Eine Pole, die keine ist, ein dritter und ein sechster Startplatz - das ist die Ausbeute von Mercedes am Samstag in Monaco. Teamchef Ross Brawn ist mit diesem Ergebnis durchaus zufrieden. "Wir wurden im Laufe des Wochenendes immer stärker", betonte er. "Schon heute Vormittag im Freien Training sahen wir konkurrenzfähig aus, das haben wir heute Nachmittag bestätigt. Es war ein exzellenter Tag."

Natürlich sei die Zurückversetzung von Michael Schumacher frustrierend, doch auch von Startplatz sechs traut Brawn seinem alten Weggefährten ein starkes Rennen zu. Die Vorzeichen sind jedoch auch vor dem 70. Monaco Grand Prix so unklar wie in der gesamten bisherigen Saison.

"Nie zuvor wurde ein Monaco GP mit weniger Runden mit viel Benzin im Tank und mit weniger Runden mit den superweichen Reifen gestartet", spielt Norbert Haug auf die verpasste Trainingszeit am Donnerstag an, als der Regen den Teams einen Strich durch die Rennvorbereitungsrechnung machte. "Es könnte also ein paar Überraschungen geben", betont Haug.

Gute Long Runs

Mercedes sieht sich dennoch gut gerüstet. "Wir sind heute Vormittag etwas mit viel Benzin gefahren, das lief nicht allzu schlecht", sagt Brawn. Die Long Runs der Silberpfeile machen auch Haug Mut. "Allerdings weiß niemand hundertprozentig, was die anderen Teams machen", so der Mercedes-Motorsportchef. "Vielleicht kann man dieses Rennen von weiter hinten gewinnen." Das würde Schumacher entgegen kommen.

Der Stadtkurs in Monaco könnte Mercedes dabei helfen. "Die Leistung unseres Autos war am besten, wenn es keine schnellen Kurven gab", erinnert sich Brawn. Barcelona sei ein schwieriges Rennwochenende gewesen, in langsameren bis mittelschnellen Kurven funktioniert der Silberpfeil besser. Vor dem Rennen in Monaco arbeitete Mercedes aber auch speziell an der Fahrbarkeit des V8-Triebwerks, die in den Straßenschluchten des Fürstentums besonders entscheidend ist. "Ich bin also von unserer Performance nicht gänzlich überrascht", freute sich Brawn.

Offene Strategie

Nico Rosberg startet vor seinem Teamkollegen und steht doch in seinem Schatten, Foto: Sutton
Nico Rosberg startet vor seinem Teamkollegen und steht doch in seinem Schatten, Foto: Sutton

Die Strategie für das Rennen ist hingegen noch weit offen. Zu viele Variablen gilt es zu berücksichtigen. Neben der ständigen Veränderung der Strecke, gibt es noch immer eine schwindende Regenwahrscheinlichkeit sowie unbekannte Temperaturen. "Wir müssen das Rennen mit einem offenen Geist angehen", so Brawn. "Du kannst vorher alle Berechnungen durchführen, aber im Rennen kommt es darauf an, die richtigen Entscheidungen an der Boxenmauer zu treffen."

Ein weiteres Fragezeichen schwebt über dem Reifenabbau. Im vergangenen Jahr war dieser bei Mercedes besonders hoch. "Es gibt keine Garantien, aber das gesamte Team ist sich dieser Situation bewusst", sagt Brawn. "Wir können die Reifen jetzt während des Rennens besser einschätzen und werden die Rennpace an die Reifen anpassen. Ob wir dann schnell genug sind, werden wir sehen, aber wir wollen nicht wieder nach sechs oder acht Runden die Hinterreifen zerstören."