Sebastian Vettel wurde am Donnerstagmorgen überrascht. Der amtierende Weltmeister reagierte genauso verdutzt wie viele andere im Fahrerlager über die Nachricht, dass Mark Webber am Ende des Jahres seine Formel-1-Karriere an den Nagel hängen und zu Porsche wechseln wird. Dass der Australier wohl nicht noch eine Saison bei Red Bull verbringen würde, war relativ klar. Der Zeitpunkt der Bekanntgabe - einen Tag vor Beginn des Rennwochenendes in Silverstone - sorgte aber für viele Fragezeichen. "Er kennt hier viele Leute und hat viele Fans, vielleicht war das der Grund", rätselte auch Vettel. "Jeder macht seine Sachen so, wie er es für richtig hält."

Webber betonte, dass er Red Bull mit der Bekanntgabe nicht in den Rücken fallen oder die Vorbereitungen des Teams auf das Rennwochenende stören wollte. Red-Bull-Besitzer Dietrich Mateschitz habe sowieso seit geraumer Zeit Bescheid gewusst und Teamchef Christian Horner habe er ebenfalls rechtzeitig informiert. Mit Teamkollege Vettel hatte es zuvor kein Gespräch gegeben. Nach einigen Vorfällen in der Vergangenheit kein allzu großes Wunder. All den Trubel um Webbers Abschied aus der Königsklasse nach elf Jahren wollte Vettel nicht zu hochspielen, dies würde die Beziehung untereinander nicht stören.

"Es ist wichtig, dass man sich auf der Strecke respektiert und das war bei Mark und mir immer der Fall", erklärte Vettel. "Was abseits der Strecke passiert, steht auf einem anderen Papier. Ich denke nicht, dass Mark in den kommenden Rennen noch mehr pushen wird als sonst, wir geben sowieso beide immer Vollgas. Wir waren nie beste Freunde und werden es wohl auch nicht mehr, aber auf der Strecke haben wir uns immer respektiert." Im Vergleich zu gewissen anderen Teams sei das berufliche Verhältnis sogar gut. Vettel: "Wenn man sich andere Fahrer-Paarungen anschaut, sieht es bei denen schlechter aus in Sachen Respekt."

Nach der Teamorder-Affäre beim Malaysia Grand Prix in diesem Jahr schien das Tischtuch zwischen Vettel und Webber endgültig zerschnitten und nicht wenige vermuten, dass dieser Vorfall in Webbers Zukunftsplanungen miteinfloss. Laut Vettel sei die Angelegenheit jedoch geklärt worden. "Wir haben ausreichend über Malaysia gesprochen", sagte Vettel. "Wir waren beide nicht glücklich mit dem, was da passierte. Aber solche Sachen verändern nicht die Welt. Vor drei Jahren hatten wir nach dem Rennen in der Türkei auch unterschiedliche Ansichten, waren danach aber erfolgreich."

Dass sich die beiden das eine oder andere Mal in die Quere kamen, dürfe man laut Vettel nicht überbewerten. Frei nach dem Motto: That's racing. Vettel: "Wenn man ähnlichen Speed hat, kämpft man früher oder später um den gleichen Platz auf der Strecke. Dass man sich hier und da mal in die Quere kommt, mag sein. Das gehört zum Rennfahren dazu, ist aber nicht schlimm." Webbers Entscheidung, auf die Langstrecke und nach Le Mans zurückzukehren, begrüßte Vettel. "Das ist ein interessantes Projekt, in den vergangenen Jahren wurde da viel Geld investiert", sagte er. "Die Autos sind stark und technisch auf sehr hohem Niveau. Das ist eine gute Alternative zur Formel 1."