Bei Aprilia geht im Saisonfinale der MotoGP eine Ära zu ende. Team-Kapitän Aleix Espargaro beendet nach acht Jahren bei den Italienern seine Karriere als Stammfahrer. Ihm zur Seite stand seit Mitte 2021 Maverick Vinales, der Noale in Richtung Tech3 verlassen wird. Zum Abschied wollen es die beiden noch einmal richtig krachen lassen, und dafür gibt es keinen besseren Ort als Barcelona.
Aleix Espargaro wittert Siegchance zum Abschied: Bester Ort der Welt!
Der Circuit de Barcelona-Catalunya ist DIE Aprilia-Strecke. 2023 und 2024 wurde Aleix Espargaro dort nur im Rennen der ersten Ausgabe dieses Jahres im Mai geschlagen. Beide Sprint-Siege gingen an den Katalanen. Im Grand Prix 2023 gab es einen dominanten Doppelsieg. 2022 und 2024 holte Espargaro außerdem die Pole-Position. Eine solche Bilanz kann Aprilia auf keiner anderen Strecke auch nur ansatzweise vorweisen. Das flüssige Layout und die niedrigen Grip-Verhältnisse betonen die Stärken der RS-GP und kaschieren Schwächen bei Bremsen und Traktion.
"Diese Strecke ist für mich der beste Ort auf der Welt. Hoffentlich können wir eine Menge Spenden für die Menschen in Valencia sammeln und eine gute Show liefern, indem wir sie am Sonntag unterhalten", freute sich Aleix Espargaro über Strecke und Anlass des neu geplanten Saisonfinales. "Es wird das letzte Mal sein, dass ich die Aprilia in meiner Karriere fahre. Ich möchte nichts bereuen müssen, sondern Spaß haben und um den Sieg kämpfen", kündigte der Veteran an.
Doch ist ein Sieg angesichts der Ducati-Dominanz wirklich möglich? "Ja, zu 100%. Auch am Sonntag", ist der Familienvater überzeugt. Der Grund dafür sind vor allem die äußeren Bedingungen in Kombination mit der Reifenwahl: "Im Mai sind wir die harte Reifenmischung [im Rennen, Anm. d. Red.] gefahren, von der ich nicht erwarte, dass ich sie erneut benutzen werde. Es werden kühlere Temperaturen sein und daher erwarte ich, auf weicheren Reifen zu fahren. Ich fuhr einen Rundenrekord auf dem weichen Reifen [bei seiner Pole-Position im Mai, Anm. d. Red.] und Michelin denkt, dass dieser Reifen nun auch das Rennen durchhält."
Maverick Vinales zögerlicher: Aprilia in letzten Rennen weit weg
Teamkollege Vinales lehnt sich da bei weitem nicht so weit aus dem Fenster. "Ich weiß nicht, ob wir ganz vorne dabei sein werden. Natürlich wird es hart. Wenn du dir die Daten der letzten Rennen ansiehst, dann waren wir weit weg", blickt er auf die Niederlagen in der Asien-Tour. Dort herrschte allerdings größtenteils Hitze und die mag die Aprilia bekanntlich überhaupt nicht. Gas gegeben wird natürlich so oder so: "Vielleicht sind wir vorn dabei, vielleicht auch nur im Mittelfeld. Wir werden rausgehen, das Bike ans Limit bringen und dann sehen, wo wir stehen."
Ein bisschen Hoffnung macht dem nächstjährigen KTM -Piloten eine Tendenz, die sich im speziellen Fall von Barcelona bereits zuvor auf anderen Kursen abgezeichnet hat: "Es ist immer eine Herausforderung, wenn du an eine Strecke zurückkommst. Wir waren aber stets schnell, wenn wir ein zweites Mal an eine Strecke kamen." Das zweite Rennen in Misano dieses Jahr lief bei ihm beispielsweise deutlich besser als das erste. Daher will er trotzdem etwas Optimismus für seinen Aprilia-Abschied verbreiten: "Wir hatten hier immer ein wirklich gutes Paket. Es kann ein gutes Wochenende sein."
Steht Espargaros Siegwunsch der Freund im Weg? Alles für Jorge Martins WM-Titel!
Für Aleix Espargaro kann es nicht nur ein guter Abschied sein, sondern auch ein großes Wochenende für seinen besten Freund im Paddock. Jorge Martin gilt als Favorit, sich erstmals zum Weltmeister zu krönen. Im Bezug auf die Siegambitionen des 35-Jährigen entsteht da allerdings ein gewisser Interessenskonflikt, will er doch seinem Kumpel helfen. "Ich liebe Jorge wie meinen eigenen Sohn. Für mich ist die Priorität, dass er es schafft", kündigt er an.
Dabei sollte natürlich ein Szenario im besten Fall nicht eintreten: Dass sich seine Aprilia zwischen Francesco Bagnaia und Martin schiebt, wodurch dem Italiener geholfen wäre. Daher würde der scheidende Pilot im Notfall auch zurückstecken: "Wenn ich am Sonntag um den Sieg fahren kann, wäre das ein unglaubliches Gefühl. Wenn er [Martin] es aber nicht am Samstag schafft, dann werde ich mich anders verhalten müssen. Wir werden sehen, aber ich hoffe, dass das kein Problem darstellt."
Großes Kapitel endet für Espargaro: Kein Vergleich zur Rücktrittserklärung im Mai
Ob Sieg oder nicht, ob WM-Triumph von Martin oder nicht, eines steht fest: Für Espargaro wird es in jedem Fall ein ganz besonderes Wochenende. "Letztes Mal hier am Donnerstag in Barcelona war es ein sehr emotionaler Tag, als ich mein Karriereende ankündigte. Danach war es am Freitag aber wie ein normales Wochenende. Das hier wird nicht normal sein, sondern etwas sehr Spezielles", gibt er Einblick in seine Gefühlslage.
Nicht nur im Bezug auf Jorge Martin wird ihn ein gewisser Zwiespalt begleiten. "Es ist einerseits schwierig, sich da zu konzentrieren. Gleichzeitig gehst du voll entschlossen hinein. Ich habe mich so sehr auf dieses Rennen vorbereitet, wie noch nie in meinem Leben. Ich möchte von Beginn an konkurrenzfähig sein und um den Sieg kämpfen", nimmt er sich fest vor, bevor er dann 2025 seine neue Aufgabe als Test- und gelegentlicher Wildcard-Fahrer bei Honda antritt.
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