Nach zehn Rennen ist es an der Zeit, die Leistungen der fünf Neulinge in der Formel 1 zu beleuchten und ein erstes Fazit zu ziehen. Motorsport-Magazin.com nimmt die Rookies unter die Lupe und wagt auch einen Ausblick in ihre Zukunft.

Jules Bianchi

In der Eifel erlebte Bianchi eine Schrecksekunde, Foto: Sutton
In der Eifel erlebte Bianchi eine Schrecksekunde, Foto: Sutton

Jules Bianchi erhielt kurzfristig den Zuschlag von Marussia, nachdem Luiz Razia seine Sponsorenzusagen nicht einhalten konnte und das Cockpit wieder räumen musste. Der Franzose überzeugte im unterlegenen Boliden von Beginn an und schaffte bereits bei seinem zweiten Grand Prix in Malaysia den Sprung auf den 13. Platz. Seinen Teamkollegen Max Chilton hatte Bianchi darüber hinaus klar im Griff: Im Qualifying behielt er gegenüber dem Briten stets die Nase vorne. Eine Schrecksekunde erlebte der 24-Jährige jedoch am Nürburgring, wo sein Bolide zunächst abfackelte und dann ungesichert rückwärts quer über die Bahn rollte. Zuletzt lief es ohnehin nicht mehr gänzlich nach Wunsch, was vor allem dem Umstand geschuldet war, dass Marussia hinter Caterham zurückfiel und nun in der Regel die rote Laterne trägt.

Wie es mit Bianchi in der kommenden Saison weitergeht, ist noch unklar. Als Absolvent der Ferrari-Nachwuchsakademie wird er immer wieder mit der Scuderia in Verbindung gebracht, wo er als Nachfolger von Felipe Massa gehandelt wird. Luca Balidsserri, Chef der Nachwuchsschmiede, streute dem Rookie jüngst Rosen und bezeichnete ihn als Messlatte für Marussia. Bianchi selbst wäre einem Wechsel nach Maranello naturgemäß nicht abgeneigt. "Ich weiß nicht, wie die Pläne von Ferrari aussehen", sagte er. "Wenn sie auf mich zukommen, werden sie aber überzeugt davon sein, dass ich bereit bin nach Maranello zu kommen. Sollte das der Fall sein, werde ich sicher nicht 'Nein' sagen."

Zwischennote: 3,2

Valtteri Bottas

Bottas hält mit seinem Teamkollegen mit, Foto: Williams/Twitter
Bottas hält mit seinem Teamkollegen mit, Foto: Williams/Twitter

Williams' Saison gleicht einer einzigen Katastrophe. Der Traditionsrennstall aus Grove hat bisher erst einen Punkt auf dem Konto stehen, den Pastor Maldonado in Ungarn einfuhr. Ansonsten erwies man sich über weite Strecken als nicht konkurrenzfähig und musste sich im grauen Mittelfeld herumschlagen, worunter naturgemäß auch Valtteri Bottas zu leiden hatte. Für den Finnen steht bis dato ein elfter Platz aus Malaysia als bestes Ergebnis zu Buche. Seine große Stunde schlug in Kanada, wo er den dritten Startplatz eroberte, im Rennen jedoch rasch zurückfiel.

Zuletzt machten Gerüchte die Runde, dass Williams ob der neuen Partnerschaft mit dem GP2-Team Russian Time im nächsten Jahr auf einen russischen Piloten setzen könnte. Eine Gefahr für den Finnen? Mika Häkkinen, der zum Bottas-Management gehört, will davon nichts wissen. "Seine Performance dieses Jahr war unglaublich gut. Wir arbeiten hart daran, um das bestmögliche für Valtteri herauszuholen. Er ist in guten Händen", stellte der zweimalige Weltmeister klar.

Zwischennote: 3,8

Giedo van der Garde

Van der Garde ist in der F1 angekommen, Foto: Sutton
Van der Garde ist in der F1 angekommen, Foto: Sutton

Langsam, aber sicher kommt Giedo van der Garde auf Touren. Der Niederländer kam erst im Alter von 27 Jahren zu seinem Formel-1-Debüt, schlägt sich angesichts der Möglichkeiten, die ihm Caterham bietet, aber recht beachtlich und konnte seinen erfahreneren Teamkollegen Charles Pic immerhin zwei Mal besiegen. Seine schwärzeste Stunde erlebte der Niederländer in Montreal, wo er zunächst mit Mark Webber kollidierte und dann auch noch Nico Hülkenberg abschoss, wofür er eine Strafe ausfasste.

Unmittelbar vor der Sommerpause erzielte van der Garde auf dem Hungaroring den 14. Platz und war darüber völlig aus dem Häuschen. "Ich bin mit dem heutigen Rennen wirklich zufrieden - für mich war es das beste des Jahres", strahlte der Rookie. "Der Mix aus einer guten Strategie und einer ordentlichen Performance des Autos machte es zu meinem besten Tag in der Formel 1 bisher." Bei Caterham ist man mit der Fahrerpaarung grundsätzlich zufrieden und könnte sich auch vorstellen, diese für 2014 halten, doch wie so oft spielt hierbei das Geld keine geringe Rolle. Diesbezüglich sieht es jedoch gut aus, denn van der Gardes Schwiegervater, der in einem namhaften Bekleidungsunternehmen in der Chefetage sitzt, fördert die Karriere des Niederländers großzügig.

Zwischennote: 3,8

Esteban Gutierrez

Gutierrez muss um seinen Platz bangen, Foto: Sutton
Gutierrez muss um seinen Platz bangen, Foto: Sutton

Der junge Mexikaner musste bald feststellen, dass der Wechsel vom Test- zum Einsatzfahrer kein einfacher ist. Im Gegensatz zu seinem Stallgefährten Nico Hülkenberg schaffte er noch nicht den Sprung in die Punkteränge, sodass der elfte Platz aus Barcelona seine Bestleistung darstellt. Große Probleme hatte der Mexikaner immer wieder im Qualifying, denn so schied er bereits mehrfach in Q1 aus, was es ihm ob des oftmals schwächelnden Sauber-Bolidens äußerst schwer machte, im Rennen ein respektables Ergebnis zu erzielen.

Auch auf dem Fahrermarkt sehen Gutierrez' Aussichten nicht gerade rosig aus. Nach dem Abschluss eines Vertrags mit russischen Investoren soll Sauber bekanntlich den erst 17-jährigen Russen Sergey Sirotkin für die kommende Saison aufbauen. Da nicht davon auszugehen ist, dass die Schweizer mit zwei unerfahrenen Piloten antreten, könnte Gutierrez' Platz gehörig wackeln, wovon er sich aber offiziell nicht aus der Ruhe bringen lässt. "Alles, was ich weiß, ist, dass es viele Spekulationen gibt", sagte der Mexikaner. "Es kommt nicht so sehr darauf an, was ich in der ersten Saisonhälfte getan oder nicht getan habe. Wichtig ist, was in der zweiten tue - ich denke, ich habe viel zu gewinnen und wenig zu verlieren"

Zwischennote: 3,9

Max Chilton

Chilton hat im Qualifying Nachholbedarf, Foto: Sutton
Chilton hat im Qualifying Nachholbedarf, Foto: Sutton

Obwohl Max Chilton im Rahmen der Testfahrten vor der Saison deutlich mehr Zeit im Auto als sein Teamkollege Jules Bianchi verbrachte, hatte der Marussia-Pilot zumeist das Nachsehen und musste sich hinter dem Franzosen einordnen. Zu Gute halten muss man dem Briten jedoch, dass er bisher stets die Zielflagge sah und noch keinen Ausfall beklagen musste. Sein bestes Ergebnis erreichte Chilton als 14. in Monaco ausgerechnet bei jenem Grand Prix, in dem er mit Pastor Maldonado kollidierte, was den Williams-Piloten spektakulär abfliegen ließ und den Abbruch des Rennens hervorrief.

Deutlich steigern muss sich der 21-Jährige noch im Qualifying, denn bei der Jagd nach der schnellsten Runde hatte er bisher ausnahmslos gegenüber Bianchi das Nachsehen - ein Umstand, der ihn mehr als nur wurmt. "Ich bin ein bisschen frustriert, weil das Qualifying immer meine Stärke war", erklärte Chilton mit Blick auf seine Zeit in der GP2. "Es gibt keine Entschuldigung. Es gibt definitiv Dinge, an denen ich arbeiten kann und ich werde das auch versuchen."

Zwischennote: 4,1

Die Zwischennoten ergeben sich aus den Mittelwerten der Motorsport-Magazin.com-Fahrer-Analysen der zehn bisherigen Saisonrennen.