Die MotoGP-Saison 2025 wirkte zwischen Austin und Silverstone mit fünf unterschiedlichen Grand-Prix-Siegern in Serie zwischenzeitlich sehr abwechslungsreich. Doch spätestens seit dem Aragon-GP Anfang Juni hat ein Fahrer im Speziellen dem MotoGP-Jahr 2025 seinen Stempel aufgedrückt, Marc Marquez natürlich. Der spanische Superstar gewann seither alle Rennen, holte fünfmal in Folge das Punktemaximum von 37.

Die Sommerpause 2025 beginnt Marquez nun mit 381 Punkten auf der Habenseite, liegt in der Weltmeisterschaft bereits ganze 120 Zähler vor Bruder Alex. Ein gigantischer Vorsprung, der in der MotoGP-Ära seit Beginn der Klasse im Jahr 2002 allerdings nicht ganz seinesgleichen sucht. Jorge Lorenzo, Casey Stoner oder auch Marquez selbst gingen nie mit einem größeren Puffer in die Sommerpause, ein anderer Fahrer jedoch schon.

Die größten Vorsprünge zur MotoGP-Sommerpause im Überblick:

SaisonWM-LeaderPunktzahlVorsprung in Pkt.
2025Marc Marquez381120
2005Valentino Rossi236120
2002Valentino Rossi22096
2014Marc Marquez22577
2010Jorge Lorenzo21072
2019Marc Marquez18558
2016Marc Marquez17048
2018Marc Marquez16546
2007Casey Stoner22144
2023Francesco Bagnaia19435

Wie könnte es anders sein, handelt es sich dabei natürlich um MotoGP-Legende Valentino Rossi. Der 'Doktor' hatte in der Saison 2005 nach dem zehnten Saisonlauf am Sachsenring, wo er bereits seinen achten Saisonsieg feierte, schon 236 Punkte auf dem Konto. Einzig in Estoril (P2) und Laguna Seca (P3) hatte er nicht gewonnen. Die Konsequenz: 120 Punkte Vorsprung auf den damaligen WM-Zweiten Marco Melandri. Eine Differenz, die seither nicht mehr übertroffen und eben erst in der laufenden Saison durch Marquez egalisiert wurde.

Es gibt aber entscheidende Unterschiede zwischen Marquez 2025er-Saison und Rossis 2005er-Saison. Zum einen begann die Sommerpause 2005 schon nach dem zehnten Grand Prix, nicht erst nach dem zwölften. Zum anderen wurden 2025 auch noch Sprints ausgetragen, welche es 2005 natürlich noch nicht gab. Man kann also nicht behaupten, dass Marquez und Rossi trotz identischem Punktevorsprung zur Sommerpause gleich dominant unterwegs gewesen wären. Zieht man im Sinne der besseren Vergleichbarkeit den prozentualen Vorsprung auf den WM-Zweiten herbei, zeigt sich ein anderes Bild. Dann ist Marquez' 2025er-Saison zwar immer noch sehr stark, aber längst nicht mehr geschichtsträchtig. Seht hier selbst:

Die größten Vorsprünge zur MotoGP-Sommerpause nach Prozent:

SaisonWM-LeaderPunktzahlWM-ZweiterPunktzahlVorsprung in %
2005Valentino Rossi236Marco Melandri11650,8
2002Valentino Rossi220Tohru Ukawa12443,6
2010Jorge Lorenzo210Dani Pedrosa13834,3
2014Marc Marquez225Dani Pedrosa14834,2
2025Marc Marquez381Alex Marquez26131,5
2019Marc Marquez185Andrea Dovizioso12731,4
2016Marc Marquez170Jorge Lorenzo12228,2
2018Marc Marquez165Valentino Rossi11927,9
2021Fabio Quartararo156Johann Zarco12221,8
2007Casey Stoner221Valentino Rossi17719,9

Bei 381 gesammelten Punkten bringt Marquez zur diesjährigen Sommerpause einen prozentualen Vorsprung von 31,5 Prozent auf Bruder Alex zustande. Damit sortiert er sich im Ranking aller 24 MotoGP-Saisons auf Platz fünf ein. Das Kuriose: Er selbst war 2014 schonmal dominanter, brachte nach neun Siegen in neun Grand Prix einen prozentualen Vorsprung von 34,2 Prozent auf seinen damalige Honda-Teamkollegen Dani Pedrosa zustande. Auch damit liegt Marquez aber nur auf Platz vier im Ranking.

Nochmal hauchdünn überlegener war Landsmann Jorge Lorenzo in der Saison 2010, als er zur Sommerpause bereits 72 Punkte Vorsprung auf Pedrosa angesammelt hatte und es damit auf einen prozentualen Vorsprung von 34,3 Prozent brachte. In die Nähe der beiden überlegensten Vorstellungen bis zur Sommerpause kommt Lorenzo damit aber auch nicht. Im Premierenjahr der MotoGP fuhr sich Rossi nämlich einen prozentualen Vorsprung von 43,6 Prozent auf Tohru Ukawa heraus und 2005 konnte er sogar einen bis heute auch nur ansatzweise unerreichten prozentualen Vorsprung von 50,8 Prozent auf die Beine stellen. Mit 236 Punkten sammelte er bis zur Sommerpause mehr als doppelt so viele Punkte wie sein erster Verfolger Melandri (116).

Valentino Rossi fuhr 2005 in seiner eigenen Liga, Foto: Gauloises Racing
Valentino Rossi fuhr 2005 in seiner eigenen Liga, Foto: Gauloises Racing

Keine MotoGP-Geschichte für Marc Marquez, aber…

Da kann Marquez 2025 gewiss nicht mithalten. Dennoch sollte nicht unterschätzt werden, wie beeindruckend und außergewöhnlich die Leistungen der Startnummer 93 in diesem Jahr eigentlich sind. Schon jetzt braucht der Ducati-Star auf dem Papier bis zum Saisonende keinen Sieg mehr, um Weltmeister zu werden. Ihm genügen in jedem der letzten 20 Rennen [je zehn Sprints und GPs, Anm.] zweite Plätze, um am Ende dennoch ganz oben zu stehen. Setzt Marquez seine Siegesserie dennoch weiter fort, könnte er theoretisch bereits in Misano (12. - 14. September) alles klarmachen - also beim 16. von 22 geplanten Grands Prix, zwölf Rennen vor Schluss…

Marc Marquez jagt Valentino Rossis MotoGP-Rekord: Nicht wichtig (08:45 Min.)