Als Rookie hat man es nicht leicht in der heutigen Formel 1. Die Trainingsmöglichkeiten sind arg eingeschränkt, ein Großteil der Vorbereitung findet am Simulator statt. Das Problem dabei: Die Teams können das Verhalten der Pirelli-Reifen nur bedingt simulieren, am Ende liegt die Wahrheit auf der Strecke. In den vergangenen Wochen kam die Idee auf, Teams mit F1-Neueinsteigern an Bord einen zusätzlichen Satz Reifen zu spendieren, damit sie sich besser mit den Pneus vertraut machen können. So richtig ausgereift ist diese Idee jedoch noch nicht und einige Teamchefs äußerten ihre Bedenken. Die große Frage: Wie kann man dem zahlenden Zuschauer verständlich machen, dass nur Rookies und vielleicht auch Nachwuchsfahrer in den Genuss zusätzlicher Reifen kommen?

"Es wäre schwierig, den Leuten auf den Tribünen klar zu machen, dass Mister X einen Extra-Satz Reifen hat, während Alonso, Hamilton und Co. nicht fahren, weil die Reifen nur für die Rookies gedacht sind", meinte Stefano Domenicali. Sein Vorschlag: Jeder Fahrer sollte in den 1. Trainings einen zusätzlichen Satz Reifen erhalten, um sich wirklich optimal auf das weitere Wochenende vorbereiten zu können. Teamchef-Kollege Martn Whitmarsh schlug in die gleiche Kerbe. "Ich denke, dass die Leute kommen, um Alonso, Hamilton, Räikkönen und Button zu sehen - diese Fahrer wollen sie sehen", so der McLaren-Boss. "Wenn wir alle Rookies bringen, von denen sie noch nichts gehört haben, könnten sie sich betrogen fühlen."

Ähnliches gilt jedoch auch hinsichtlich des üblichen Prozedere in den Trainings: Meist bleibt die Strecke in den ersten 30 Minuten leer, stattdessen fokussieren sich die Teams auf Arbeiten in der Boxengasse. Erst nach einer geraumen Wartezeit machen sich die ersten Fahrer auf die Strecke und beginnen damit, den Asphalt mit Gummi zu belegen und somit fahrbar zu machen. "In der ersten halben Stunde passiert quasi nichts auf der Strecke", stimmte Monisha Kaltenborn zu. "Es könnte also einen sehr guten Einfluss haben, wahrscheinlich auch für den Reifenlieferanten: Es kommt immer ein Neuer dran, neue Informationen und neue Gesichter."

Die Frage lautet jedoch, wie dieses angedachte Konzept aussehen soll. Sollen nur Rookies mehr Reifen zum Testen erhalten, sollen diese Mischungen härter sein als die normalen Rennreifen, damit sie länger halten, sollen Rookies respektive Nachwuchsfahrer ein Extra-Training bekommen?

Möglichkeiten gibt es viele, aber genauso viele Fragezeichen. Kaltenborn wollte sich nicht auf eine bestimmte Option festlegen, begrüßte jedoch den allgemeinen Vorschlag, mehr Testmöglichkeiten mit den Reifen zu gewähren. "Das ist extrem wichtig", fand die Sauber-Teamchefin. "Wir sehen, dass solche Fahrer mehr Möglichkeiten haben, wenn sie besser vorbereitet sind." Auch Lotus-Teamchef Eric Boullier befürwortete die grundsätzliche Idee, auch wenn es ihm weniger um die Rookies und Nachwuchstalente ging: "Ein Extra-Satz Reifen, ja. Wir müssen aber sicherstellen, dass alle Fahrer ihn benutzen können und nicht nur die Rookies."