Gleich dreimal in Folge musste sich Francesco Bagnaia zuletzt WM-Rivale Jorge Martin in einem MotoGP-Rennen geschlagen geben, wodurch sein Rückstand in der Weltmeisterschaft vor dem Thailand-GP auf 22 Punkte anwuchs. Eine verzwickte Situation für den Ducati-Piloten, der die Titelverteidigung damit selbst mit fünf Siegen aus den letzten fünf Rennen nicht mehr in der eigenen Hand hatte und auf externe Hilfe angewiesen war. Ein chaotischer Regen-Grand-Prix wie am Sonntag kam daher wie gerufen.
Denn im Nassen wird das normale Kräfteverhältnis in der Regel außer Kraft gesetzt. Der Fahrer kann einen größeren Unterschied machen, die Überlegenheit der 2024 so starken Ducati Desmosedici kommt nicht ganz so stark zur Geltung. Die perfekte Chance also für Bagnaia, mehrere Piloten zwischen sich und Martin zu bekommen - und das klappte zunächst auch. Nachdem der Pramac-Pilot in Folge eines Fehlers in Turn 3 die Führung an Bagnaia abtreten musste, schlüpfte auch Marc Marquez durch und brachte den Italiener damit temporär wieder in die Position, die WM noch aus eigener Kraft gewinnen zu können.
Francesco Bagnaia sicher: Hätte Marc Marquez besiegen können
Dennoch keine angenehme Situation, gilt und galt Marquez doch als absoluter Regenspezialist und bei vielen MotoGP-Experten und Fans vor dem Rennstart auch als klarer Favorit auf den Sieg. Und der Gresini-Pilot deutete auch an, warum ihn so viele auf dem Zettel hatten: Er drückte ordentlich gegen Bagnaia und wagte gleich zwei Überholversuche. In Runde 15 von 26 kam Marquez dann jedoch in Kurve acht zu Sturz und schied aus dem Kampf um den Rennsieg aus - sehr zur Enttäuschung Bagnaias.
"Am Ausgang von Turn 9 gibt es einen großen Bildschirm an der Außenseite der Kurve. Dort habe ich gesehen, dass Marc gecrasht war. Da habe ich mir gesagt: 'Verdammt, ich werde keine neun Punkte gutmachen können'", trauerte der zweimalige MotoGP-Weltmeister dem Abflug seines künftigen Ducati-Teamkollegen nach. Der Grund dafür ist offensichtlich: Martin rückte auf Platz zwei auf und verlor somit nur fünf Punkte auf Bagnaia, womit er den Titelgewinn weiterhin in der eigenen Hand behält. Von den KTMs um Pedro Acosta, Jack Miller und Brad Binder drohte von hinten keine Gefahr.
Dennoch überrascht Bagnaias Aussage, schließlich hätte Marquez ja auch vorbeigehen und selbst gewinnen können. In diesem Fall hätte er sogar nochmal einen Punkt weniger auf Martin gutgemacht. Doch das interessierte ihn am Sonntag relativ wenig. "Natürlich war Marc etwas stärker, aber ich bin überzeugt, dass ich trotzdem vor ihm hätte ins Ziel kommen können", begründet der Ducati-Pilot und weiß: "Wir haben zu diesem Zeitpunkt im Rennen stark gepusht und waren in einigen Kurven am Limit. Es war sehr riskant heute, aber das war die einzige Möglichkeit, Punkte aufzuholen."

MotoGP-Titelkampf 2024: Vorentscheidung in Malaysia?
74 Zähler sind in der MotoGP-Saison 2024 in Sepang und Valencia nun noch zu vergeben. Vier Möglichkeiten verbleiben Bagnaia also, um seinen Rückstand auf Martin noch in einen Vorsprung und somit den Titelgewinn zu verwandeln. Speziell das kommende Wochenende in Malaysia (01. - 03.11.) könnte dabei schon eine vorentscheidende Rolle einnehmen, denn in Valencia sieht der 27-jährige Turiner beide Piloten auf Augenhöhe. Am Sepang International Circuit glaubt sich Bagnaia Martin hingegen überlegen: "Das ist eine Strecke, auf der ich immer stark war. Es gibt dort mehr Rechtskurven, da kann ich auf der Bremse und in den schnellen Kurven den Unterschied machen. Ich denke, dass ich schneller sein werde."
Ein Blick in die Geschichtsbücher bestätigt Bagnaias Hoffnungen: 2022 gewann er dort, im Vorjahr gab es zwei dritte Plätze und zum Jahresbeginn die Bestzeit im Sepang-Test. Doch auch Martin kann in Sepang gute Zahlen vorweisen: 2022 stürzte er führend, 2023 holte er die Plätze zwei (Sprint) und vier (GP), den Sepang-Test beendete er direkt hinter Bagnaia auf Rang zwei. Es dürfte also auch 2024 wieder eng zur Sache gehen. Im Vorjahr holte Bagnaia in Sepang in Summe lediglich einen Punkt mehr als Martin. Wiederholt sich dieses Szenario am kommenden Wochenende, nimmt der Pramac-Pilot immer größeren Kurs auf den WM-Titel - und Bagnaia könnte dem Sturz von Marquez im Thailand-GP noch mehr hinterhertrauern.
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