Nun ist die Katze also aus dem Sack, Mark Webber verabschiedet sich zum Jahresende aus der Formel 1. Schon seit einer halben Ewigkeit wurde der Australier mit einem Sportwagen-Engagement bei Porsche in Verbindung gebracht, doch immer wieder hatten sämtliche Beteiligte vehement dementiert. Was ist nun von Webbers Rücktritt aus der Königsklasse zu halten? Die einen werden sagen, dass alles andere als Formel 1 nur einen Abstieg bedeuten kann: Ich sage: Herzlichen Glückwunsch Mark, das war genau die richtige Entscheidung! Dass er nächstes Jahr nicht noch einmal für Red Bull fahren würde, war nach den Querelen der vergangenen Monate kein allzu großes Geheimnis. Sebastian Vettel ist und bleibt der Platzhirsch bei den Bullen, daran hätte sich sowieso nichts geändert.

Webber hätte sich also ein neues Cockpit bei einem anderen F1-Team suchen müssen. Doch wohin? Die Top-Cockpits sind größtenteils auf lange Sicht besetzt und ein verdienter Fahrer wie Webber muss sich ein Mittelfeld-Team einfach nicht mehr antun. Was hätte er bei Williams und Co. denn noch gewinnen sollen? Zwölf Jahre und mehr als 200 Grands Prix lang jagte er dem WM-Titel hinterher, hatte am Ende aber meist Teamkollege Vettel vor der Nase. Der Titeltriumph wäre die Krönung einer großartigen Formel-1-Karriere gewesen, doch bei manchen Fahrern soll es nun einmal nicht sein.

Gelegentlich wurde Webber die Nachfolge von Felipe Massa bei Ferrari angedichtet, doch seien wir einmal ehrlich: Wer hätte denn wirklich geglaubt, dass sich der 36-jährige Webber ein weiteres Mal hinter einem dominanten Teamkollegen - in diesem Fall Fernando Alonso - anstellen würde... Bleibt also nur der Wechsel in den Sportwagenbereich, um weiter auf höchstem Niveau fahren zu können. Und was würde sich da besser anbieten, als die Sportwagenweltmeisterschaft, in die Webber im besten Alter eintreten wird. Siehe Tom Kristensen, der gerade erst zum neunten Mal in Le Mans siegen konnte.

Webber hat es genau richtig gemacht. Während der eine oder andere, ehemalige F1-Fahrer ebenfalls in den Sportwagenbereich wechselte, dort aber nur selten im Fokus steht, steigt Webber direkt oben ein; in Porsches neuen LMP1, in die Oberklasse der Prototypen. Kaum jemand zweifelt daran, dass die Zuffenhausener ein erfolgreiches Projekt auf die Beine stellen, schließlich wurde das Team in Weissach auf mehr als 200 Mitarbeiter ausgebaut und viele Millionen für das Prestige-Projekt investiert - Ausmaße wie in der Formel 1.

Kann man trotzdem von einem Abstieg des Mark Webber sprechen? Klar, die Formel 1 ist und bleibt die Königsklasse in Sachen Motorsport, doch der WEC fehlt nicht mehr viel auf dem Weg dorthin. Weitere Hersteller werden neben Porsche einsteigen und Werkssport auf höchstem Leven bieten. Ein Sieg in Le Mans - dem wichtigsten Rennen der Welt - bringt nicht nur Prestige, sondern auch Werbe-Millionen en masse. Während sich die Formel 1 in der Krise befindet, herrscht in der WEC große Aufbruchsstimmung - und Webber ist mittendrin. Trotz mangelnder Sportwagen-Erfahrung wird Webber - bei allem Respekt vor Jani, Bernhard und Dumas - Porsches mediales Aushängeschild. Endlich steht er nicht mehr in der zweiten Reihe.