Jules Bianchi hat es durch die letzte Hintertür doch noch in die Formel 1 geschafft. Am Freitagabend gab Marussia bekannt, dass der Franzose anstelle von Luiz Razia in der kommenden Saison ins Cockpit steigen wird.

Es war keine abwegige Idee, wenn man die Vorkommnisse bei Marussia in den vergangenen Tagen und Wochen beobachtete. Eigentlich hatte das Team Luiz Razia als Nachfolger von Timo Glock bestätigt, doch der Brasilianer kam einfach nicht zum Einsatz. Stattdessen saß in Barcelona bislang ausschließlich Max Chilton im Cockpit. Das Team sprach zunächst von einer erwünschten Kontinuität und auf diesem Wege besser vergleichbaren Werten.

"Wir befanden uns in einer Situation, in der wir den Vertrag mit Luiz Razia auflösen mussten", sagte John Booth. "Wir haben die Basis, auf der wir 2013 operieren müssen, klar gemacht. Angesichts der Schritte, die wir machten, um die neue Struktur einzurichten, hatten wir keine Alternative als unseren Prinzipien treu zu bleiben. Diese machten wir als Schlüssel dafür aus, unsere langfristige Zukunft zu sichern." Damit endete Razias F1-Karriere nach genau zwei Einsatztagen für Marussia in Jerez. Wie es mit ihm weitergeht, ist noch unklar.

Bianchi kommt am Samstag erstmals für Marussia zum Einsatz, auch am Sonntag kann er sich den halben Tag lang mit dem ihm unbekannten Auto vertraut machen. "Es war mein Ziel, in der Formel 1 zu fahren", sagte Bianchi. "Nach dem Ausloten einiger Optionen freue ich mich sehr, die Gelegenheit zu haben, zeigen zu können, dass ich für den nächsten Schritt meiner Karriere bereit bin. Die kommenden beiden Wochen werden unglaublich arbeitsreich, aber ich fühle mich bereit, am Samstag in meinen ersten Tag mit dem MR02 zu starten." In den vergangenen Wochen testete Bianchi bereits für Force India, verlor aber letztendlich den Kampf ums Cockpit gegen Adrian Sutil.

Auffällig: Das Team verzichtete in der offiziellen Pressemitteilung zum zweiten Tag bereits darauf, den Fahrer für Samstag zu nennen. Natürlich nicht ohne Grund, schließlich hätte ein erneuter Einsatz von Chilton für neue, ungern gesehene Spekulationen gesorgt. Da sich auch das Bianchi-Management bedeckt hielt in Sachen Zukunftsplanung, lag die Vermutung nahe, dass Bianchi auf der letzten Rille noch ein Stammcockpit ergattern könnte.

"Wir können uns nun auf den Rest unseres Testprogrammes fokussieren und auf eine Saison vorbereiten, die zuversichtlich aussieht", sagte Teamchef Booth. "Jules kann sich an den kommenden beiden Tagen hier in Barcelona auf eine schnelle Einführung ins Team freuen. Jules ist ein erwiesenes Talent, das innerhalb des Fahrerlagers hohes Ansehen genießt. Er ist Teil der Ferrari Junior Academy und das brachte ihn natürlich auf den Radar einiger Teams als einen Fahrer, der bereit ist für die Formel 1."