Obwohl der Malaysia GP schon mehr als einen Monat zurückliegt, reißen die Diskussionen über die umstrittene Aktion von Sebastian Vettel nicht ab. DTM-Legende Bernd Schneider kennt Mark Webber noch aus einer gemeinsamen Zeit bei Mercedes, als sie sich 1998 beim 24 Stunden Rennen von Le Mans das Cockpit des legendären Mercedes CLK LM teilten und schätzt seinen ehemaligen Teamkollegen sehr. "Wir sind Freunde. Eigentlich ist Mark ein sehr netter Kerl und immer geradeaus."

Im Umkehrschluss bedeutet das für den fünfmaligen DTM-Champion, dass sich bei Red Bull schon vor der Malaysia-Affäre einiges zugetragen haben muss. "Es muss im Team einiges vorgefallen sein, dass es sich so entwickelt hat." Auch die Tatsache, dass Mark Webber seinem Teamkollegen beim Saisonfinale in Brasilien nur wenig hilfreich zur Seite stand, ist für Schneider ein Indiz dafür, dass es schon länger Differenzen zwischen den beiden Red Bull Piloten gibt. "Im Endeffekt sind es zwei Charaktere, die überhaupt nicht miteinander können", resümierte der Wahlschweizer, der Vettels Aktion für nicht besonders klug hält. "Ich glaube aber nicht, dass sich Sebastian mit seinem Verhalten einen Gefallen getan hat."

Gegenüber Spox.com erklärte der Mercedes-Markenbotschafter auch, weshalb er das Überholmanöver für einen ungeschickten Schachzug hält und gibt noch einen Hinweis auf Webbers Zukunft. "Er [Sebastian Vettel] hat jetzt keinen normalen Konkurrenten, sondern er hat jetzt einen sehr verbissenen, verbitterten Teamkollegen, der in seiner letzten Saison für Red Bull ist." Der Deutsche habe jetzt vom Australier nichts mehr zu erwarten, weder Informationen des Teamkollegen, noch ein Nachgeben auf der Strecke. "Er wird überhaupt nichts für Sebastian tun", ist sich Schneider sicher.

Mit Fernando Alonso hat der Heppenheimer ohnehin einen unangenehmen Gegner auf und abseits der Strecke, mit Webber könnte er jetzt einen ähnlich verbissenen Kontrahenten herbeigerufen haben. "Er hat jetzt definitiv einen weiteren richtigen Gegner im Feld, wahrscheinlich einen noch schlimmeren als Alonso." Aber besonders die Reaktion des Dreifachweltmeisters nach dem Rennen stört den 48-Jährigen. "Ich verstehe nicht, warum er dann nicht direkt gesagt hat, dass es eine Retourkutsche [für Brasilien 2012] war. Im Ausland hat er sich damit nicht sehr beliebt gemacht." Vettel hatte sich zunächst bei Webber für seine Aktion entschuldigt, beim nachfolgenden Rennen aber erklärt, er würde wieder so handeln, schließlich sei er von Webber mehrmals enttäuscht worden.