Kimi Räikkönen ist derzeit in aller Munde. Setzt der Finne seinen angedrohten Boykott wirklich in die Tat um und streikt bei den letzten beiden Saisonrennen in Austin und Brasilien? Laut eigener Aussage habe Räikkönen in dieser Saison noch kein Gehalt von Lotus gesehen und das Team aus Enstone scheint sogar Probleme zu haben, die Rechnungen von diversen Zulieferern zu begleichen. Räikkönen tauchte in Abu Dhabi erst am Freitag auf, um einige Dinge zu klären - vor allem finanzieller Natur.

Beim Qualifying nahm er zumindest im Lotus-Boliden Platz und stellte das Auto auf Startplatz fünf. Fraglich bleibt jedoch, wie es weitergeht mit dem künftigen Ferrari-Piloten - bekommt Lotus schnell genug ausreichend Geld zusammen, um den Eismann zu entlohnen? "So wie es jetzt aussieht, hat das Team nicht das nötige Geld, um Fahrer und ein paar Zulieferer zu bezahlen", schilderte Sir Jackie Stewart die heikle Lage bei Lotus. Stewart kennt sich mit den finanziellen Belangen der Truppe aus Enstone aus, er fungiert als Berater für das Unternehmen von Teambesitzer Gerard Lopez, Genii Capital. Die Chancen, dass Räikkönen sein Geld rechtzeitig bekommt, stünden gut.

"Die Besitzer sagen mir, dass dieses Problem spätestens bis zum Grand Prix in Austin gelöst ist", klang Stewart zuversichtlich. "Ich hoffe, dass das stimmt und Kimi die Saison beendet. Er ist ein großartiger Fahrer und hat mit dem Team tolle Resultate erzielt." Nach dem Rennen in Abu Dhabi hat Lotus knapp zwei Wochen Zeit, bis im US-amerikanischen Austin das vorletzte Grand-Prix-Wochenende des Jahres über die Bühne geht, wobei Stewart das Team in Schutz nimmt. "Lotus ist nicht das einzige Team, das seinen Fahrer nicht bezahlen kann. Ich könnte noch drei weitere Teams nennen", so der 74-Jährige.

Sollte Räikkönen wirklich nicht an den Start gehen, wäre das ein herber Rückschlag für Lotus. Das Team steckt mitten im Kampf um den zweiten Platz in der Konstrukteurs-Meisterschaft. Aktuell haben Räikkönen und Teamkollege Romain Grosjean 285 Punkte gesammelt - lediglich 28 Zähler Rückstand auf das zweitplatzierte Mercedes. Ferrari hat als Dritter in der Gesamtwertung 309 Punkte auf dem Konto. Anstelle von Räikkönen würde dann wohl Ersatzmann Davide Valsecchi ins Cockpit steigen - der GP2-Champion von 2012 besitzt allerdings kaum Erfahrung in der Formel 1.

Räikkönens Verhalten sorgte für reichlich Diskussionsstoff. In einer Umfrage von Motorsport-Magazin.com stärkte die Mehrheit dem Finnen jedoch den Rücken. 55 Prozent der User (Stand: 2. November, 17:00 Uhr) waren der Meinung, dass Räikkönens Reaktion angemessen sei. 30 Prozent der Umfrage-Teilnehmer sahen Räikkönens Verhalten als verständlich an, Lotus zolle ihm zu wenig Respekt. Nur 12 Prozent vertraten die Ansicht, dass sich der frühere Weltmeister unprofessionell verhalte.