Was hatten Francesco Bagnaia und seine Ducati-Crew in der MotoGP-Saison 2025 nicht schon alles versucht. Nachdem der Vizeweltmeister mit der im Vergleich zum Vorjahresmotorrad praktisch unveränderten Desmosedici GP25 über mangelndes Gefühl für das Vorderrad geklagt hatte, stellten die Ingenieure das Bike für Bagnaia mehrfach völlig auf den Kopf. Ein neuer Rahmen wurden getestet, ein neues Aerodynamikpaket, neue Fahrwerkskomponenten. Auch das Setup wurde in alle denkbaren Richtungen verändert, doch Bagnaias Probleme blieben bestehen.
Größere Bremsscheibe erlöst Francesco Bagnaia
Am Sonntag in Aragon gelang schließlich der Durchbruch - mit einem simplen Wechsel der Bremsscheibe, wie Bagnaia später verriet. Auf Anraten von Crewchief Christian Gabbarini hatte man an der Front statt den in Aragon üblichen 340-Millimeter-Scheiben eine 355-Millimeter-Scheibe verbaut. Diese kommen üblicherweise nur auf den für die Bremsen extrem anspruchsvollen Strecken in Motegi, Spielberg und Buriram zum Einsatz.
Eine ungewöhnliche Entscheidung, die sich für Bagnaia aber sofort bezahlt machte. Bereits im Warm Up war das Gefühl in den Bremszonen zurück, was sich schließlich auch im Rennen bestätigte und mit Rang drei bezahlt machte. Üblicherweise ist die Wahl der Bremsscheiben durch den Kampf gegen ihre Überhitzung diktiert. Um eine solche zu vermeiden, müssen ausreichend große Modelle gewählt werden. Dass die richtige Scheibe wie im Fall von Bagnaia aber zu einem reinen Performance-Teil wird, ist eine neue Entwicklung.
Francesco Bagnaia zurück in Erfolgsspur: Alles eine Frage des Gewichts?
Tatsächlich scheint es auch weniger der tatsächliche Durchmesser und die damit generierte Bremsleistung der verbauten Scheiben zu sein, die für Bagnaias Durchbruch verantwortlich ist. Viel eher ist es wohl eine Frage des Gewichts. Die Karbonscheiben von Brembo wiegen zwischen 1 und 1,4 Kilogramm, der Unterschied zwischen den von Bagnaia eingesetzten Modellen dürfte sich im Bereich von 150 bis 200 Gramm bewegen. Erwähnt sein sollte auch, dass es sich hierbei um ungefederte Masse handelt, also Bauteile, die vom Untergrund in Bewegung versetzt werden, ehe das Fahrwerks korrigierend eingreifen kann. Grundsätzlich gilt viel ungefederte Masse als Gift für positives Fahrverhalten, doch im Fall von Bagnaia könnten die hier platzierten Gramm genau das sein, was er benötigt.

Lorenzo Savadori, der als Testfahrer für die Konkurrenz von Aprilia an der richtigen Abstimmung der RS-GP feilt, kann sich das gut vorstellen: "Wenn du auf eine größere Scheibe wechselst, hast du mehr Gewicht an der Front und das Fahrverhalten des Motorrads verändert sich. Manche Fahrer sind da weniger empfindlich, andere mehr. Ich spüre es sehr stark - es ist ja auch mein Job, für solche Dinge möglichst feinfühlig zu sein." Auch Bagnaia gilt ja im Bezug auf das Vorderrad als besonders sensibel. Was eigentlich stets seine große Stärke war, wurde in den vergangenen Wochen zur dramatischen Schwäche.
Fabio Di Giannantonio auf den Spuren Francesco Bagnaias
Ein weiterer Ducati-Pilot, der zuletzt seine Probleme mit dem 2025er-Motorrad aus Borgo Panigale hatte, ist Fabio Di Giannantonio. Er war am Sonntag als Neunter ganz klar schwächster Ducati-Mann. Auch er will nun im offiziellen MotoGP-Test am Montag in Aragon die für Bagnaia so erfolgreiche Veränderung probieren: "Du kannst so natürlich mehr Gewicht an das Vorderrad bringen. Das ist eigentlich keine große Veränderung, die aber viel bewirken kann. Dass hier die Lösung für die diesjährigen Probleme liegen könnte, ist schon verwunderlich, aber eigentlich auch gar nicht so überraschend."
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