Im Zuge des Abschieds des langjährigen Team-Kapitäns Aleix Espargaro, ging der Abgang von Maverick Vinales bei Aprilia vielleicht etwas unter. Doch auch er verbrachte immerhin dreieinhalb Jahre seiner MotoGP-Karriere in Noale. Bevor es für ihn zu KTM geht, zog der Spanier Bilanz. Es bleiben gemischte Gefühle.
Vinales: Aprilia menschlich top, aber das Motorrad...
Eines musste Vinales bei seinen Abschiedsgedanken sofort festhalten: "Auf menschlicher Seite bin ich sehr zufrieden mit meinem Weg bei Aprilia. Ich habe wunderbare und leidenschaftliche Menschen kennengelernt. Sie haben mir von Anfang bis Ende ein Gefühl der Wärme vermittelt." Sein Abschied zu Tech3 ist definitiv eine Trennung im Guten, das haben beide Seiten mehrfach betont.
Doch es gibt eben auch den Grund dafür, dass der einzige Nicht-Ducati-Sieger der Saison 2024 geht. "Wenn wir über das Technische sprechen, dann gab es da natürlich Dinge, an denen es fehlte. Besonders in diesem Jahr", bilanzierte 'Topgun' ungeschönt. Auf die Frage, ob er mit den sportlichen Resultaten zufrieden gewesen sei, kam eine klare Ansage: "Natürlich nicht. Ich musste das ganze Jahr ein Motorrad fahren, das mir nicht gefallen hat." Neben dem altbekannten Startproblem haderte er zumeist mit der Balance der RS-GP. Auf dem Vorgängermodell habe er sich deutlich wohler gefühlt.
Austin-Euphorie verfliegt unerklärlich schnell
Dabei hatte der Saisonstart auf Großes hoffen lassen. Doch was blieb, war ein Mysterium: "Was wir nicht verstehen, war Portimao und Austin. Wie gut wir da waren. Danach konnte ich zwar auf manchen Strecken immer noch ordentliche Leistungen zeigen, aber nicht mehr so wie auf diesen beiden Kursen." Beide Male gewann Vinales auf den genannten Strecken den Sprint. Dasselbe gelang ihm im Grand Prix von Austin und in Portimao verhinderte nur ein Getriebeschaden in der letzten Runde ein weiteres Podium. Es waren Leistungen, die danach nie wieder möglich waren. Das höchste der Gefühle blieben zwei dritte Plätze im Sprint. Im Rennen verblieb der Austin-Sieg der einzige Podestplatz.
![Die Leistung von Austin konnte Vinales nie mehr wiederholen, Foto: LAT Images Die Leistung von Austin konnte Vinales nie mehr wiederholen, Foto: LAT Images](/960/540/q_80/1071762.jpg)
Besonders gegen Ende der Saison riss die Lücke zu den Ducatis an der Spitze immer weiter auf. "Es ist hart zu mitanzusehen, wie dir andere Fahrer eine Sekunde pro Runde aufbrummen. Das ist für dich als Fahrer immer schwierig. Aber du verstehst natürlich, dass sie ein anderes Motorrad, ein anderes Gesamtpaket, haben", konstatiert der Spanier.
Ducati nicht der Maßstab: Vinales bester Aprilia-Pilot
Also muss ein anderer Vergleich herhalten. Und dieser sieht schon deutlich versöhnlicher aus: "Du musst dich also auf die konzentrieren, die auf deinem Material unterwegs sind. Ich hatte Aleix [Espargaro], Raul [Fernandez] und Miguel [Oliveira] als Vergleich. Am Ende der Meisterschaft war ich der konkurrenzfähigste. Damit muss ich also zufrieden sein." Teamkollege Espargaro ließ er damit zum ersten Mal in der gemeinsamen Aprilia-Zeit hinter sich.
![Maverick Vinales kämpft gegen Raul Fernandez Maverick Vinales kämpft gegen Raul Fernandez](/960/540/q_80/1089871.jpg)
So gesehen schwang sich Vinales also zum neuen Aprilia-Kapitän auf, nur um dann das Team zu verlassen. Seine und Espargaros Nachfolge treten 2025 Weltmeister Jorge Martin und Marco Bezzecchi an. Gegen einen scheinbar übermächtigen Gegner steht auch ihnen eine schwierige Aufgabe bevor. Vinales Schlussworte waren daher auch aus sportlicher Sicht gar nicht mehr so negativ: "Am Ende sind uns gute Resultate gelungen. In dieser Zeit, wo ein anderer Hersteller auf dem Mond zu sein scheint, waren wir in der ersten Startreihe. Uns sind also einige gute Dinge gelungen, mit denen wir zufrieden sein dürfen."
In der Saison 2025 geht Vinales auf der KTM von Tech3 an Start. Nach dem Ersteindruck beim Test in Barcelona war der Spanier begeistert. Mehr dazu lest ihr hier:
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