Neu auf Motorsport-Magazin.com: Wir lassen unsere Leser zu Wort kommen: In der neuesten Ausgabe des Fan-Forums dreht sich natürlich alles um den Großen Preis von Bahrain. Jetzt gleich lesen & mitdiskutieren!

Ferrari: Vom Favoriten zur Chaostruppe...

Alonsos DRS-Probleme, Massas Reifenschäden... was war bei den Italienern los? Steht ein Rückfall in alte Zeiten bevor oder schaffen die Mannen aus Maranello schon in Barcelona wieder die Wende, um das volle Kapital aus ihrem eigentlich guten Potenzial zu schlagen?

Alonso erlebte in Manama ein frustrierendes Rennen, Foto: Sutton
Alonso erlebte in Manama ein frustrierendes Rennen, Foto: Sutton

Korty: Die Scuderia geht diese Saison volles Risiko, um den Titel zu holen - dass es da auch einmal zu Problemen kommen kann ist logisch. Die Flügelsituation bei Alonso ist ein technischer Fehler wie er Red Bull in Sachen KERS-Ausfall auch schon passiert ist. Ferrari ist ansonsten aber eines der zuverlässigsten Teams und wird das auch bleiben. Die Konkurrenz wird solche Erfahrungen auch noch machen müssen, beziehungsweise hat sie schon gemacht (Webber-Spritmangel, etc.) und normalerweise gleicht sich so etwas im Saisonverlauf wieder aus.

Felipes Reifenschäden schienen mir kein Problem des Teams zu sein, vielmehr resultierten sie aus einem Materialfehler und Trümmerteilen auf der Strecke. Alles in allem sind die Italiener ein hochprofessionelles Team, das schon in Barcelona mit gewohnter Zuverlässigkeit zurückkommen wird.

Formelchen: Ferrari hatte einfach ein schlechtes Wochenende, das wird sich in der Form nicht wiederholen. Alonso hatte nach gefühlten zwei bis drei Jahren erstmals wieder technische Probleme und holte trotzdem noch Punkte. Er hatte bisher so viel Glück mit der Haltbarkeit seines Autos, dass Probleme überfällig waren. Ohne die Probleme wäre vermutlich P2 machbar gewesen. Die zwei Reifenschäden bei Massa waren sehr merkwürdig, ich bin gespannt auf die Auswertungen. Aber der Speed des Ferrari bleibt weiter sehr gut und ich rechne damit, dass sie Red Bull im Nacken bleiben.

Schila: Ferrari jetzt als Chaostruppe zu bezeichnen, ist schon etwas sehr weit hergeholt. Es gibt Dinge, die haben die Teams nicht in der Hand, weil auch sie mit Zulieferern arbeiten. Selbst wenn man Teile hundertfach prüft, lassen sich technische Defekte immer noch nicht völlig ausschließen. Ein winziger Materialfehler kann eben eine ganz große Wirkung haben, wenn er dann ausgerechnet zum ungünstigsten Zeitpunkt überhaupt, nämlich im Rennen, auftritt.

Auch die anderen Teams bleiben über kurz oder lang nicht von solchen Defekten verschont. Dieser Sport lebt nun einmal von der Technik und diese lässt einen dann auch schon einmal gerne im Stich! Massas Reifenschaden geht auch auf die Kappe von Pirelli und nicht von Ferrari. Es ist ärgerlich für das Team und den Fahrer, aber verloren ist bis jetzt auch für Ferrari noch nichts.

Motorsport-Magazin.com meint: Manchmal hat man auch als Team eben einfach solche Tage... zu dieser Thematik könnte man sich bei Ferrari beispielsweise einmal mit Mark Webber über dessen durch und durch verkorkstes China-Wochenende unterhalten. Unter dem Strich gleichen sich Glück und Pech in der Formel 1 im Normalfall jedoch aus. Was bei Red Bull in der Vergangenheit oft Lichtmaschinen- oder KERS-Defekte waren, war diesmal das DRS Alonsos. Der Spanier selbst betonte bei aller Enttäuschung nach dem Rennen, dass er fest davon ausgehe, dass der Konkurrenz Ähnliches auch noch blühe.

Massas Flügel hätte Ferrari wechseln können - man tat es aber nicht, Foto: Sutton
Massas Flügel hätte Ferrari wechseln können - man tat es aber nicht, Foto: Sutton

Fest steht aber auch: 2012 reichten zwei Ausfälle Alonsos, um ihn die WM zu kosten. Heuer stehen nach vier Rennen ebenfalls schon zwei problembehaftete Grand Prix beim Spanier zu Buche. Gute Vorzeichen sehen anders aus. Im Fall von Massa waren weniger die Reifenschäden als Ferraris Verhalten in Bezug auf den beschädigten Frontflügel nach der Startrangelei mit Adrian Sutil beachtlich - obwohl Massa anschließend mehrmals zum Reifenwechsel an die Box kam, tauschte man den gefährlich flatternden Flügel nicht aus. Augenscheinlich hat man nach Alonsos Sepang-Abflug also nichts dazugelernt, hier jedoch das Glück gehabt, das dem Spanier derzeit zu fehlen scheint.

Mercedes: Der Silberpfeil fliegt nur im Qualifying...

Rosberg trotz großem Kampf von P1 auf Rang neun zurückgereicht, Silber im ewigen Spritsparmodus: Warum können die Stuttgarter ihre Qualifying-Performance nicht halten und warum hat Hamilton scheinbar weniger Reifenprobleme als sein Teamkollege?

Korty: Man muss die Pole-Position von Rosberg schon ein wenig relativieren, Mercedes hat mit Nicos Set-Up scheinbar etwas probiert, das im Rennen aber nicht funktioniert hat. Hamilton war auf der normalen Strategie und ist sein Rennen innerhalb der aktuellen Teammöglichkeiten gefahren - damit hat er einen guten Platz belegt. Insgesamt wird sich Mercedes weiter festigen, dafür ist auch Lewis' Verpflichtung ein Garant. Wenn er sich noch besser eingelebt hat, dann wird er das Team weiter pushen.

Dank ihm und Nico ist man nun in der Lage, normal ausgelegte Boliden zu bauen und keine Rücksicht mehr auf eine extrem hecklastige Fahrdynamik legen zu müssen. Dadurch hat Mercedes in den letzten drei Jahren sehr viel liegen lassen. Die Stuttgarter werden sich dementsprechend immer wieder unter den Top-6 einreihen und eine solide Aufbausaison durchfahren. Wir werden sicher immer wieder mal einen Mercedes-Fahrer auf dem Treppchen sehen.

Formelchen: Die Probleme sind offenbar weiter die gleichen wie schon 2012 in der ersten Saisonhälfte. Im Quali top, im Rennen Flop. Die Reifenprobleme sind nicht gelöst. Rosberg hat offenbar ein zu aggressives Set-Up gewählt oder sein Fahrstil ist zu aggressiv. Niki Lauda behauptete, dass beide Fahrer mit dem gleichen Set-Up gefahren sind - folglich muss Nicos Fahrstil zu aggressiv gewesen sein. Ich bin aber sicher, dass das nicht ein generelles Problem bei Rosberg ist, denn in Malaysia war es umgekehrt und Hamilton hatte die Reifenprobleme.

Ich habe mich schon letztes Jahr gewundert, warum Mercedes nicht James Key holte, der bei Sauber 2012 ein sehr reifenschonendes Auto gebaut hatte - er wäre für Mercedes der richtige Mann gewesen und war verfügbar. Mercedes wird im WM-Kampf so keine Rolle spielen und ähnlich wie 2012 nur Achtungserfolge erzielen.

Der große Kampf half wenig: Rosberg wurde im Rennen durchgereicht, Foto: Sutton
Der große Kampf half wenig: Rosberg wurde im Rennen durchgereicht, Foto: Sutton

Schila: Rosberg scheint mit seinem Set-Up etwas danebengegriffen zu haben, denn normalerweise fährt er sehr reifenschonend. Wahrscheinlich war seine Abstimmung für den erhöhten Reifenverschleiß verantwortlich. Für das Quali war das Set-Up optimal, aber für das Rennen eher unbrauchbar. Man muss die nächsten Rennen abwarten, wie sich dieses teaminterne Duell weiterentwickelt. Mercedes scheint die Probleme der letzten Jahre auch immer noch nicht ganz beseitigt zu haben, denn je wärmer es wird, umso schlechter geht der Mercedes. Man findet als Laie keine Erklärung dafür, warum bei Mercedes noch so einiges schief läuft.

Wie kann es sein, dass man bereits in der 27. Runde anfängt Sprit zu sparen? So grobe Fehler dürften Profis nun wirklich nicht unterlaufen. Michael Schumacher deutete im letzten Jahr schon an, dass bei Mercedes noch nicht alle Zahnräder ineinander greifen würden und das scheint auch immer noch nicht der Fall zu sein. Mercedes scheint auch dieses Jahr nicht wesentlich weiter zu sein als in den letzten Jahren. Man redet sich dort alles schön, aber was hinten rauskommt ist schlicht und ergreifend ungenügend!

Motorsport-Magazin.com meint: Der F1 W04 ist eines der wohl sensibelsten Fahrzeuge im Feld. Passen die äußeren Bedingungen, kann Mercedes nicht nur mit sondern durchaus auch vor der Konkurrenz an der Spitze fahren. Gibt es jedoch zu große Störfaktoren, gerade im Bereich der Balance und mit den Reifen, wird der Silberpfeil schnell zur stumpfen Waffe. Rosberg erlebte das in Bahrain auf brutale Art und Weise: Von der Pole-Position aus gestartet, kämpfte er das ganze Rennen lang wie ein Löwe - mit Rang neun musste er am Ende froh sein, überhaupt noch Punkte mitzunehmen, obwohl ihm augenscheinlich keine Fehler unterlaufen sind.

Lewis Hamilton hatte nicht nur bei den Reifen alles im Griff, Foto: Sutton
Lewis Hamilton hatte nicht nur bei den Reifen alles im Griff, Foto: Sutton

Problematisch war aber wohl seine Abstimmung. Rosbergs Fahrzeugentwicklung über das Wochenende war von den Teamverantwortlichen am Samstag noch hochgelobt worden, am Sonntag zeigte sich dann, dass der Wiesbadener wohl zu sehr in Richtung Qualifying-Abstimmung gepusht hatte. Hamilton war im Sinne der Schadensbegrenzung seiner Getrieberückversetzung von Anfang an konservativer unterwegs, über die Distanz half ihm das. Doch auch er musste feststellen, dass das Auto vor allem eines braucht: Kühlere Temperaturen. In der Wüste Bahrain brach einem das natürlich das Genick.

McLaren: Teamduell am Limit...

Echtes Racing bei McLaren - aber macht das auch um jeden Preis Sinn? Fast hätte es zwischen Button und Perez richtig gekracht: War der Mexikaner mit dem Messer zwischen den Zähnen zu forsch oder noch im Rahmen kontrollierter Aggressivität?

Korty: Aus Teamsicht war es sicher grenzwertig, aber als Fan waren dieses Duell und auch später das zwischen Perez und dem technisch angeschlagenen Alonso die absoluten Highlights. Perez steht schon sehr unter Druck, das konnte man förmlich spüren, er wollte unter allen Umständen an Button vorbei. Es hatte auch den Anschein als ob Perez schneller war, aber Jenson ist halt ein abgezockter Profi und weiß mit solchen Attacken umzugehen.

McLaren täte trotzdem gut daran, einmal mit beiden Fahrern zu sprechen und ihnen klarzumachen, dass Teaminteressen klar vor ihren eigenen stehen. Dieses Duell werden wir aber wohl noch mehrfach erleben, ganz einfach weil McLaren sich mit Teamordern traditionell sehr schwer tut. Perez muss allerdings so langsam in die Spur kommen und auch mal etwas Zählbares für das Team einfahren.

Formelchen: Ich fand das Duell geil! Das ist genau das, was wir Fans sehen wollen. Beide Fahrer durften frei gegeneinander fahren und davon sollten sich Mercedes und Red Bull mal eine Scheibe abschneiden. Unabhängig davon war Perez aber in der Tat an der Grenze und ist vielleicht auch etwas darüber hinausgeschossen. Es war reines Glück, dass er Button nicht den Reifen aufgeschlitzt hat, dies hätte für viel Ärger im Team gesorgt. Aber auch so wird es Diskussionen geben, denn Martin Whitmarsh war offenbar nicht erfreut über Perez' Fahrweise.

Man sollte aber auch berücksichtigen, dass Perez ein gutes Rennen fuhr und stärker war als Button. Das gute Rennen kam zum richtigen Zeitpunkt, da er bereits intern in der Kritik stand, wie wir letzte Woche in der Presse lesen durften. Ich glaube dennoch, dass Perez Ende 2013 vor die Tür gesetzt wird. Seine Leistungen sind zu inkonstant und er ist ähnlich wie Alonso und Montoya etwas hitzköpfig, was nicht zu McLaren passt.

Die McLaren-Jungs gaben es sich in Bahrain so richtig, Foto: Sutton
Die McLaren-Jungs gaben es sich in Bahrain so richtig, Foto: Sutton

Schila: Das war wirklich ein Teamduell am Limit, bitte mehr davon! Auch wenn es Button nicht besonders gefallen hat, Perez hat eigentlich nichts falsch gemacht. Es gibt überhaupt keinen Grund dafür, warum er seinen Kollegen mit Samthandschuhen anfassen sollte. Sicherlich waren einige Aktionen grenzwertig, aber genau das macht den Sport doch aus. Kaffeefahrten will doch niemand sehen! Perez ist zwar noch recht unerfahren, aber Mut hat er und den braucht er auch, wenn aus ihm ein Topfahrer werden soll. Wer nicht lernt, auch mal das Messer zwischen die Zähne zu nehmen, der wird auch niemals Weltmeister. Das war schon immer so und wird sich wahrscheinlich auch nie ändern.

Motorsport-Magazin.com meint: Im Sinne des Sports war es gerade auch nach den vielen negativen Stallorder-Schlagzeilen zuletzt in Sepang mehr als löblich von McLaren, die Piloten frei und gegeneinander fahren zu lassen. In Martin Whitmarshs Haut am Kommandostand möchte man in dieser Situation aber wahrlich nicht stecken. Einmal schoss Perez klar über das Ziel hinaus, als er sich die Seitenplatte seines Frontflügels an Buttons Hinterreifen abgefahren hat. Das hätte mit einem McLaren-Doppelausfall enden können.

Vor dem Hintergrund, dass hinter dem Team vor allem auch die Belegschaft steht, für die sich die eingefahrenen Erfolge oder eben auch Misserfolge direkt in Form von Punkteprämien auf den Kontostand niederschlagen, darf man diese Verantwortung also nicht unterschätzen, egal wie viele Millionen Button, Perez und Co. selbst verdienen mögen. In unserer Motorsport-Magazin.com-Fahreranalyse hat Perez am Sonntag eine 1- erhalten. Wie schnell das auch eine glatte 6 hätte sein können, zeigte die Berührung mit Button - genauso wie derlei Duelle einen Extrakitzel bei den Fans verursachen, sind und bleiben sie eine Wanderung auf einem äußerst schmalen Grat.

Wollt auch Ihr bei unserem nächsten Fan-Forum nach dem Spanien GP dabei sein? Dann sendet uns doch eure Bewerbung in den Kommentaren unter dem Artikel. Einfach kurz beschreiben, was euch als F1-Experten auszeichnet, warum Ihr gerne mitmachen würdet und was ihr vom bisherigen Geschehen in dieser Saison haltet. Wir kommen dann auf euch zurück... viel Erfolg!