Als nach dem Ende der MotoGP-Saison 2024 die Fahrer beim Test in Barcelona ihre neuen Motorräder ausprobierten, da musste einer zuschauen: Fabio Di Giannantonio. Der Italiener hatte sich einer dringend notwendigen Schulter-OP unterzogen und sogar die zwei letzten Grand Prix des Jahres freiwillig dafür ausgelassen. Das soll sich 2025 auszahlen. Zu den Testfahrten in Sepang reiste 'Diggia' frohen Mutes.
Fabio di Giannatonio optimistisch: Bin bei 80 bis 90%
"Es war ein langer Winter. Ich musste mich sehr darauf konzentrieren, die Beweglichkeit in meiner Schulter zurückzuerlangen. Dann musste ich versuchen, jeden Muskel um die Schulter herum wiederherzustellen", gab der VR46-Pilot am Dienstag vor dem dreitätigen Test an. Für ihn ist dieser in doppelter Hinsicht entscheidend. Zunächst einmal braucht es die Bestätigung seines körperlichen Zustandes. "Es war ein wirklich langer Prozess. Aber jetzt geht es mir wirklich gut. Ich fühle mich zu 80-90 % fit", zeigt er sich zuversichtlich.
Eine Garantie, dass alles in Ordnung sein wird, gibt es aber nicht: "Mir fehlt noch etwas Kraft, denn die körperliche Vorbereitung begann erst Anfang Januar, so dass ich nur wenige Wochen vor diesem Test hatte. Aber mir geht es gut. Wir haben drei Tage mit der Panigale [Ducatis Superbike, Anm. d. Red.] in Mandalika absolviert. Ich habe es wirklich genossen und hatte keinerlei Probleme mit Schmerzen in der Schulter. Aber natürlich ist das Fahren in der MotoGP eine ganz andere Sache."
Diggia enthüllt: So sehr hat ihn seine Verletzung auf dem MotoGP-Bike behindert
Bei seinen letzten Auftritten auf der MotoGP-Maschine war der Italiener noch deutlich eingeschränkt. Angesichts des Trainingsrückstandes benennt er gleich drei Problembereiche: "Sicherlich geht es um das Bremsen. Aber ich muss auch auf den Geraden und in den Rechtskurven aufpassen, denn das war letztes Jahr das Hauptproblem. Es war mir nicht möglich, mich hinter die Verkleidung zu ducken und in den Rechtskurven meinen Körper so tief zu halten, wie ich es in den Linkskurven tat."

Umso mehr machte Di Giannantonio deutlich, wie sehr der chirurgische Eingriff notwendig war: "Der Doktor ist einer der besten auf der Welt, der diese Art von Operationen durchführen kann, und ich denke, er hat einen erstaunlichen Job gemacht. Wenn ich jetzt zurückdenke, wie ich die letzten sieben Rennen des letzten Jahres mit dem Motorrad gefahren bin... Wow, das war hart! Jetzt ist es eine ganz andere Geschichte."
Erstmals Entwicklungspilot: MotoGP-Neuland für Di Giannantonio und VR46
Und eine andere Geschichte als bisher erwartet ihn auch bei der technischen Aufgabe des Tests. In den ersten Karrierejahren fuhr 'Diggia' stets eine Vorjahresmaschine der Ducati Desmosedici. Entwicklungsarbeit war da nicht von Nöten, denn das Motorrad blieb im Wesentlichen über das gesamte Jahr gleich. Nun ist er einer von nur drei Piloten mit dem neuen Motorrad, der GP25. Er betritt damit ebenso wie VR46 Neuland. Bisher hatte diese Aufgabe das zu Yamaha abgewanderte Pramac-Team übernommen.
"Wir müssen noch viele Dinge ausprobieren. Für mich ist es das erste Mal, und es ist cool. Es ist gut, das machen zu dürfen. Sicherlich wird jeder sein eigenes Programm absolvieren, aber die Entwicklung des Motorrads wird von uns dreien getragen", freut er sich auf seine neue Aufgabe. Die Werkspiloten Marc Marquez und Francesco Bagnaia konnten die neue Maschine bereits im November 2024 ausprobieren. Von den Erfahrungsberichten der beiden Starpiloten hielt sich der dritte im Bunde aber mit Absicht fern.
Unvoreingenommen zum Test: Optimale Ducati GP25 herausfiltern
"Das Team und Ducati wollten mir viele Dinge nicht sagen, weil sie mich nicht in irgendeiner Weise beeinflussen wollten: Das war eine vernünftige Entscheidung. Sicherlich habe ich von euch, den Journalisten, etwas gehört. Aus den Interviews kenne ich einige wenige Kommentare. Aber auch von meiner Seite wollte ich nicht so viel wissen, weil ich einen freien Kopf haben will. Ich möchte mit dem Motorrad fahren und meine ehrliche Rückmeldung geben", gibt der Römer an.
Ohnehin ist die Entwicklung der Maschine noch bei weitem nicht abgeschlossen. Gigi Dall'Igna hatte bereits angekündigt, dass es noch einige neue Teile auszuloten gilt. Di Giannantonio bestätigt: "Die Rundenzeiten waren nicht schlecht, aber in Barcelona war das Motorrad noch nicht die 2025er-Version. Auch deshalb, weil die 2025 noch gar nicht festgelegt ist, weil wir noch Dinge für dieses Jahr testen werden." Auch deswegen ist eine gute Fitness für ihn so wichtig, denn es gibt einiges zu tun.
Wenn ihr die Testfahrten in Sepang verfolgen wollt, kein Problem. Hier haben wir alles für euch zusammengefasst, was ihr wissen müsst:
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