Die Meldung schlug am Freitagabend ein wie eine Bombe. Luiz Razia, der bereits einen Vertrag bei Marussia unterschrieben hatte, wurde von seinen Geldgebern im Stich gelassen, weshalb das finanziell alles andere als auf Rosen gebettete Team die Reißleine zog und Jules Bianchi verpflichtete, der zuletzt um das Force-India-Cockpit gebuhlt hatte. "Ich befinde mich in einer Art Schockzustand, denn man erwartet in der Formel 1 zu sein, wird vorgestellt, testet und ist dann auf einmal raus - und nicht aufgrund eines Fahrfehlers", beschrieb der Brasilianer seine Gefühlswelt. "Ich habe alles richtig gemacht, was ich konnte, aber es lag an den Umständen."

Trotz des herben Rückschlags hat der 23-Jährige den Traum von der Formel-1-Laufbahn noch nicht aufgegeben und will weiterhin um ein Cockpit kämpfen. "Meine Karriere ist noch immer glänzend und ich kann über diese schwierige Situation hinwegkommen", gab Razia sich zuversichtlich. "Es ist einfach etwas, was mir passiert ist. Manchmal ist das so im Leben." Wichtig sei für ihn nun der Rückhalt in der Familie. "Mein Hauptziel ist die Formel 1, darauf liegen alle Bemühungen. Wir werden nun für eine Weile traurig sein, aber ich werde es zurück schaffen. Ich war für zwei Wochen dort und hatte nicht Gefühl, ich sollte es in dieser Saison nicht sein."

Kein Ärger über Marussia

In der Stunde der großen Enttäuschung wollte Razia aber kein schlechtes Wort über Marussia verlieren, da er die Beweggründe des Teams nachvollziehen könne. "Ich könnte verärgert sein, ich könnte egoistisch sein, aber ich bin es nicht. Ich bin diesen Dingen gegenüber wirklich tolerant", meinte er. "Ich verstehe die Position von Marussia und mag das Team. Sie haben mich sehr nett behandelt und, um ehrlich zu sein, haben sie versucht, die Sache für mich zu regeln", schilderte er die vergeblichen Verhandlungen mit den Sponsoren und widmete auch seinem Nachfolger ein paar Gedanken. "Man muss sagen, dass Bianchi in einer schwierigen Situation war und er das Cockpit verdient."

Razia ist fest davon überzeugt, dass es für ihn zukünftig einen Platz in der Formel 1 gibt und selbst Einsätze in der diesjährigen Saison hat er noch nicht ganz abgeschrieben. "Ich möchte diese Möglichkeit nicht vergeben, da ich Verlieren mehr hasse als Gewinnen liebe", betonte er. "Ich muss einen Platz finden, an dem ich mich konkurrenzfähig fühle, wo ich darüber hinwegkomme und so schnell wie möglich zurück ins Auto kann", offenbarte er seine Pläne. "Ich werde sehen, was für mich jetzt das Beste ist und zusammenbekommen, was ich benötige, um in der Formel 1 zu sein. Aber jetzt muss ich erst einmal meine Gedanken ordnen."