Im Vorfeld des Frankreich-Grand-Prix in Le Mans veröffentlichte die MotoGP ihr neues Reglement, das ab 2027 zur Anwendung kommt. Neben den erwarteten Änderungen wie einer Hubraumreduktion von 1000 auf 850ccm, der Beschneidung der Aerodynamik und dem Verbot von Ride-Height-Devices beinhaltet das neue Regelwerk auch überraschende Punkte wie eine völlige Transparenz im Bereich von GPS-Daten.

Am Freitag standen Dorna-Geschäftsführer Carmelo Ezpeleta, Dorna-Sportdirektor Carlos Ezpeleta, IRTA-Präsident Herve Poncharal und FIM-Präsident Jorge Viegas in einer eigens einberufenen Pressekonferenz Rede und Antwort zum neuen Reglement. Viegas verlautbarte dabei, dass zu den bereits bekanntgegebenen massiven Änderungen noch weitere hinzukommen könnten.

MotoGP unter GPS-Überwachung: Was soll das?! (09:16 Min.)

So etwa eine, die bei den Fans der MotoGP wohl nicht besonders positiv aufgenommen wird. "Wir haben den besten Sport der Welt, aber wir können nicht ignorieren, wie sich die Welt außerhalb davon entwickelt", führte der Präsident des Motorradweltverbandes aus. "Wir müssen nachhaltiger werden und arbeiten an einer Reduktion der Lärmbelastung durch die Motorräder. Das wird in einem zweiten Schritt passieren." Dorna-Sportdirektor Carlos Ezpeleta bestätigte, dass man sich diesbezüglich in Gesprächen mit den Herstellern befinde.

Aktuell ist im MotoGP-Reglement eine Obergrenze von 130 Dezibel festgeschrieben. Bei diesem Wert Schalllehre von der Schmerzgrenze des menschlichen Gehörs. Zum Vergleich: Ein startender Düsenjet in 100 Metern Entfernung erreicht etwa 125 Dezibel. Straßenmotorräder erreichen nur in seltenen Fällen mehr als 100 Dezibel.

Wenn 22 MotoGP-Bikes ins Rennen starten, bebt die Erde, Foto: LAT Images
Wenn 22 MotoGP-Bikes ins Rennen starten, bebt die Erde, Foto: LAT Images

Die Messung erfolgt bei den MotoGP-Prototypen nach einem vorgegebenen Muster. Die Motoren werden auf 5.500 Umdrehungen pro Minute gebracht und dann in einem offenen Raum von zehn Metern Umkreis bei einem Abstand von 50 Zentimetern zum Ende des Auspuffs gemessen.

Wie viel von ihrem charakteristischen Sound die MotoGP-Bikes verlieren soll, ist noch nicht bekannt. Die Änderung, so unbeliebt sie beim Hardcore-Publikum vielleicht auch sein mag, hat aber einen logischen Hintergrund. An zahlreichen Rennstrecken kämpft der Motorsport mit gesetzlichen Lärmbeschränkungen. Am Sachsenring etwa tobt seit Jahren ein Kampf mit Anwohnern, die sich durch die Soundkulisse gestört fühlen. Selbst einige Serienmotorräder dürfen deshalb auf der Strecke in Hohenstein-Ernstthal nicht bewegt werden. Würde die MotoGP ihrem brachialen Lärm weiterhin treu bleiben, könnten somit gewisse Kurse in Zukunft nicht mehr im Kalender stehen.