Auch im zarten Rennfahrer-Rentenalter von 84 Jahren kann es Sir Stirling Moss nicht lassen auf Rekordweltmeister Michael Schumacher einzuschlagen. "Schumacher war ein toller Fahrer, aber seine größte Leistung war es, als Ferrari am Boden war. Er hatte ein paar Designer und hat sie wieder zurück an die Spitze geführt", so Moss gegenüber britischen Medien. "Aber die sieben Weltmeistertitel täuschen. Das spiegelt nicht die wahre Situation wieder."

Als Schumacher 1996 zu Ferrari kam, lag die Scuderia am Boden, Foto: Sutton
Als Schumacher 1996 zu Ferrari kam, lag die Scuderia am Boden, Foto: Sutton

Was der viermalige Vizeweltmeister damit meint: "Er hat diese Titel geholt, man kann sie ihm nicht wegnehmen und ich respektiere das auch. Aber wenn man über großartige Fahrer spricht, dann passt er nicht in gleicher Weise in diese Reihe." Dabei stört sich der 16-fache Grand-Prix-Sieger nicht nur am fahrerischen Können des Kerpeners. "In der Art und Weise, wie Schumacher Dinge getan hat, war er ein bisschen fehlerbehaftet. Und er hat ein paar Dinge getan, die etwas unverschämt waren. So war er in der Öffentlichkeit und so ist er als Person."

Zwar halte er den Rekordweltmeister nicht für einen schlechten Menschen, Vettel sei jedoch "etwas anderes." Vor allem die Verbissenheit, die Schumacher bei seinen Erfolgen an den Tag legte, unterscheide die beiden. "Es ist absolut unglaublich das tun zu können, was er macht. Und mit welcher Leichtigkeit er das macht", lobte Moss Vettel. "Er ist ein bemerkenswerter Mensch und ein außergewöhnlicher Fahrer."

Sir Stirling Moss in einem Maserati 250F, Foto: Sutton
Sir Stirling Moss in einem Maserati 250F, Foto: Sutton

Mit den Piloten seiner Ära - Moss fuhr von den frühen 50er -Jahren bis in die frühen 60er-Jahre in der Königsklasse - wollte er den jüngsten Vierfach-Weltmeister aller Zeiten aber nicht vergleichen. "Wir haben damals unglücklicherweise drei oder vier Fahrer in einem Jahr verloren. Ein Formel-1-Auto damals am Limit zu bewegen war damit verbunden, dass man schnell sterben konnte und das macht es unterschiedlich." Das ändert jedoch nichts an seiner Bewunderung für den jungen Heppenheimer. "Ich bin ein großer Vettel-Fan. Er ist noch so jung, er kann bestimmt zehn Titel holen."

Auch wenn es in der Königsklasse aktuell tolle Fahrer gibt, an ein baldiges Ende der Vettel-Dominanz glaub Stirling Moss nicht. "Er ist so gut. Ein paar andere sind auch noch außerordentlich gut - wie zum Beispiel Alonso -, aber man darf nicht glauben, dass sie ihn schlagen können, solange er vollen Rückhalt von Red Bull hat."