Als positive Überraschung der vergangenen Testfahrten kristallisierte sich ganz klar Mercedes heraus. Nach dem Stotterstart in Jerez legten die Silberpfeile mächtig nach: viele Runden, wenig Probleme, schnelle Zeiten. Die Konkurrenz hat Mercedes wieder auf dem Schirm und zuletzt erhob selbst Sebastian Vettel das Team in den Dunstkreis der Favoriten. Teilweise waren Nico Rosberg und Lewis Hamilton deutlich schneller als etwa Red Bull, doch die Aussagekraft der Testzeiten ist mit Vorsicht zu genießen. Ebenso darf nicht der Faktor außer Acht gelassen werden, dass bei den Tests durchweg kühle Temperaturen herrschten - in Australien dürfte es etwa 15 bis 20 Grad wärmer werden.

Wenn es heiß wurde, hatte Mercedes in der vergangenen Saison Probleme, die Reifen ins richtige Arbeitsfenster zu bringen; die Pirellis bauten bei hohen Temperaruten vergleichsweise extrem stark ab. Viele Beobachter erwarten eine noch spannendere Saison als 2012, so auch Niki Lauda. "Alle rücken näher zusammen, weil es keine Regeländerungen gegeben hat", sagte der Aufsichtsratsvorsitzende von Mercedes. "Wenn man also ein langsames Auto hat, versucht man aufzuholen. Wenn man Red Bull ist, könnte man Probleme bekommen, das Auto zu verbessern, weil man schon an der Spitze war."

Wie dicht Mercedes an Red Bull und die anderen Top-Teams heranrücken konnte, wird sich erst in den ersten Rennen des neuen Jahres zeigen. Nicht wenige glauben, dass das Meister-Team seine Karten vor dem Saisonstart noch nicht auf den Tisch gelegt hat. "Ich weiß, dass die Aussagekraft der Testfahrten sehr eingeschränkt ist", so Lauda. "Du weißt nicht, ob respektive wie sehr die anderen Teams geblufft haben." Gleichzeitig glaubte der frühere F1-Weltmeister an die Stärken der eigenen Mannschaft. "Wir haben zweifellos ein gutes Auto", versicherte Lauda. "Aber um zu wissen, wie wir im Vergleich zu Red Bull abschneiden, müssen wir das erste Rennen abwarten."