Adrian Newey ist als Design-Genie bekannt, das ein Auto immer wieder noch besser entwerfen kann als die Konkurrenz. Aber der Brite kann dann auch feiern, wenn es eines seiner Autos wieder einmal zu WM-Ehren geschafft hat. Das hatte er auch in Brasilien nach dem Gewinn des Konstrukteurs-Titels vor, allerdings ging das dort ein wenig in die Hose. Er hatte mit Teamchef Christian Horner nach dem Abendessen ein paar Caipirinhas getrunken und wollte noch in einen Club gehen, allerdings fand er aufgrund der vielen Menschen davor nicht den richtigen Eingang.

"Christian, ich und ein paar Renault-Jungs versuchten vorne an die Absperrung zu kommen, da wir nicht sicher waren, wo wir reingehen sollten. Wir sahen unseren Team Manager Jonathan Wheatley und dachten, das muss der richtige Ort sein", beschrieb Newey gegenüber Reuters. "Also sprangen Christian und ich über die Absperrungen - und zu dem Zeitpunkt kam ein Gorilla in einem Anzug auf uns zu. Christian wurde auf allen Vieren zurück über die Absperrung gehoben und ich dachte: 'Ich werde nicht hochgehoben.' Also nahm ich die Hände hoch und sagte: 'Stop.' Zu dem Zeitpunkt dachten die Renault-Jungs anscheinend, es sei die Zeit für Paris-artige Ausschreitungen und es wurde etwas hitzig. Wir kamen also nie rein. Das war unsere Feier am Sonntagabend."

Immer noch am Zeichenbrett

Newey ist aber auch generell nicht konventionell. Im Gegensatz zu vielen seiner Design-Kollegen arbeitet er gerne noch am Zeichenbrett und entwirft seine Autos und ihre Teile auf die alte Art und Weise. "Ich denke, das bedeutet, ich bin vielleicht der letzte Dinosaurier in der Industrie. Ich weiß nicht, damit bin ich aufgewachsen. Es gibt andere Leute aus meiner Zeit, die auf Zeichenbrettern begonnen haben und sie alle haben nun [zu Computern] gewechselt. Ich mag es, in einem passenden Maßstab zu entwerfen. Was mir am Zeichenbrett gefällt, ich kann die Dinge anordnen", sagte der Brite. Wenn er die Dinge dann gezeichnet hat, werden diese digitalisiert und in CAD-Systeme eingepflegt.

Als Mitarbeiter-Manager sieht er sich nicht, auch wenn er eng mit anderen Leuten zusammenarbeitet und Wert auf Teamarbeit legt. Ihm ist es wichtig, immer frische Anregungen zu haben, weswegen er früher auch schon darüber nachdachte, die Formel 1 zu verlassen und Jachten zu entwerfen. Das war, als er bei McLaren war, doch dann merkte er, dass der Wechsel zu einem neuen Team auch eine Herausforderung sein könnte. "Dort wollte ich versuchen, was wir vor all diesen Jahren mit Leyton House schaffen wollten." Dort war er 1990 kurz Technikdirektor, bevor er aus dem kurzlebigen Team entfernt wurde und zu Williams ging, wo er schnell Erfolg hatte.

Größere Herausforderung als gedacht

Sein Einstieg bei Red Bull hatte dann mit dem baldigen Aus bei Leyton House zu tun. "Sicher war es beim Einstieg bei Red Bull ein Teil der Motivation, zu schauen, ob ich in der gleichen Position bei einem neuen Team das schaffen kann, was ich schon bei Leyton House für möglich hielt, hätte ich dort die Chance gehabt." Bei Williams und McLaren war er bereits in gut etablierte Teams gekommen, bei Red Bull war das anders gewesen. Der Gewinn des Konstrukteurs-Titels war deswegen auch ein schöner Erfolg für ihn. "Das hier war ganz besonders", meinte er. "Bei Red Bull bestand die Herausforderung darin, ein Team beinahe von Beginn an zu begleiten und mit den anderen daran zu arbeiten, die Infrastruktur aufzubauen. Das war ehrlich gesagt eine größere Herausforderung, als ich bei meiner Ankunft dachte und es war sehr zufriedenstellend, an den Punkt zu kommen, wo wir das [den Konstrukteurs-Titel] erreichen konnten."