Nico Hülkenberg ist am Donnerstag in Abu Dhabi krank. Er hat sich wohl aus Indien eine böse Magenverstimmung mitgebracht, sodass noch nicht wirklich sicher ist, dass er am Freitag in Abu Dhabi auch fahren kann. Der Emmericher muss wohl auch damit rechnen, dass sich seine Hoffnungen auf ein Cockpit bei Lotus für 2014 sehr bald komplett zerschlagen oder vielleicht schon zerschlagen haben - obwohl er ja immer der absolute Favorit von Teamchef Eric Boullier war.

Die Gerüchte im Fahrerlager verdichten sich jedenfalls, dass Maldonado bei Lotus entweder schon unterschrieben hat oder zumindest sehr bald unterschreiben wird. Das hieße dann erstens: Aus dem seit Monaten angekündigten und immer wieder verschobenen Quantum-Deal - Geld, hinter dem der Sultan von Brunei als Frontmann für noch andere Geldgeber stecken soll - wird wohl doch nichts. Zweitens: Die Mission von Lotus, wo man letztes Wochenende eine mehrköpfige Abordnung nach Venezuela schickte, um unter anderem mit der Tochter von Hugo Chavez als Vermittlerin weitere PDVSA-Millionen für Maldonado zu sichern, war erfolgreich.

Maldonado persönlich macht in Abu Dhabi jedenfalls einen deutlich entspannteren Eindruck als zuletzt, auch wenn er zu den Gerüchten lieber gar nichts sagt, nur meint, er hoffe, dass die "wichtige Entscheidung, die ansteht, auch eine gute für meine Zukunft ist".

Maldonado ist auf dem Sprung zu Lotus - die Geldkoffer sind gepackt, Foto: Sutton
Maldonado ist auf dem Sprung zu Lotus - die Geldkoffer sind gepackt, Foto: Sutton

Sicher war es ja nicht, dass der Sieger von Barcelona 2012 nach dem Tod von Chavez und mehreren verärgerten Anfragen der Opposition zum Thema "staatliches Formel-1-Sponsoring bei gleichzeitig immer größer werdenden Problemen im Land" sein Geld für Lotus bekommen würde. Vor allem deshalb, weil PDVSA jetzt anscheinend doppelt zahlen muss. Aus dem Williams-Vertrag kommt man wohl nicht komplett heraus, muss deshalb zumindest einen Teilbetrag weiter zahlen. Der käme dann sehr wahrscheinlich Felipe Massa zugute - der bei Ferrari nicht mehr erwünschte Brasilianer, der ursprünglich einmal gesagt hatte, nur in einem absolut konkurrenzfähigen Auto in der Formel 1 weitermachen zu wollen, ist ja für das freiwerdende Maldonado-Cockpit schon fast gesetzt.

Für Hülkenberg bedeutet das: Es gibt nur noch zwei Optionen - Force India, wo ihn ja "Formel-1-Orakel" Eddie Jordan sieht, oder eben doch bei Sauber bleiben. Auch wenn dort im Laufe des Sommers auch durch die finanzielle Situation und den öffentlichen Umgang des Hülkenberg-Managements damit schon sämtliche Tischtücher zerschnitten schienen: Im Moment scheint da, auch durch die gemeinsamen Erfolge der letzten Rennen und durch pragmatische Überlegungen auf beiden Seiten, wieder eine deutliche Annäherung stattzufinden.

Hülkenberg sitzt wohl auch 2014 wieder im Sauber, Foto: Sutton
Hülkenberg sitzt wohl auch 2014 wieder im Sauber, Foto: Sutton

Schließlich ist der 26-Jährige mit seinem ausgewiesenen Talent für Sauber ganz sicher ein sportlicher Gewinn, und ihm selbst täte es sicher auch nicht schlecht, einmal ein bisschen Kontinuität in seine Karriere zu bringen, einmal zwei Jahre beim gleichen Team zu verbringen. Außerdem scheint die Option Force India, wo Hülkenberg ja schon 2012 fuhr, ehe er zu Sauber wechselte, auch nicht sehr sicher zu sein.

Adrian Sutil bleibt wohl auf jeden Fall dort - und auch wenn sich das Team von Paul di Resta trennen sollte: Da stehen auch noch andere Namen auf der Liste, etwa Max Chilton, der sich mit einem zweistelligen Millionenbetrag im Gepäck anbietet, oder der dänische McLaren-Schützling Kevin Magnussen, diesjähriger Sieger der Renault-World-Series, den McLaren unbedingt in der Formel 1 unterbringen möchte. Auch mit dem Druckmittel, dass Force India wohl noch Millionen-Schulden bei seinem britischen Kooperationspartner hat.

Im Moment spricht also einiges dafür, dass die Ehe Sauber-Hülkenberg am Ende doch in ein zweites Jahr geht. Was, sieht man die momentane sportliche Entwicklung und die offensichtlich verbesserte finanzielle Situation bei den Schweizern, die im nächsten Jahr dank des Russland-Deals noch solider werden soll, ja nicht schlecht sein muss. Prognosen abzugeben, welches der Mittelfeld-Teams 2014 die beste Option sein wird, ist angesichts der großen Reglementänderungen sowieso unmöglich.