MotoGP-Legende Dani Pedrosa beendete seine Karriere als Vollzeitrennfahrer nach der enttäuschenden Saison 2018. Nachdem er bis dahin sein gesamtes MotoGP-Leben bei Honda verbracht hatte, kam es nach der Karriere zum ersten Wechsel und der 'kleine Samurai' trat seinen Dienst als Test- und gelegentlicher Wildcard-Fahrer bei KTM an. Sein zweites Motorrad-Leben unterscheidet sich wie Tag und Nacht von den Honda-Zeiten.

"Ich habe eine perfekte Balance. Ich genieße mein Leben mehr als je zuvor. Mir gefallen wirklich alle meine Aufgaben, selbst wenn es Tests, Arbeit mit dem Team oder sogar die Arbeit für das spanische TV bedeutet", erklärte ein gut gelaunter Pedrosa im offiziellen MotoGP-Podcast 'Last on the Brakes'. Aussagen, die gewaltig überraschen. Der Spanier war aus seiner aktiven Zeit noch als gänzlich anderer Charakter bekannt. Das hatte auch seinen Grund.

Druck bei Honda: Selbst ein zweiter Platz eine Enttäuschung

"Um ehrlich zu sein: Wenn du ein Fahrer von Repsol Honda bist, dann ist da viel mehr Druck. Nicht nur von den Medien, auch teamintern. Es ist sehr schwer damit umzugehen, dass Resultate als Pflicht gelten", gestand er im Rückblick. Wie man sich das vorstellen muss? "Selbst bei einem zweiten Platz konntest du schon enttäuschte Gesichter sehen." Er gab zu, dass ihm diese Situation nicht leichtfiel: "Das macht dir zu schaffen, besonders an einem Wochenende, an dem es sich nicht gut anfühlt. Wenn du nicht in absoluter Bestform bist, um zu performen, dann zermürbt dich das."

Und so entstand auch der altbekannte Pedrosa: "Ehrlicherweise hatte ich immer danach gefragt, von den ganzen Medienaktivitäten ihn Ruhe gelassen zu werden. Ich wollte das nicht." Die ständige Drucksituation ließ ihn sich einigeln: "Da willst du alles rund um die Medien, Gelaber - alles neben der Strecke - vermeiden. Du willst in einem Tunnel sein und für dich besteht dieser einzig und allein aus Rennfahren."

Bei Honda wurden von Pedrosa stets Siege erwartet, Foto: Yamaha
Bei Honda wurden von Pedrosa stets Siege erwartet, Foto: Yamaha

MotoGP-Testfahrerrolle bei KTM verhilft Pedrosa aus seinem 'Tunnel'

Der Rennfahrer Dani Pedrosa hat dabei aber nicht unbedingt dem wahren Menschen Dani Pedrosa entsprochen. "Sobald ich zurücktrat, fiel diese ganze Last von mir und ich konnte mich den Dingen etwas mehr öffnen", erklärte der 31-fache MotoGP-Sieger. Allein die Tatsache, dass er überhaupt in einem Podcast auftrat, zeigt bereits den Wandel. Dabei war die ursprüngliche Intention seines Testfahrerjobs bei KTM genau gegenteilig: "Ich wollte mich neu ordnen und die Aufregung rund um das Rennfahren und das Testen wieder spüren, aber ohne den ganzen Zirkus drumherum."

Dani Pedrosa und sein Team feiern den Podestplatz im MotoGP-Sprint in Jerez
Pedrosa genießt seine Zeit bei KTM, Foto: LAT Images

Doch diesem Zirkus kann Pedrosa nun, da Stress und Druck weniger geworden sind, sogar etwas abgewinnen. Seine Wildcard-Auftritte mit KTM sind trotz fast 300 Grand Prix Starts auf der Honda ein neues Erlebnis für ihn: "Es ist komplett anders bei einem Grand Prix im Vergleich zu meiner Zeit als Vollzeitrennfahrer. Mir ist das drumherum jetzt viel bewusster. Ich kann jetzt diese Atmosphäre sogar etwas genießen." Die Wahrnehmung hat sich nach all den Jahren im Paddock noch einmal verändert: "Ich habe einen weiteren Blick auf alle Aspekte, die es [das Rennwochenende, Anm. d. Red.] mit sich bringt."

Kommt Grand Prix Einsatz Nummer 300 für Dani Pedrosa?

Ob Pedrosa dieses Erlebnis noch einmal machen wird, ist noch nicht klar. Bei einer weiteren Wildcard für KTM käme er zu seinem 300ten Grand Prix. "Jemand sagte mir, dass ich bei 299 stehe. Das ist keine Zahl, die mir unbedingt gut gefällt. Mir würde die Zahl mir der 3 gefallen. Wer weiß, wir müssen mit KTM darüber sprechen", machte Pedrosa den Fans Hoffnung. Doch nach dem Rennwochenende in Jerez, inklusive leichter Verletzung an den Elenbogen, meinte der Spanier, erstmal genug zu haben. Im Vorjahr fuhr Pedrosa auch noch in Misano. Außerdem gab er an, dass er die Strecke in Sepang mag. Die nächste Wildcard der Mattighofener wird erst einmal Pol Espargaro in Mugello fahren. Darüber hinaus sind noch keine Pläne KTMs bekannt.