Sichtlich übernächtigt kam der auf Krücken gehende Jorge Martin am Freitagmorgen im Dexeus-Krankenhaus von Barcelona an, wo er bereits von MotoGP-Arzt Dr. Angel Charte und dem Stammchirurgen der Zweiradstars, Dr. Xavier Mir, in Empfang genommen wurde. "Mir geht es gut. Ich bin müde von der Rückreise, aber ich bin entschlossen, schnell wieder fit zu werden", sagte Martin in einem kurzen Statement zu den wartenden Reportern.

Jorge Martin erfolgreich operiert

Am Freitagabend gab Aprilia schließlich bekannt, dass die Operation an Martins gebrochenem fünften Mittelhandknochen an der rechten Hand erfolgreich war. Der behandelnde Chirurg Dr. Mir erläutert den Eingriff: "Jorge Martin wurde wegen einer verschobenen Fraktur des Kopfes des rechten fünften Mittelhandknochens operiert, mit Reposition und perkutaner Fixierung (ein medizinisches Verfahren, bei dem Knochen durch die Haut hindurch stabilisiert werden, Anm.) mit einer intramedullären Schraube (eine spezielle Schraube, die in das Innere eines Knochens eingesetzt wird, genauer gesagt in den Markraum, Anm.). Die funktionelle Genesung wird je nach dem klinischen Zustand in Kürze beginnen." Eine zunächst befürchtete weitere Operation an den ebenfalls gebrochenen dritten, vierten und fünften Mittelfußknochen am linken Fuß konnte vermieden werden. Hier setzen die Ärzte auf eine konservative Behandlung.

Knochenbrüche für Martin, Fernandez, Diggia (06:41 Min.)

Wann Martin wieder ins MotoGP-Geschehen eingreifen wird können, ist aktuell noch nicht bekannt. Aprilia-Racing-CEO Massimo Rivola meinte am Mittwoch in Sepang, dass Martins nächste Ausfahrt wohl im 1. Freien Training zum Thailand-Grand-Prix stattfinden werde. Eine Teilnahme am vorherigen Test wollte der Italiener da aber noch nicht ganz ausschließen.

+++Update: Martin verpasst Thailand-Test+++
Am Samstag bestätigte Aprilia dann, dass Martin den Test in Thailand in der nächsten Woche definitiv auslassen muss. Der Weltmeister wurde mittlerweile aus dem Krankenhaus entlassen und erholt sich nun in seinem Zuhause in Andorra. Der Start beim Saisonauftakt, welcher zwei Wochen später ebenfalls in Thailand stattfindet, ist fest geplant.

Jorge Martins MotoGP-Crash: Michelin findet Ursache

Während Martin nun also um eine schnellstmögliche Rückkehr auf seine Aprilia RS-GP kämpft, wurde am Rande der MotoGP-Testfahrten in Sepang Klarheit über den Grund für seinen heftigen Abflug am Mittwoch geschaffen. Martin hatte ja in der Anfahrt zu Kurve zwei die Kontrolle über das Hinterrad verloren und einen üblen Highsider hingelegt. Sein Aprilia-Team konnte in den ausgewerteten Daten aber weder eine zu niedrige Reifenoberflächentemperatur, noch Probleme am Motorrad oder einen Fahrfehler Martins erkennen.

Reifenlieferant Michelin bestätigte diese Fakten am Freitag, fand aber an anderer Stelle ein Problem. "Die Oberflächentemperatur des Reifens war in Ordnung", erklärte Michelins MotoGP-Leiter Piero Taramasso. "Der Sensor zur Messung der Kerntemperatur des Reifens hat uns aber einen Wert gezeigt, der etwa 15 Grad unter dem liegt, was wir als normal ansehen. Das wären zwischen 90 und 100 Grad."

Wie es zu diesem Temperaturabfall kommen konnte, ist für Michelin noch nicht klar, so Taramasso: "Dafür kann es unterschiedlichste Gründe geben. Es war am Mittwoch in Sepang generell kühler als wir gewohnt sind. Außerdem ist das Motorrad nach dem ersten Sturz (Martin war bereits vor seinem folgenschweren Crash in Kurve eins gestürzt, Anm.) zurück an die Box gekommen. Es kann aber auch sein, dass es ein Problem mit dem Reifenwärmer gab. Das müssen wir weiter untersuchen."

Operationen für Raul Fernandez und Fabio Di Giannantonio

Martin war am Mittwoch nicht das einzige Sturzopfer der MotoGP. Auch Raul Fernandez und Fabio Di Giannantonio verletzten sich. Fernandez wurde noch am Donnerstag in Barcelona operiert. Auch er hatte sich einen Bruch des Mittelhandknochens zugezogen. Wie sein Pressesprecher mitteilte, hofft man auf ein Comeback des Trackhouse-Piloten beim letzten MotoGP-Wintertest in Buriram am 12. und 13. Februar. Fabio Di Giannantonios gebrochenes linkes Schlüsselbein wird in Italien operativ korrigiert. Er plant eine Rückkehr zum ersten Rennwochenende 2025 in Thailand (28. Februar bis 2. März). Der Buriram-Test kommt für den VR46-Piloten zu früh.

Was sich in Abwesenheit der Verletzten am finalen Testtag in Sepang getan hat, erfahrt ihr in unserem Video:

Yamaha wieder im MotoGP-Spitzenfeld: Beeindruckende Steigerung (08:23 Min.)