Die MotoGP-Wintertestfahrten 2025 sind Geschichte. Nach drei Testtagen in Sepang versammelte sich die Königsklasse am Mittwoch und Donnerstag in Buriram zum finalen Kräftemessen vor dem Saisonstart, der in knapp zwei Wochen ebenfalls auf dem Chang International Circuit stattfinden wird. Marc Marquez sicherte Ducati dabei an beiden Tagen die Bestzeit. Führt der Weg zum MotoGP-Titel 2025 nur über den spanischen Superstar? Motorsport-Magazin.com analysiert die Erkenntnisse aus Thailand und liefert die Ausgangslage vor dem Auftaktrennen.
Vorab sei an dieser Stelle aber nochmal angemerkt, dass es sich letztlich "nur" um Testfahrten handelt und die Resultate daher immer mit einer gewissen Brise Vorsicht gewertet werden sollten. Schließlich können Rundenzeiten je nach Tageszeit und Reifenwahl stark variieren. Auch die Anzahl der bereits auf einem Reifensatz gedrehten Runden oder die freigegebene Motorenleistung und Spritmenge können das Bild verfälschen. Die Erkenntnisse aus diesem Artikel sollen daher keine Prognose für das gesamte MotoGP-Jahr 2025 darstellen, sondern vielmehr eine letzte Trendbestimmung vor dem Thailand-Grand-Prix (28.02. - 02.03.) sein. Nun aber zur Analyse:
Die Zeitenentwicklung: Ducati-Probleme sind echt
Beginnen wir bei den nackten Zahlen und damit bei den 'Timeattacks', also den Qualifying-Simulationen. Dabei nehmen wir den jeweils bestplatzierten Fahrer eines Herstellers und vergleichen die gesetzte Zeit mit der bisher schnellsten Runde, die auf dem jeweiligen Motorrad zuvor in Buriram gefahren wurde. Die Referenzzeit stammt dabei aus dem Thailand-GP-Wochenende 2024, da es - anders als in Sepang - zuvor noch keine MotoGP-Testfahrten auf dem Chang International Circuit gab.
Das Ergebnis liefert spannende Erkenntnisse: Zunächst einmal bestätigt sich, dass Ducati tatsächlich eine holprige Saisonvorbereitung erlebte. Die Italiener konnten ihre Rundenzeit als einer von nur zwei Herstellern nicht verbessern, womit auch nochmal deutlich wird, dass mit der GP25 definitiv kein solch großer Performance-Fortschritt wie im Vorjahr von GP23 zu GP24 gelang. Ernsthafte Sorgen müssen sich die Roten allerdings auch nicht machen, denn selbst die nur dezent upgegradete Desmosedici von Marc Marquez blieb in Buriram trotzdem das Maß aller Dinge.
Position | Hersteller | Fahrer | Zeit | Differenz zur bisherigen Bestmarke |
---|---|---|---|---|
1. | Ducati | Marc Marquez | 1:28.855 | +0.155 |
2. | Aprilia | Marco Bezzecchi | 1:29.060 | -0.446 |
3. | KTM | Pedro Acosta | 1:29.133 | -0.286 |
4. | Honda | Joan Mir | 1:29.399 | -0.283 |
5. | Yamaha | Fabio Quartararo | 1:29.406 | +0.180 |
Es gibt allerdings auch Grund zur Hoffnung auf eine deutlich engere Saison als im Vorjahr, denn Aprilia und KTM lagen mit ihren jeweiligen Speerspitzen nicht weit hinter Marquez zurück. Speziell die Rundenzeit von Marco Bezzecchi beeindruckt, zählte der Chang International Circuit in der Vergangenheit doch immer zu den schwächsten Aprilia-Strecken. Auch Honda präsentierte sich im Buriram-Test näher am Spitzenfeld als noch 2024, aber die Rundenzeit von Joan Mir ist mit Vorsicht zu genießen. HRC testete nämlich als einziger Hersteller bereits vor dem Shakedown mit Aleix Espargaro und Takaaki Nakagami zwei Tage lang in Buriram und kam daher mit einem kleinen Vorteil zum offiziellen MotoGP-Test.
Die Sprint-Simulationen: Aprilia dreht auf
Kommen wir nun zu den Sprint-Simulationen, die in Buriram von der großen Mehrheit des Feldes absolviert wurden. Hier kommt der Bestwert von Bezzecchi, der im Schnitt nur 0,137 Sekunden pro Runde langsamer war als Enea Bastianini auf seinem Weg zum Sprintsieg 2024. Ein gigantischer Fortschritt, landete die beste RS-GP im letztjährigen Buriram-Sprint doch noch mit 19,688 Sekunden Rückstand auf Platz 14. Wie stark Aprilia vor dem Saisonstart tatsächlich dasteht, lässt sich aber nur schwer abschätzen, da Sprint-Referenzwerte von Marquez, Francesco Bagnaia oder auch GP24-Piloten wie Alex Marquez und Franco Morbidelli fehlen. Zumindest KTM scheint Noale aber abgehängt zu haben: Pedro Acosta (+0,242 Sek), Brad Binder (+0,445 Sek) und Maverick Vinales (+0,622 Sek) waren deutlich langsamer.
Fahrer | Team | Schnitt (Rundenzahl) | Rückstand pro Runde |
---|---|---|---|
Marco Bezzecchi | Aprilia | 1:30.093 (13) | - |
Pedro Acosta | KTM | 1:30.335 (10) | +0.242 |
Joan Mir | Honda | 1:30.338 (13) | +0.245 |
Fabio Quartararo | Yamaha | 1:30.361 (12) | +0.268 |
Brad Binder | KTM | 1:30.538 (12) | +0.445 |
Maverick Vinales | Tech3 | 1:30.715 (12) | +0.622 |
Jack Miller | Pramac | 1:30.871 (13) | +0.778 |
Fermin Aldeguer | Gresini | 1:31.089 (13) | +0.996 |
Alex Rins | Yamaha | 1:31.114 (9) | +1.021 |
Luca Marini | Honda | 1:31.179 (13) | +1.086 |
Ai Ogura | Trackhouse | 1:31.294 (13) | +1.201 |
Johann Zarco | LCR | 1:31.835 (13) | +1.745 |
Auf Augenhöhe mit KTM-Speerspitze Acosta präsentierten sich in der Sprint-Simulation derweil Honda in Person von Joan Mir und Yamaha in Person von Fabio Quartararo. Beiden Werken gelang damit ebenfalls eine deutliche zeitliche Verbesserung gegenüber dem Buriram-Sprint 2024. Während die Konkurrenz also für beide Hersteller wieder in Reichweite scheint, dürfte die interne Stimmungslage dennoch etwas unterschiedlicher ausfallen. Kann Honda nach der schwachen Longrun-Simulation aus Sepang als Gewinner angesehen werden, sind zweieinhalb Zehntel Rückstand auf eine Aprilia für Yamaha nach dem starken Sepang-Test fast schon enttäuschend. Der Hype um das Iwata-Werk scheint also erstmal wieder erloschen, das zeigen auch die schwachen Sprint-Simulationen von Quartararos Markenkollegen.
Die Renn-Simulationen: Marc Marquez unschlagbar?
Blicken wir abschließend noch auf die Simulationen der kompletten Grand-Prix-Distanz, von denen in Buriram ebenfalls einige gefahren wurden. Und dabei sticht eine heraus: Jene von Marc Marquez. Der Spanier absolvierte 23 Runden mit einer Durchschnittszeit von 1:30.378 Minuten und blieb damit nur knapp zwei Zehntel über dem bestehenden Rennrundenrekord aus der Saison 2023! Da konnte kein anderer Pilot auch nur im Ansatz mithalten: Acosta, Morbidelli und Bruder Alex verloren als erste Verfolger mehr als sechs Zehntel pro Runde, Binder war im Schnitt sogar 1,2 Sekunden langsamer.
Fahrer | Team | Schnitt (Rundenzahl) | Rückstand pro Runde |
---|---|---|---|
Marc Marquez | Ducati | 1:30.378 (23) | - |
Pedro Acosta | KTM | 1:31.016 (22) | +0.638 |
Franco Morbidelli | VR46 | 1:31.019 (18) | +0.641 |
Alex Marquez | Gresini | 1:31.071 (24) | +0.693 |
Brad Binder | KTM | 1:31.545 (24) | +1.167 |
Johann Zarco | LCR | 1:31.571 (20) | +1.192 |
Somkiat Chantra | LCR | 1:32.009 (19) | +1.631 |
Auch hier zeigt sich also wieder, was wir bereits eingangs bei der Entwicklung der Rundenzeiten angemerkt hatten. Ducati scheint mit der Desmosedici GP25 zwar einen Fehlgriff gelandet zu haben, um ein leistungsschwaches Motorrad handelt es sich deswegen aber noch lange nicht. Borgo Panigale bleibt auch in der MotoGP-Saison 2025 die Messlatte und speziell Marc Marquez wusste in den Testfahrten zu überzeugen.

Das Fazit: Zwei große Unbekannte bleiben
Führt der Weg zum MotoGP-Titel 2025 also nur über Marquez? Nein. Denn es gibt vor dem Saisonstart noch zwei große Unbekannte. Zum einen stellt sich die Frage nach dem Leistungsniveau von Francesco Bagnaia. Der Italiener erlebte in Buriram einen deutlich komplizierteren Test als Marquez, fand am Donnerstag laut eigener Aussage jedoch wieder in die Spur. "Du kannst einzelne Runs nur schwer mit einem ganzen Longrun vergleichen und Marcs Rundenzeiten waren beeindruckend. Wenn ich gestoppt habe und wieder losgefahren bin, war ich aber auch auf seinem Niveau unterwegs", erklärte er bei 'After the Flag'. Und dies bestätigt sich bei einem Blick auf Bagnaias Rundenzeiten tatsächlich auch, dort war er im Schnitt am Donnerstagnachmittag nur knapp eine Zehntel langsamer als Marquez.
Zudem zählte Buriram schon immer zu den Paradenstrecken der Startnummer 93, während Bagnaia dort nie stärkster Ducati-Pilot war. Auch das sollte nicht vergessen werden. Somit deutet also vieles auf ein Duell auf Augenhöhe zwischen den beiden MotoGP-Stars hin. Und dann ist da ja noch Jorge Martin. Der amtierende Weltmeister ist nach seinem Sepang-Crash samt schwerer Verletzung die zweite große Unbekannte. Er wird nach seinem Comeback wohl noch etwas Zeit brauchen, um auf der Aprilia RS-GP anzukommen. Die Leistungen von Teamkollege Bezzecchi im Buriram-Test lassen aber hoffen, dass der 'Martinator' in Topform durchaus in die Nähe der Ducati-Werkspiloten kommen und den Kampf an der Spitze aufmischen könnte. Die Zukunft wird es zeigen.
Wie seht ihr das Kräfteverhältnis vor dem MotoGP-Saisonstart? Was traut ihr den einzelnen Fahrern und Teams zu? Sagt uns eure Meinung in den Kommentaren!
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