Am Montagmorgen platzte die MotoGP-Bombe: Jorge Martin will weg von Aprilia und plant daher, seinen Zweijahresvertrag nach nur einer Saison mit Ende 2025 aufzulösen. Möglich machen soll das eine Klausel, die dem Fahrer einen Ausstieg ermöglicht, wenn er nach sechs Rennwochenenden 2025 nicht auf den vorderen WM-Rängen liegt. Diese sechs Rennwochenenden sind vorüber und Martin ist aktuell mit null Punkten 26. der Fahrer-Weltmeisterschaft.

Jorge Martins Aprilia-Klausel steht auf wackligen Beinen

Dass Jorge Martin somit berechtigt wäre, aus seinem Vertrag auszusteigen, ist freilich eine juristische Spitzfindigkeit. Schließlich hat seine WM-Position kaum etwas mit dem tatsächlichen Leistungsvermögen des Aprilia-Projekts zu tun. Martin hat aufgrund von drei schweren Verletzungen im Jahr 2025 ja erst einen Grand Prix bestritten. Daran wird sich nach seinem schlimmen Unfall beim Katar-GP in absehbarer Zeit auch nichts ändern. Aprilia ist verärgert, soll rechtliche Schritte gegen das geplante Vorgehen Martins prüfen. Die Mannschaft aus Noale wäre nicht der erste MotoGP-Hersteller, der den 'Martinator' trotz eines bestehenden Vertrags durch die kreative Auslegung einer Klausel verliert.

Jorge Martin will weg! Aprilia droht mit MotoGP-Rechtsstreit (07:35 Min.)

Machen wir eine Zeitreise zurück ins Jahr 2020. Es ist Martins zweite Saison im KTM-Nachwuchsteam von Aki Ajo in der Moto2-Klasse. Sein Kontrakt gilt aber nicht nur für die mittlere WM-Kategorie, sondern auch für die MotoGP, wohin Martin gemäß dem Vertrag 2021 automatisch aufsteigen wird. KTM hätte ihn am liebsten schon 2020 in der Königsklasse gesehen, nachdem die Zusammenarbeit mit Johann Zarco im Vorjahr nach nur 13 Rennen gescheitert war. Martin und sein Management erbaten aber einen Verbleib in der Moto2-Klasse, wo man den Weltmeistertitel gewinnen wollte.

KTM stolpert über Klausel in Jorge Martins MotoGP-Vertrag

KTM willigte ein und begnügte sich mit dem MotoGP-Aufstieg für 2021. Diesen konnte nur noch eine Klausel in Martins Vertrag verhindern. Das damals aufstrebende Talent durfte demnach zu einem anderen Hersteller wechseln, wenn KTM zum Stichtag des 30. Juni 2020 keinen Piloten in den Top-Ten der Fahrerwertung hatte. Die Tatsache, das man ein kalendarisches Datum statt einer Anzahl von Rennwochenenden festgeschrieben hatte, wurde KTM schließlich zum Verhängnis.

Jorge Martin debütierte in der MotoGP für Ducati, Foto: Credit gp-photo.de - Ronny Lekl
Jorge Martin debütierte in der MotoGP für Ducati, Foto: Credit gp-photo.de - Ronny Lekl

Denn Anfang 2020 brach die Corona-Pandemie aus und legte auch die MotoGP-Weltmeisterschaft lahm. Zum Stichtag Ende Juni war noch kein einziges Rennen über die Bühne gegangen. Dementsprechend gab es auch noch keinen WM-Stand, in dem sich ein KTM-Fahrer irgendwo platzieren hätte können. Doch faktisch lag damit eben kein Pilot auf der RC16 in den Top-Ten. Martin und Manager Albert Valera nutzten die Lücke und dockten bei Pramac Ducati an, wo 2024 schließlich der WM-Titel gelingen sollte. KTM verpflichtete Danilo Petrucci statt Martin. 'Petrux' musste seinen Platz nach nur einer Saison aber wieder räumen. Die Saison 2020 beendeten übrigens dennoch gleich zwei KTM-Fahrer in den Top-Ten: Pol Espargaro wurde Fünfter, Miguel Oliveira Neunter.

Jorge Martin fällt bei KTM in Ungnade - vorübergehend

Die KTM-Führungsebene war damals verständlicherweise extrem verärgert über das Vorgehen von Martin. "Wenn uns jemand in der Corona-Phase so hängen lässt, dann werden wir uns zweimal überlegen, ob wir diesen Fahrer irgendwann wieder in der Familie haben wollen", schimpfte Motorsportchef Pit Beirer. Als sich 2024 abzeichnete, dass Martin nun das Ducati-Lager verlassen könnte, klang Beirer im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com schon deutlich versöhnlicher: "Über diese Angelegenheit ist definitiv Gras gewachsen. Wer uns näher kennt weiß, wie emotional wir sind und dass wir auch zu Tode betrübt sein können. Wenn dann jemand so von uns weggeht, nehmen wir das auch sehr persönlich, weil wir von unserer Seite so viel Herzblut investieren. Aber Martin hat für seine Karriere alles richtig gemacht."

Nutzt Martin nun aber auch bei Aprilia ein Schlupfloch, um aus einem bestehenden Arbeitspapier herauszukommen, könnte er im MotoGP-Paddock endgültig als unverlässlicher Vertragspartner abgestempelt werden. Eine Situation, die auch für einen der allerbesten Fahrer in der Königsklasse gefährlich sein kann.

Was ist eure Meinung: Ruiniert Jorge Martin mit einem möglichen Ausstieg bei Aprilia seinen Ruf im Fahrerlager? Schreibt es uns in die Kommentare!