Luca di Montezemolo gefiel nicht, was er beim Ungarn Grand Prix sah. Gleich zwei Dinge waren dem mächtigen Mann von Ferrari ein Dorn im Auge: zum einen der konkurrenzlose Ferrari, zum anderen Fernando Alonso. Der hatte sich nach seinem fünften Platz in Budapest über die Pace des Autos beschwert und meinte, dass Ferrari derzeit nicht auf der Höhe des Geschehens sei. Die Gerüchte über einen Wechsel zu Red Bull verbesserten die Gesamtsituation nicht unbedingt. Das stieß Montezemolo und dem restlichen Team offenbar bitter auf.

"Für alle großen Champions, die je für Ferrari gefahren sind, galt es immer, die Interessen des Teams über die eigenen zu stellen", so Montezemolo zu Alonso. "Das ist jetzt der Moment, ruhig zu bleiben, nicht polemisch zu werden und Hingabe sowie Demut zu zeigen, indem man sich selbst einbringt und sowohl auf und abseits der Strecke für das Team einsteht." Eine Lehrstunde über richtiges Verhalten vom Chef höchstpersönlich an Alonso - und das an dessen 32. Geburtstag. Nur äußerst selten muss der Spanier seitens der Teamführung öffentliche Kritik einstecken, doch diesmal sah Montezemolo offenbar keine andere Möglichkeit.

Fakt ist: Ferrari ist seit geraumer Zeit nicht siegfähig und Alonso verliert im WM-Kampf immer weiter an Boden auf Sebastian Vettel. Nach Ungarn musste Alonso seinen zweiten Platz in der Gesamtwertung an Kimi Räikkönen abtreten, sein Rückstand auf Dauer-Champion Vettel beträgt nun 39 Zähler. Alonso punktet zwar konstant, verschlechterte sich seit Kanada aber in jedem Rennen um eine Position. Da nicht nur Lotus, sondern auch Mercedes aktuell stark unterwegs sind und Red Bull das Leben schwer machen, muss sich Ferrari derzeit mit der Rolle der vierten Kraft in der Formel 1 begnügen.

Deshalb mahnte Montezemolo das Team dazu, jetzt mit dem sprichwörtlichen Messer zwischen den Zähnen zu arbeiten. Eine Woche bleibt der Truppe noch Zeit, mehr Speed aus dem Auto heraus zu kitzeln, bis die Sommerpause startet und die Werke für zwei Wochen lang geschlossen werden müssen. "Der Ferrari, den ich im gestrigen Rennen gesehen habe, hat mir nicht gepasst", machte Montezemolo keinen Hehl aus seinem Ärger. Sehr deutlich habe er das Team dazu aufgefordert, sofort das Tempo bei der Entwicklung zu erhöhen. Ab dem kommenden Rennen in Spa-Francorchamps solle Ferrari wieder in der Lage sein, Rennen zu gewinnen, forderte der Präsident.