Mit einer Doppelführung durch Brad Binder und Pedro Acosta ließ KTM am Freitagnachmittag aufhorchen. Die wahren MotoGP-Schlagzeilen wurden in Barcelona aber schon vier Stunden zuvor geschrieben: F1-Kultfigur Günther Steiner steigt 2026 tatsächlich in die Königsklasse auf zwei Rädern ein, übernimmt das Tech3-Team von MotoGP-Urgestein Herve Poncharal. Das bestätigten beide Seiten in einer außerordentlichen Pressekonferenz. Doch nicht überall wurde diese Nachricht positiv aufgenommen, viele Fans stehen dem polarisierenden Steiner auch kritisch gegenüber. Droht dem Tech3-Team unter seiner Führung womöglich ein Umbau im großen Stil?

Die simple Antwort: Nein! Das war Steiner gleich zu Beginn der Pressekonferenz am Circuit de Barcelona-Catalunya ein Anliegen, den Tech3-Fans sämtliche Ängste vor einem potenziellen Identitätsverlust des Rennstalls zu nehmen. "Das Team wird bleiben, wie es ist. Das Team wird seine Geschichte weiterschreiben. Warum sollte ich etwas verändern, das funktioniert?", verkündete der 60-Jährige aus Südtirol, denn er weiß sehr wohl: "Ich bin schon lange im Motorsport, aber das wird mein erstes Mal mit zwei Rädern werden. Ich weiß, dass ich hier noch vieles zu lernen haben. Das ist mir durchaus bewusst."

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Günther Steiner stellt klar: Bei Tech3 bleibt alles, wie es ist!

Die Devise für das erste MotoGP-Jahr Steiners ist daher eine einfache: Nichts ändern, nur zusehen und aufsaugen! "Wir wollen erstmal lernen", unterstrich der ehemalige Formel-1-Teamchef von Haas. "Deshalb haben wir nächstes Jahr auch Herve noch an unserer Seite. Ich denke, dass es in diesem Paddock kaum jemanden mit mehr Erfahrung gibt. Er wird uns trainieren und bestmöglich vorbereiten. Ihm wird nächstes Jahr also garantiert nicht langweilig werden", scherzte Steiner weiter.

Für 2026 sind die Weichen dank Poncharal ohnehin schon gestellt, das Tech3-Team wird erneut von KTM mit Werksmaterial beliefert werden und mit dem Fahrerduo aus Maverick Vinales und Enea Bastianini an den Start gehen. Es gibt also keine sofortigen Baustellen für Steiner, der sich erstmal in Ruhe alles ansehen kann. "Momentan will ich nichts verändern, sondern einfach ein Jahr lang nur lernen. Dann können wir schauen, ob wir etwas verändern wollen", stellte der Südtiroler erneut klar. "Wir wollen einfach die Erfolgsstory von Tech3 fortsetzen. Deshalb haben wir auch nie über eine Namensänderung oder so etwas nachgedacht. Ich will den Namen behalten, warum sollte ich ihn ändern? Das ist ein toller Name mit großer Geschichte. Wir wollen das erstmal genau so weitermachen."

Beim Tech3-Team bleibt 2026 erstmal alles so, wie es ist, Foto: Gold & Goose / Red Bull Content Pool
Beim Tech3-Team bleibt 2026 erstmal alles so, wie es ist, Foto: Gold & Goose / Red Bull Content Pool

Alle Tech3-Fans können also aufatmen, die DNA des französischen Traditionsteams, das schon 2002 in der MotoGP-Debütsaison am Start war, wird nicht verloren gehen. Das musste Steiner den MotoGP-Bossen aus der Dorna auch garantieren, wie er am Freitag verriet. "Carmelo und Carlos [Ezpeleta, Anm.] haben mir gesagt: 'Wenn wir dich reinlassen, darfst du es nicht verkacken!' Ich musste ihnen versprechen, dass wir es nicht vermasseln und auf dem Bestehenden aufbauen werden, weil die MotoGP ein großartiger Sport mit Millionen Zuschauern ist", kommentierte Steiner und kündigte an: "Wir wollen die MotoGP zu dem machen, was sie verdient: Eine große Rennserie mit noch mehr Wachstum. Dabei wollen wir helfen und dazu werden wir auf dem aufbauen, was uns Herve hinterlassen hat - und das ist sehr gut."

Pit Beirer hofft: Tech3 soll auch unter Steiner KTM-Kundenteam bleiben

Doch auch wenn Steiner erstmal halblang machen will: Die erste größere Amtshandlung wirft bereits ihre Schatten voraus. Mit Saisonende 2026 läuft auch der bestehende Kontrakt mit KTM aus, es braucht für die Saisonen 2027 und darüber hinaus einen neuen Motorradlieferanten - oder eben einen neuen Vertrag mit Mattighofen. "Es ist kein Geheimnis: Die Dorna und Günther wissen, wie wichtig Tech3 für unser Projekt ist. Wir würden gerne gemeinsam weitermachen", hoffte KTM-Motorsportchef Pit Beirer am Freitag jedenfalls auf eine Fortsetzung der Partnerschaft, die seit 2019 besteht und 2025 mit vier identisch lackierten Motorrädern enger denn je daherkommt. "Ich hoffe, dass Günther glaubt, dass wir der richtige Partner für sie sind. Bislang habe ich aber keine Signale bekommen, dass er anders denkt."

Was meint ihr: Bleibt Tech3 auch unter Günther Steiner KTM-Kundenteam? Sollte KTM unter Steiner-Führung überhaupt mit Tech3 weitermachen? Sagt uns eure Meinung in den Kommentaren!