Letztlich machte es keinen Unterschied. Weil Alex Marquez am Samstag nicht gewann, bekommt Marc Marquez auch so in zwei Wochen in Motegi (26. - 28. September) seinen ersten Matchball zum Gewinn der MotoGP-Weltmeisterschaft 2025. Da konnte der aktuelle WM-Führende auch problemlos über seinen ersten Sprintpatzer seit mehr als zwölf Monaten hinwegsehen. Worüber allerdings die gesamte MotoGP-Gemeinde am Samstag nicht hinwegsehen sollte, war das Verhalten einiger sogenannter 'Fans' der Königsklasse.
War die mehrheitliche Reaktion auf das Überholmanöver von Marquez gegen Lokalmatador Marco Bezzecchi zu Beginn von Runde sechs noch Freude und Aufregung über die gebotene Rennaction, wendete sich das Blatt anschließend schnell ins Negative. Als Marquez nur wenige Augenblicke später in Kurve 15 ins Kiesbett stürzte, waren über die Außenmikrofone der TV-Stationen nur noch Jubel und Freudenschreie zu hören. Kaum stand der Ducati-Werkspilot wieder auf eigenen Beinen, zeigten die Kameras auch schon Bilder frenetisch feiernder Fans, von denen einer Marquez sogar mit beiden Händen den Mittelfinger zeigte.
Marc Marquez zum wiederholten Mal im Visier der italienischen MotoGP-Fans
Einfach nur peinliches und unwürdiges Verhalten der Tifosi, die sich damit wieder mal jeglichem Recht beraubten, sich 'MotoGP-Fan' nennen zu dürfen. Denn der Sturz eines Piloten sollte unter keinerlei Umständen mit Freudentänzen zelebriert werden, noch sollte ihm hämisch applaudiert werden. Warum? Das bedarf eigentlich keiner Erklärung. Da es manche aber offenbar vergessen haben: Die Piloten der Motorrad-WM riskieren ihr Leben, um uns zu unterhalten. Ja, zumindest die Spitzenfahrer wie Marquez werden dafür auch reichlich entlohnt. Aber das gibt uns Fans noch lange nicht das Recht, sie auszulachen, auszupfeifen oder ihre Abflüge zu feiern. Gerade das Publikum in Misano sollte doch wissen, wie Stürze im schlimmsten aller Fälle enden können. Stichwort: Shoya Tomizawa.
Klar, Marc Marquez schwebte am Samstag zu keiner Zeit in Lebensgefahr, aber derartige Aktionen in seine Richtung sind leider auch nichts Neues. Schon vor einem Jahr war es in Misano beim Sieg des damaligen Gresini-Piloten zu Pfiffen und Buhrufen während der Podiumszeremonie gekommen, vor wenigen Monaten wiederholten sich diese Ereignisse beim MotoGP-Gastspiel in Mugello. Francesco Bagnaia, Gigi Dall'Igna und speziell Davide Tardozzi setzten schon damals deutliche Zeichen in Richtung der Marquez-Kritiker, aber auch die flammenden Appelle des Ducati-Teammanagers nach dem Italien-GP im Juni sorgten offenbar für kein Umdenken.
Marquez selbst zeigte sich am Samstag davon unbeeindruckt. "Mit diesem Verhalten definieren sie nur sich selbst. Es gibt keinen Grund, ihnen weitere Beachtung zu schenken", kommentierte er kalt. Dass sich der MotoGP-Superstar aber noch immer mit solchen Themen befassen muss, ist schlichtweg eine Schande für den gesamten Sport. Der 32-Jährige verdient Besseres, viel Besseres. Schließlich gibt Marquez der Königsklasse auf zwei Rädern seit Jahren so viele Gesprächsthemen und zählt zu den ganz wenigen Fahrern, die immer für Action sorgen, die sich für kein (noch so hartes und riskantes) Überholmanöver zu schade sind, die klipp und klar ihre Meinung sagen und die mit wilden Partys vor prallgefüllten Tribünen noch echte Emotionen zeigen. Ein echter Showman eben, ein echter Superstar.

Marc Marquez verdient Besseres - und Valentino Rossi sollte dazu beitragen!
Wie es eigentlich geht, zeigen die Fans vieler anderer Nationen. Egal, ob am Sachsenring, in Assen, Brünn oder Buriram: Marquez bekommt (fast) überall den Respekt und Zuspruch, den er verdient. Nur eben in Italien nicht. Warum? Das liegt natürlich am 'Sepang-Clash'. Nach den Vorkommnissen der Saison 2015 wurde Marquez als Erznemesis von Valentino Rossi zum Staatsfeind Nummer eins, bis heute haben ihm die Tifosi das Mitwirken bei Rossis Verlust des zehnten WM-Titels an Jorge Lorenzo nicht verziehen. Dabei wäre es fast genau zehn Jahre später eigentlich mal an der Zeit, die Vergangenheit (endlich) ruhen zu lassen und weiterzumachen.
Damit das passiert, wäre sicherlich auch ein Vorangehen von Rossi selbst angebracht. Der 'Doktor' spielt aber lieber weiterhin die beleidigte Leberwurst und lässt bis heute keine Gelegenheit aus, gegen seinen Erzrivalen zu feuern. In der Boxengasse aufeinandergetroffen, würdigte er Marquez zuletzt in Spielberg keines Blickes und auch am Samstag in Misano gab der inzwischen 46-Jährige kein ideales Bild ab. In den sozialen Medien tauchten am Abend Videos auf, die ihn und einige Freunde beim Marquez-Abflug zeigten. Zwar verzichtete Rossi auf Jubelsprünge und ein definitiv vorhandenes Grinsen im Gesicht kann auch als ungläubiges Grinsen interpretiert werden, aber die Reaktion seines direkten Umfelds zeichnete ein deutliches Bild. Rossi selbst hätte ein Zeichen setzen, eingreifen und den Jubel seiner Freunde unterbinden können, tat es aber nicht. Und Taten sprechen eben manchmal doch mehr als Worte.
Man muss also fast schon von Glück reden, dass Marquez erst in zwei Wochen in Motegi zum Weltmeister werden kann. Denn der Gewinn des neunten WM-Titels - der den Spanier übrigens mit Rossi gleichziehen lässt - gehört nach dem "größten Comeback in der Sportgeschichte", wie Pedro Acosta erst kürzlich Rosen streuend festhielt, gebührend gefeiert. Und Misano wäre dafür zweifelsfrei der falsche Ort gewesen, das belegten tausende 'Fans' am Samstagnachmittag nochmal in aller Deutlichkeit.
Wie seht ihr das Verhalten der Tifosi gegenüber Marc Marquez: Völlig unangebracht und peinlich, oder doch gerechtfertigt? Sagt uns eure Meinung in den Kommentaren!
Warum die MotoE nicht mehr fortgesetzt wird, verrät euch Markus derweil in diesem Video. Schaut mal rein!



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