Die Rückkehr des Königs ist perfekt. Marc Marquez holte an seinem geliebten Sachsenring nicht einfach nur den ersten Sieg seit 2021, der MotoGP-Dominator tat es auf geradezu beängstigende Art und Weise. In einem tückischen Rennen voller Stürze fuhr die Nummer 93 kontrolliert und dominierte trotzdem.

Marc Marquez überholt Giacomo Agostini: MotoGP-Superlative gehen langsam aus

"Diese Strecke hatte ich mir im Kalender angestrichen, um anzugreifen. Bei den letzten beiden Rennen habe ich mich verteidigt, aber diese Strecke ist etwas Besonderes für mich", meinte der Ducati-Pilot, nachdem er die Ziellinie trotz frühem Jubel über sechs Sekunden vor Bruder Alex überquert hatte. In seinem 200sten MotoGP-Rennen holte er Sieg Nummer 69. Damit hat er nun den legendären Giacomo Agostini bei Königsklassen-Siegen überholt.

Weiters unterstrich er seinen Status als 'King of the Ring'. Der neunte Sieg in der MotoGP auf dieser Strecke und der zwölfte in allen Klassen. Außerdem war es der vierte Doppelerfolg in Sprint und Grand Prix in Serie - ein Novum seit Einführung der Kurzrennen. Der Spanier fährt von Superlativ zu Superlativ. In der Fahrer-WM enteilt er immer mehr. Der siebte Titel in der Königsklasse ist eigentlich nurmehr eine Frage der Zeit, auch wenn er selbst stets betont, dass "erst Halbzeit" ist.

Marc Marquez erinnert an Austin-Sturz: Bloß konzentriert bleiben!

Am beeindruckendsten war aber wohl die Art und Weise, wie der König diesmal den Thron bestieg. "Heute habe ich mich extra konzentriert, nicht so wie in Austin. Ich war fokussiert. Nach Austin kam ich nach zwei Siegen. Hier kam ich nun nach drei Siegen in Folge und ich wusste, der Sachsenring ist eine meiner Strecken. Ich wollte ein perfektes Wochenende hinlegen, das ist uns gelungen", erinnerte Marquez daran, wie es ihm auf seiner anderen Paradestrecke, dem Circuit of the Americas, ergangen war. Auch dort fuhr er allen um die Ohren, aber das Rennen endete in einem völlig unnötigen Sturz.

Marc Marquez nach Sturz in Austin
In Austin kam Marc Marquez zu Sturz, Foto: IMAGO / PsnewZ

Am Sachsenring hingegen hätte er wohl 100 Runden fahren können und es wäre nichts passiert. Das Geheimnis war eine perfekte Balance aus Tempo und Kontrolle. "Ich habe versucht das Rennen zu kontrollieren. Es war schwierig nachzuvollziehen, wie viel du pushen solltest. Ich habe gepusht, denn dann habe ich mich damit sicherer gefühlt. Wenn du langsam machst, fühlst du dich unwohl", gibt der WM-Führende an.

Demütigung der Konkurrenz? Marquez: "Ich respektiere alle MotoGP-Fahrer"

Doch sollte pushen nicht mit 'am Limit' verwechselt werden. Genau dieses wollte er bewusst vermeiden. "Mir gelang eine perfekte Linienwahl, weil ich nicht am Limit war. Mein Limit war eine 1:20.3 oder 1:20.4 wie im Training am Freitag. Heute habe ich von Beginn an Reifen geschont, weil ich weiß, dass dieses Rennen sehr lang ist. Am Ende haben die Reifen auch mehr abgebaut, als ich erwartet hatte", erklärte er seine Taktik.

Für die Konkurrenz ist das wohl nur noch mehr ein Schlag ins Gesicht. Marquez fuhr eher hohe 20er-Zeiten und damit trotzdem viel schneller. Das wirkte wie eine so spielerische Zerstörung der anderen, dass er sich zu einem Statement genötigt sah: "Ich habe Respekt vor allen Fahrern und ich versuche zu pushen, um sehr konzentriert zu bleiben. Es ist nicht so, als fahre ich mit einer Hand. Ich gebe Gas, wir sind hier in der MotoGP. Das ist nun Mal der Sachsenring. In Assen gewann ich das Rennen, obwohl ich nicht der Schnellste war. Hier war ich von Anfang an der Schnellste."

Sieger Marc Marquez (Ducati Lenovo Team) feiert mit den Zuschauern auf der Ehrenrunde
Die Fans feierten den König des Rings, Foto: Tobias Linke

Marc Marquez macht den Lorenzo: Totale Präzision nur am Sachsenring möglich

Ein Geheimnis der Präzision und Kontrolle, die Marquez an den Tag legte, war dabei der Freitag. Der Dominator versuchte einen neuen Zugang im Training, der sich auszahlte: "Das Training am Freitag war das einzige, das ich nicht an der Spitze beendete. Ich fuhr keinen zweiten Angriff auf eine schnelle Runde. Das war eine superschnelle Zeit von Diggia [Di Giannantonio, der Bestzeit fuhr, Anm. d. Red.], aber ich zog es vor, mich auf das Rennen vorzubereiten. Ich fuhr auf dem Medium-Reifen, um die Elektronik und Motormappings einzustellen. Das ist sehr wichtig auf dieser Strecke."

Das gelang offenbar hervorragend. Nicht umsonst verglich ihn Di Giannantonio nach dem Rennen mit dem einstigen Uhrwerk Jorge Lorenzo. Auch darauf angesprochen betonte der 32-Jährige: "Das geht nur hier auf dieser Strecke. Auf anderen Strecken wie in Assen versuche ich auch, präzise zu sein, aber das ist eigentlich nicht meine Stärke." Die anderen Fahrer werden hoffen, dass diese unheimliche Version des Marc Marquez wirklich auf den Sachsenring beschränkt bleibt.