Es gab immer wieder Geschäftsmänner, die sich in die Formel 1 eingekauft haben. Diese Teams sind nicht lange geblieben und es ist nur eine Frage der Zeit, wann auch Lotus ihnen folgt - so lautet der allgemeine Tenor im spanischen Fahrerlager. Der Abgang von Technikdirektor James Allison untermauert diese Behauptung. Es scheint, als würden alle das sinkende Schiff namens Lotus verlassen.

Lopez stand Motorsport Rede und Antwort, Foto: Sutton
Lopez stand Motorsport Rede und Antwort, Foto: Sutton

Den Grund sehen viele in Teambesitzer Gerard Lopez, der der Formel 1 ein Rätsel aufgibt. Kaum einer weiß, was Lopez, ein Milliardär und Investmentbanker aus Luxemburg, wirklich macht oder was hinter seiner Firma Genii Capital steckt. Gegenüber Motorsport-Magazin.com erklärte Lopez: "Es ist kein normales Unternehmen, sondern eher eine Plattform. Die ganzen Unternehmen, die wir haben, werden wie die Formel 1 geschäftlich gehandhabt. Verschiedene Unternehmen sind auch sehr bekannt, wir sagen auch nicht sehr oft, wo wir unsere Hände im Spiel haben."

Nicht gerade eine vertrauensvolle Aussage. Im Fahrerlager heißt es, dass Lopez es satt hatte, trotz seiner vielen Millionen keine Aufmerksamkeit zu bekommen. Deshalb suchte er sich F1-affine Partner und kaufte Lotus - nicht gerade die perfekte Basis für ein Team. Das soll auch mitein Grund sein, weshalb Lotus trotz der Erfolge immer noch keinen Hauptsponsor gefunden hat. Dabei könnte Lotus finanzielle Unterstützung gut gebrauchen, denn wie die meisten Rennställe hat auch Lotus Schulden.

Schulden von 70 Millionen

Im Vorjahr soll Räikkönen aufgrund seines ausgeklügelten Vertrags samt Punkteprämie Lotus sogar in die Bredouille gebracht haben, nicht sofort bezahlen zu können. Auch andere Teammitglieder sollen in der Gehalts-Warteschleife des Teams festgehangen haben. "Man kann immer mit irgendwelchen Entschuldigungen kommen, aber das ist ganz klar ein schlechtes Zeichen", sagt Martin Brundle Motorsport-Magazin.com. Im Geschäftsbericht des Rennstalls vom 31. August 2012 belief sich der Schuldenstand auf rund 70 Millionen.

Aktuell soll sich der Schuldenstand weiterhin im zweistelligen Bereich befinden. Es ist fraglich, wie lange Lopez für das Projekt Formel 1 in die eigene Tasche greifen will, immerhin steht mit dem neuen Motoren-Reglement 2014 bereits der nächste Kostenhammer vor der Tür. Lopez selbst gab offen zu, dass die Formel 1 für ihn viel mehr ein Köder darstellt als ein Verkaufsargument. "Unsere Unternehmen sind nicht das Mega-Highlight, wenn es um Medienberichterstattung geht. Die Formel 1 ist hingegen sehr medienträchtig und von daher ist es für uns eine super Plattform. Wir haben um die 60 Beteiligungen in verschiedenen Firmen, die Formel 1 ist eine davon", sagte Lopez.

Gleichzeitig betonte er, dass die Formel 1 das Unternehmen nicht definiert. Angesichts solcher Aussagen verwundert es nicht, dass Allison lieber in den sicheren Hafen von Ferrari umzieht. Sollte ihm das letzte Lotus-Aushängeschild, nämlich Kimi Räikkönen, folgen, dann könnte Lopez so schnell aus der Formel 1 verschwinden wie er gekommen ist.