch der schonende Umgang mit den Pirelli-Pneus.

Sauberer Einstand: Heikki Kovalainen, Foto: Sutton
Sauberer Einstand: Heikki Kovalainen, Foto: Sutton

Fraglich allerdings, inwieweit sich dies in Austin bezahlt macht. Sollte eine Ein-Stopp-Strategie für die meisten Teams problemfrei möglich sein - danach sieht es derzeit aus - wäre Lotus eines Vorteils beraubt. Eine gute Ausgangslage im Qualifying wird also entscheidend sein und auf der schnellen Runde hinterließ der E21 nicht immer den besten Eindruck. Zuletzt überzeugte Grosjean allerdings auch am Samstag und von Kovalainen mangels Erfahrung keine allzu große Überraschung zu erwarten sein dürfte, spielt Grosjean schon jetzt den Lotus-Anführer. Er wird sich wohl mit Mercedes um den oft zitierten 'Best of the Rest' prügeln.

Ferrari

Mit einem enttäuschenden Freitag scheinen für die Scuderia die Weichen auf Niederlage gegen Silber und somit maximal Konstrukteursrang drei gestellt. In einem wenig aussagekräftigen ersten Training, das durch Nebel verschoben und verkürzt sowie durch die Abstinenz des Rettungshubschraubers zudem unterbrochen wurde, sicherte sich Fernando Alonso die Top-Position. Bereits am Nachmittag fiel der Spanier bei regulärem Betrieb jedoch bis auf Rang zehn zurück - Felipe Massa kam gar nicht über Rang zwölf hinaus.

Für Ferrari wird es eng, Foto: Sutton
Für Ferrari wird es eng, Foto: Sutton

Der seit Wochen schwächelnde Ferrari wurde am Freitag sogar von Motor-Kunde Sauber düpiert und scheint zudem auch gegen McLaren den Kürzeren zu ziehen. Sollte über Nacht kein Wunder geschehen, blüht der Scuderia ein Kampf um die hinteren Punkteränge. Sollte Lotus mit Ersatzfahrer Kovalainen gute Punkte einfahren, könnte mit etwas Pech somit sogar noch einmal der dritte Rang bei den Herstellern wackeln. Immerhin: Alonso ist nach seiner Kerb-Einlage in Abu Dhabi wieder vollständig genesen und immer für eine Überraschung gut.