Sieg um Sieg, Pole Position um Pole Position. Ducati war auch in der MotoGP-Saison 2025 wieder das Maß aller Dinge, speziell in den ersten Grands Prix des Jahres fuhren die Motorräder aus Borgo Panigale von Galavorstellung zu Galavorstellung. Kein Wunder also, dass die sechste Konstrukteursweltmeisterschaft in Serie bereits vor Wochen in Barcelona fixiert wurde und auch die nächsten Erfolge in Team- und Fahrer-WM stehen inzwischen fest. Ausgerechnet Weltmeister Marc Marquez, der der MotoGP-Saison 2025 bislang seinen Stempel aufgedrückt hatte, fehlt an diesem Wochenende auf Phillip Island aber verletzt - und prompt erlebte Ducati den schwächsten Samstag seit Jahren.

Wie schwach die Italiener in Qualifying und Sprint zum Australien-GP abschnitten? Das lässt sich an zwei nun gerissenen Serien eindrucksvoll aufzeigen. Einerseits brachte Ducati am Samstagvormittag im Qualifying erstmals seit Valencia 2020 keinen Piloten in die erste Startreihe, die bestplatzierte Desmosedici landete mit dem in Q2 gleich zweimal gestürzten Alex Marquez lediglich auf Rang sechs. Und andererseits schaffte es im Sprint am Nachmittag auch erstmals überhaupt in der Geschichte des 2023 eingeführten Rennformats kein Ducati-Pilot unter die Top-Drei. Diesmal war Fabio Di Giannantonio bester Ducatisti mit Platz fünf.

Ducati-Klatsche in Australien: Was lief am Samstag schief?

Was ist da los? Muss man sich plötzlich Sorgen um die langjährigen MotoGP-Dominatoren machen? Die Antwort: Jein. Dagegen spricht zunächst einmal, dass die Probleme der Italiener streckenspezifisch scheinen. "Die vielen Bodenwellen machen unser Motorrad instabil", erkannte Alex Marquez und Michele Pirro stimmte ein: "Das ist keine Stop-and-Go-Strecke. Der Grip ist nicht so hoch, es gibt viele Bodenwellen. Da müssen wir uns in Zukunft verbessern."

Schon kommende Woche in Sepang (24. - 26. Oktober) könnte das Bild also wieder ganz anders aussehen, zumal sich zumindest zwei Ducati-Piloten am Samstag auch selbst um potenziell bessere Ergebnisse gebracht hatten. "Ich habe einen Fehler gemacht und den Medium-Vorderreifen gewählt. Da habe ich schon nach vier Runden gemerkt, dass das nicht die richtige Entscheidung war. Außerdem haben wir das Setup nach den beiden Stürzen im Qualifying etwas angepasst, das hat es aber nur noch schlimmer gemacht", berichtete Alex Marquez und Fabio Di Giannantonio meinte: "Wir hätten heute die Pace für das Podium gehabt, aber von Startplatz zehn war das nicht möglich. Es ärgert mich sehr, dass wir den zweiten Run im Qualifying nicht so hinbekommen haben, wie wir das wollten. Morgen wird es von dort wieder ein hartes Rennen, aber ich bin zuversichtlich mit meiner Pace."

Ducatis fand man im Australien-Sprint zumeist im Mittelfeld, Foto: VR46 Media
Ducatis fand man im Australien-Sprint zumeist im Mittelfeld, Foto: VR46 Media

Warnung für Ducati: MotoGP-Konkurrenz hat aufgeholt!

Gut möglich also, dass Ducati am Sonntag schon wieder viel besser dasteht. Aber Di Giannantonio wollte die Klatsche vom Samstag dennoch als Warnung verstanden haben. "Wir haben ein großartiges Projekt, aber unsere Rivalen wachsen momentan schneller als wir. Wir sind in einer guten Position, unser Motorrad funktioniert überall. Aber die anderen Hersteller bringen viele neue Teile und ich glaube, dass sie aktuell etwas besser arbeiten als wir. Gemeinsam mit Ducati müssen wir uns etwas neu sortieren und wieder neue Ideen entwickeln, um wieder schneller zu werden", schickte der VR46-Pilot eine deutliche Botschaft an seinen Arbeitgeber.

Marc Marquez braucht OP: Folgen bis zur MotoGP-Saison 2026! (06:34 Min.)

"Es stimmt schon, dass wir ein starkes Motorrad haben, wenn es funktioniert. In meinem Fall tut es das aber nicht. Mein Motorrad hat heute wieder massiv gewackelt und wir wissen nicht, warum. Ich konnte nicht fahren, ich war nur Passagier. Das müssen wir verstehen, irgendetwas fehlt uns", stimmte der erneut ganz schwache Francesco Bagnaia ein und auch Pirro warnte: "Pecco verliert nicht in einem expliziten Punkt Zeit, er ist überall langsam. Das ist eine Situation, die wir für die Zukunft dringend verbessern müssen. Momentan haben wir aber keinen Schlüssel, wie wir uns verbessern können." Wieso dem so ist? "Wir haben ja auch keine Concessions mehr."

Diese hatte die MotoGP zu Beginn der Saison 2024 bekanntlich drastisch überarbeitet, um den seinerzeit strauchelnden Herstellern unter die Arme zu greifen. Ducati wurden sämtliche Vorteile genommen, während der Rest teils große Zugeständnisse bekam. "Die Concessions zahlen sich jetzt aus", meinte KTM-Tester Pol Espargaro diesbezüglich. "Es ist schön, die Honda- und Yamaha-Jungs wieder schnell und einige Ducatis straucheln zu sehen. Unser Job zahlt sich also aus, du arbeitest nicht umsonst. Das ist toll", freute er sich. Schon 2026 könnte es für Ducati also deutlich schwieriger werden, wieder alle drei WM-Titel einzufahren. Doch freiwillig werden die Champions ihren Platz an der Spitze wahrlich nicht räumen. Pirro meint: "Ich bin zuversichtlich, dass wir daraus lernen und uns für die Zukunft verbessern werden. Manchmal ist es notwendig, hinzufallen, um danach noch stärker zurückzukommen."

Was glaubt ihr: Zeichnet sich hier gerade das Ende der Ducati-Dominanz ab oder schlagen die Italiener zeitnah zurück? Sagt uns eure Meinung in den Kommentaren!