"Willkommen in meiner Welt", begrüßte Red Bull-Teamchef Christian Horner seinen Konterpart bei McLaren in der Welt der Teamzwistigkeiten. Und tatsächlich brauchte Martin Whitmarsh in Bahrain starke Nerven, denn seine beiden Piloten Jenson Button und Sergio Pérez schenkten sich auf der Strecke nichts, leichte Berührung inklusive. "Wir lassen unsere Rennfahrer gegeneinander fahren. Das hat man heute gesehen", erklärte der McLaren-Teamchef.

Allerdings gefiel ihm nicht alles, was er sah. Pérez touchierte in Kurve 4 mit seinem Frontflügel Buttons Hinterreifen, zum Glück ohne eine Beschädigung am McLaren. Zwar hatte Whitmarsh zuletzt mehr Einsatz von seinem mexikanischen Fahrer gefordert, doch nicht gegen den eigenen Teamkollegen. "Das war nicht in Ordnung. Auch wenn wir unsere Fahrer fahren lassen ... man berührt den Teamkollegen nicht. Checo hätte seinen Frontflügel oder den Hinterreifen von Jenson beschädigen können. Das war über dem Limit", erklärte Whitmarsh.

Brundle & Coulthard pro Pérez

Dieses ungeschriebene Gesetz kennt auch David Coulthard: "Die goldene Regel in der Formel 1 lautet: berühre nie deinen Teamkollegen. Ich weiß das, denn ich habe es oft genug getan." Allerdings nahm der Ex-McLaren-Pilot Pérez in Schutz. "Man muss Pérez schon Respekt zollen. Das war fantastisches, aggressives Rennfahren. Button hatte keine Antwort darauf", meinte Wurz. Der gleichen Meinung ist auch Martin Brundle: "Pérez war in den ersten drei Rennen zu passiv. Heute hat er sein Cockpit gerechtfertigt." Button sah das natürlich ganz anders. Er stufte die Fahrweise seines Teamkollegen als zu aggressiv ein. Bereits während des Rennens forderte er sein Team via Funk auf, Pérez etwas 'abzukühlen'.

"Die Emotionen haben sich hochgeschaukelt. Ich würde das natürlich im Nachhinein nicht mehr sagen. Er ist ein schneller Fahrer, der heute einen guten Job für das Team gemacht hat, das war unnötig", gestand der Brite. Dennoch zeigte er auch nach dem Rennen kein Verständnis für seinen Teamkollegen. "Das Rennen war großartig. Wir sahen heute viele Zweikämpfe, die hart und fair verliefen, bis auf den Kampf mit meinem Teamkollegen. Checo war zu aggressiv unterwegs. Man erwartet nicht, dass der Teamkollege sich bei 300 km/h so verhält. Ich denke, da bin ich nicht der einzige, der so denkt", meinte Button.

Deshalb wird es noch ein Vier-Augen-Gespräch geben. "Ich denke, dass nicht nur ich mit Sergio sprechen werde. Ich hatte viele Teamkollegen, die auch aggressiv fuhren wie Lewis, aber ich bin es nicht gewohnt, dass ich die Gerade entlangfahre und dann mein Teamkollege mir ins Hinterrad fährt. So fährt man vielleicht im Kartsport, aber nicht in der Formel 1. Zum Glück hat das Duell dem Team keine wichtigen Punkte gekostet, somit bin ich happy", erklärte der McLaren-Pilot.

Perez reumütig

Pérez zeigte sich nach dem Rennen reumütig - zumindest ein wenig. "Ja, ich war aggressiv genau wie Jenson. Vielleicht war ich ein wenig zu aggressiv, denn es hätte unser beider Rennen beenden können. Darüber muss ich mit Jenson noch sprechen, aber nicht über die Medien, sondern persönlich", sagte Pérez. Niki Lauda sieht allerdings keinen Gesprächsbedarf bei McLaren. Ihm gefiel was er in Bahrain sah, im Gegensatz zu dem, was Mercedes und Red Bull in China ablieferten. "Toll, dass die zwei so hart gegeneinander gefahren sind. Das ist Rennsport, das wollen wir alle sehen. Am Ende war der bessere vorne, so es wie sich gehört", erklärte der Österreicher.

Motorsport-Magazin.com: Aus Fan-Sicht hätte man sich in Bahrain nicht mehr wünschen können. Der Zweikampf zwischen Jenson Button und Sergio Pérez sorgte für Unterhaltung pur. Zwei Fahrer, die sich nichts schenken - das wollen die Fans sehen. Aus Teamsicht kann ich verstehen, dass Martin Whitmarsh angepisst reagierte. Pérez hat zwar einen harten Kampf gezeigt, doch besser wäre es gewesen, wenn er diesen bei einem Gegner und nicht beim Teamkollegen gezeigt hätte. (Kerstin Hasenbichler)