Aprilia hat ihn, den ersten Doppelsieg der eigenen Werksgeschichte in einem MotoGP-Sprint! Woran sich Aleix Espargaro und Maverick Vinales zwei Jahre lange die Zähne ausbissen, schafften am Samstag auf Phillip Island Marco Bezzecchi und - nicht etwa der inzwischen enttrohnte MotoGP-Weltmeister Jorge Martin - sondern Raul Fernandez. Platz zwei bedeutet das besten Königsklassen-Ergebnis des 24-Jährigen Spaniers, der das jahrelange Vertrauen Aprilias so langsam endlich zurückzahlen zu können scheint.
Acht Siege, zwölf Podien und sieben Pole Positions schaffte Fernandez 2021 in der mittleren WM-Klasse. Damit ist er bis heute der erfolgreichste Rookie in der Geschichte der Moto2. Nicht einmal Marc Marquez schnitt 2011 in seiner Premierensaison besser ab. Kein Wunder also, dass Fernandez 2022 mit immensen Erwartungen in der MotoGP empfangen wurde. Doch diesen konnte das Toptalent aus Madrid nie gerecht werden, war jahrelang nur Mittelmaß.
Besser spät als nie: Raul Fernandez startet in der MotoGP durch
Nach schwachem Start in das Jahr 2025 musste sich Fernandez zu Beginn der laufenden Saison sogar Sorgen um einen Verbleib bei Trackhouse Racing machen, ehe in Mugello endlich ein Aufwärtstrend einsetzte. Seither läuft es beim 24-Jährigen, in lediglich sechs der letzten 21 Rennen [Grands Prix und Sprints, Anm.] verpasste er die Punkteränge. Bereits vor zwei Wochen belohnte sich Fernandez im Sprint von Indonesien mit dem ersten Podium seiner MotoGP-Karriere, und nun legte er nochmal eins drauf.
"Ich bin sehr glücklich, ich habe alles gegeben", strahlte der Trackhouse-Pilot am Samstagnachmittag in seiner Medienrunde völlig zu Recht. Wie dem Moto2-Vizeweltmeister von 2021 dieser Turnaround gelang? Es ist wohl vor allem Kopfsache. "Als ich in Führung gegangen bin, habe ich einfach nur versucht, mich zu entspannen und den Moment zu genießen. Ich habe gar nicht an das Rennen gedacht. Ich habe es nur genossen, mein Motorrad zu fahren. Das war fantastisch, alles kam von alleine", berichtete Fernandez, sich beim Motorradfahren aktuell nicht mehr selbst im Weg zu stehen.
Die Folge: Einzig Bezzecchi war am Samstag nochmal eine Stufe besser. "Als er mich überholt hat, habe ich noch versucht, ihm zu folgen. Aber ich habe zu Beginn des Rennens vielleicht etwas zu stark gepusht und meinen Hinterreifen verheizt", kommentierte Fernandez, wollte sich davon aber nicht runterziehen lassen: "Egal. Ich wollte das Rennen dann nur noch beenden und ein weiteres Sprintpodium einfahren. Das ist wichtig für mich, das Team und Aprilia, denn sie machen alle einen herausragenden Job. Ich bin sehr zufrieden. Hätte mir das jemand vor drei Rennen gesagt, hätte ich ihm nicht gelaubt. Wir sind jetzt aber sehr konstant, können Rennen anführen und die Gruppe aufbrechen. Wir arbeiten einfach sehr gut aktuell."
Raul Fernandez: Reelle Siegchance im Australien-GP?
Seinen persönlich ersten Verfolger distanzierte Fernandez am Samstag deutlich, dem Drittplatzierten Pedro Acosta fehlten 2,161 Sekunden zu ihm. Könnte es am Sonntag also sogar noch eine Stufe weiter nach oben gehen auf dem Podium? Schließlich muss Sprintsieger Bezzecchi im Australien-GP eine doppelte Longlap-Penalty absitzen, die ihn wohl mindestens fünf Sekunden Rennzeit kosten wird. "Der Schlüssel ist, dass ich mich weiterhin auf mich konzentriere. Nicht auf Marco oder einen anderen Fahrer. Ich selbst will einfach mein Bestes geben", wollte der Trackhouse-Pilot nichts vom möglichen Debütsieg in der MotoGP wissen. "Mit dem Wind werden das morgen keine leichten Bedingungen werden. Wir wollen einfach das Maximum rausholen. Ob uns Marco mit seiner Strafe dann noch einholen wird oder nicht, spielt keine Rolle."
Wie Bezzecchi selbst seine Chancen am Sonntag einschätzt oder wie er die besorgniserregende Kollision mit einer Seemöwe wahrnahm, erfahrt ihr derweil in diesem Artikel:
diese MotoGP Nachricht