Für MotoGP-Weltmeister Jorge Martin beginnt 2025 ein neues Abenteuer. Mit der Aprilia scheint die sportliche Erwartungshaltung von außen betrachtet etwas heruntergefahren. Doch der Spanier zeigte sich bei der Präsentation des Aprilia-Teams geradezu euphorisch.
Habe noch nie diese Unterstützung gespürt! Martin mit Seitenhieb gegen Ducati
"Jeder will wertgeschätzt werden, und als ich in der Fabrik ankam und sah, dass alle Leute so emotional auf mich und Marco [Bezzecchi] reagierten, machte das die Ankunft für uns beide ziemlich verrückt. Ich fühle bereits die Liebe dieser Firma zu uns. Es fühlt sich wie eine Familie an", gab der 'Martinator' an. Bei Ducati war er zweimal in der Wahl des Werksplatzes übergangen worden. In Noale hingegen ist er nun der große Hoffnungsträger. "Ich würde für sie töten!", scherzte der Madrilene, und fuhr ernster fort: "Das ist so, so wichtig. Das habe ich noch nie in meinem Leben in einer Fabrik gespürt. Nicht bei den anderen Marken, für die ich gefahren bin."
Obwohl der Weltmeister gerade erst ankam, konnte er dies bereits anhand des ersten Testtages im November 2024 in Barcelona konkretisieren: "Der erste Tag war großartig. Ich habe schon beim Testen viel Unterstützung von den Mitarbeitern gespürt, die wirklich an meiner Rückmeldung interessiert waren. Sie waren sehr methodisch bei der Analyse nach dem Test."
Bei seinem alten Rennstall war dies noch anders: "Ich erinnere mich, wie ich bei Pramac gearbeitet habe und meine Rückmeldung gab. Wenn ich damit fertig war, war es vorbei. Hier haben wir noch eine zweistündige Besprechung, um zu versuchen, die Prioritäten zu setzen, wo es hingehen soll." Martin betonte das sofortige Vertrauen: "Ich habe gespürt, dass sie an meinen Prioritäten arbeiten werden. Das ist wirklich wichtig. Deshalb wollte ich Werksfahrer werden. Jetzt fühle ich endlich diese Unterstützung."
Aprilias RS-GP: Unglaubliche Front, aber (noch) zu wenig Traktion

Beim ersten Herantasten an die RS-GP stach vor allem eine Eigenschaft heraus. "Das Gefühl an der Front war unfassbar, es war unglaublich. Ich glaube, es war das beste Motorrad, das ich je gefahren bin, was die Front angeht", verriet der Neuzugang. Direkt nach dem Test hatte er noch nicht mit der Presse darüber sprechen dürfen, war er doch eigentlich noch bei Ducati unter Vertrag. Erst am 1. Januar 2025 begann die Aprilia-Zeitrechnung offiziell.
"Die Bewegungen des Motorrads waren ein bisschen instabiler als bei der Ducati. Dann fingen wir an, einige Änderungen vorzunehmen und alles wurde stabiler", berichtete er bereits von Fortschritten in der Zusammenarbeit mit seiner neuen Crew. Auch auf technischer Seite wurde nachgelegt: " Wir haben für 2025 neue Dinge ausprobiert, die auch gut waren, wie etwa eine neue Verkleidung. Es ist ein großer Fortschritt im Vergleich zu 2024, also bin ich optimistisch. Mit der Traktion hatte ich ein wenig zu kämpfen, aber ich denke, das liegt eher daran, dass ich mich an das Motorrad anpassen muss, als am Motorrad selbst."
"Beim Barcelona-Test bin ich gefahren, als säße ich immer noch auf einer Ducati. Ich muss meinen Fahrstil stark verändern", lautete daher das Fazit. Fünf Testtage hat er dazu vor dem Saisonauftakt in Thailand Zeit. Doch allein durch den Fahrstil ist es nicht getan. "Die Elektronik ist sicherlich ein Aspekt, an dem wir arbeiten. Wir bereiten einiges für den nächsten Test [in Sepang] vor. Vor allem, weil wir eine Strecke vorfinden, die für das Testen der Elektronik gut geeignet ist", kündigte der neue Technik-Direktor Fabiano Sterlacchini an.
Aprilias großes Manko in der MotoGP
Der Italiener, der von KTM kam, erhofft sich vom neuen Bike vor allem eines: "Die Konstanz ist ein wichtiger Aspekt für das Motorrad." Aprilia war bisher vor allem für Aufs und Abs bekannt. Grandiose Highlights wechselten sich mit desaströsen Auftritten ab. Mit Martin wurde nun ein Fahrer verpflichtet, der seine Konstanz eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat. Trotz nur drei zu elf Grand-Prix-Siegen im Vergleich zu WM-Kontrahent Francesco Bagnaia gewann der damalige Pramac-Pilot 2024 den Titel, weil er bei jedem Rennen podestfähig war und weniger Fehler beging.
Eine konstantere Kombination aus Motorrad und Fahrer wäre unheimlich wichtig. Sterlacchini betont vor allem die mentale Komponente innerhalb der Mannschaft: "In diesem Sport kommt es sehr auf die Motivation an und darauf, wie überzeugt man von dem ist, was man tut. Die Motivation ist ein wichtiger Faktor für die Leistung. Wenn man in einem Rennen Probleme hat, wird der negative Effekt, der Rückschlag, in das nächste Rennen mitgenommen. So hat man vielleicht ein konkurrenzfähiges Paket für das nächste Rennen, aber man ist immer noch von diesem negativen Eindruck belastet."
Jorge Martin wohl nicht sofort schnell: Brauche noch Zeit
Von diesen Rückschlägen soll es mit Starpilot Martin nach Plan etwas weniger geben. Dass es aber sofort so weitergehen kann wie in seiner Weltmeister-Saison, glaubt der 'Martinator' nicht. Ein bisschen Eingewöhnungszeit will er sich dann doch gewähren: "Ich habe das Gefühl, dass das Motorrad wirklich gut und konkurrenzfähig ist, aber ich brauche Zeit, um zu verstehen, wo ich pushen, wo ich Zeit gewinnen oder wo ich langsamer fahren muss."
Nicht nur der Weltmeister ist heiß auf die neue MotoGP-Saison. Auch wir haben schon einen kleinen Ausblick gewagt, und einige kühne Behauptungen aufgestellt:
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