Trackhouse Racing entschied sich als jüngstes MotoGP-Team auch bewusst für junge Fahrer, um mit ihnen gemeinsam im Sport zu wachsen. Im zweiten Jahr fiel die Wahl auf Ai Ogura. Teamchef Davide Brivio will dem Japaner Zeit geben.

Brivio holte MotoGP-Talente zu früh? Kann bei Ai Ogura niemand behaupten

"Ai Ogura ist ein großes Talent, das hat er letztes Jahr bewiesen. Nachdem wir die Entscheidung trafen [ihn zu verpflichten, Anm. d. Red.], holte er sich den Titel in der Moto2. Wir sind sehr aufgeregt, ihn dabei zu haben. Wir haben großes Vertrauen darin, dass er ein fantastisches Talent ist. Er hat eine gute Herangehensweise und ist sehr entschlossen. Er nimmt das Rennfahren sehr ernst", zeigte sich der Italiener von seinem Neuzugang überzeugt.

Joan Mir und Davide Brivio in der Suzuki-Box
Brivio (r.) brachte einst auch Joan Mir (l.) in die MotoGP, Foto: LAT Images

Brivio hatte in der Vergangenheit meist ein gutes Händchen für Rookies, auch wenn es Kritik gab: " Maverick Vinales und Joan Mir holten wir damals zu Suzuki nach nur einem Jahr in der Moto2. Die Leute sagten, das war zu früh." Letztlich waren beide aber sofort schnell und legten erfolgreiche MotoGP-Karrieren hin. Bei Ogura sieht die Vorgeschichte aber anders aus: "Im Fall von Ai kommt er als der Moto2-Weltmeister. Das ist das ideale Szenario. Er verbrachte einige Jahre in der Moto2, wurde dann Weltmeister und geht jetzt in die MotoGP. Diesmal kann das also niemand mehr kritisieren."

Kein Leistungsdruck: 2025 soll einfach Lehrjahr sein

An Vinales, Mir oder auch Pedro Acosta, der 2024 sofort einschlug, will er seinen neuen Schützling aber nicht unbedingt messen. Dennoch schätzt der 60-Jährige sehr, was er bereits gesehen hat: "Es bedeutet nicht, dass er sofort schnell sein wird, nur weil er der Moto2-Weltmeister ist. In der ersten Zusammenarbeit mit Ai kann ich sehen, dass er die Dinge Schritt für Schritt angeht. Er denkt viel darüber nach, was er da macht. Er möchte es zuerst verstehen, bevor er irgendetwas verrücktes probiert."

Trackhouse-Teamkollegen Raul Fernandez und Ai Ogura
Ai Ogura(r.) wird der Teamkollege von Raul Fernandez(l.), Foto: Trackhouse Racing

"Ich erwarte, dass er einen reibungslosen Ansatz in der MotoGP verfolgen wird. Er wird versuchen, Schritt für Schritt zu lernen. Ich glaube nicht, dass er sich Druck macht, sofort schnell sein und etwas zeigen zu müssen", lautet die Prognose. Und das ist genau im Sinne des Teamchefs: "Basierend auf meinen Erfahrungen würde ich einem Rookie genau das raten. Nimm das erste Jahr, probiere und spiele mit dem Bike, mache auch Fehler und dann werden wir weitersehen. Normalerweise erkennst du es [das wahre Potential, Anm. d. Red.] dann erst im zweiten Jahr."

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2026 das Jahr der Wahrheit: Hat Ai Ogura das Zeug zum MotoGP-Fahrer?

Vinales gewann im zweiten Jahr sein erstes Rennen und Joan Mir wurde gar Weltmeister. Doch Ogura geht bekanntlich erstmal in seine Debütsaison. Auch wenn er sich selbst keinen Ergebnisdruck macht und auch Trackhouse Geduld zeigt, so gäbe es laut Brivio doch immer wieder Momente, die auf eine große Zukunft hindeuten können: "Vielleicht hast du in der ersten Saison bei einem Talent einige Anzeichen, die du manchmal erkennen kannst. Vielleicht ein großartiges FP1 oder der Einzug in Q2. Vielleicht können die Ingenieure in den Daten eine gute Runde sehen, erkennen ein paar Kurven, in denen er sehr schnell ist. Am Anfang versuchst du genau diese Anzeichen zu sehen."

Dementsprechend hat Trackhouse Ogura auch gleich mit einem Zweijahresvertrag ausgestattet. Es handelt sich um eine bewusste Planung: "Für Ai erhoffe ich mir, dass er 2025 ein großartiges Lehrjahr hat, im Winter alles reflektiert und wir dann 2026 etwas sehen können. Das ist das Ziel. Aber natürlich ist jede Überraschung willkommen, wenn es schon früher funktionieren sollte. Realistisch betrachtet sollte dies aber der Weg sein." Und vielleicht kommt der Japaner dem Plan ja sogar zuvor und zeigt bereits 2025 auf. Mit der Aprilia sollte er durchaus konkurrenzfähiges Material haben.

Oguras Teamkollege Raul Fernandez hat sich für seine vierte Saison in der Königsklasse neu sortiert. Mehr dazu hier: