Platz 15, Platz 11 und Platz 14: So lauten die ernüchternden Ergebnisse von Marco Bezzecchi in Qualifying, Sprint und Rennen des MotoGP-Saisonauftakts in Katar. Das ist derselbe Marco Bezzecchi, der im Vorjahr WM-Dritter wurde und die Weltmeisterschaft in der Frühphase sogar anführte. 2024 sieht die Sache für den VR46-Piloten anders aus. Der Italiener erlebt mit seiner Ducati Desmosedici GP23 gerade das, was Enea Bastianini schon im Vorjahr zu spüren bekam.

Blockierende Bremsen: Bezzecchi ohne Gefühl für seine Ducati

"Das war leider ein sehr harter Sonntag für mich", musste Marco Bezzecchi nach dem Saisonauftakt feststellen. Schon bei den Tests galt der 'Bezz' als eines der Sorgenkinder im Grid. Falsche Hoffnungen am Sonntagmittag wurden schnell wieder zunichte gemacht: "Im Warm Up haben wir noch einen Schritt nach vorne gemacht. Da war ich sehr zufrieden und fühlte mich endlich wieder wohl auf dem Bike. Aber sobald das Rennen begann, hatte ich sofort blockierende Bremsen an der Front. Das kann ich mir nicht erklären."

Bezzecchi musste sich sogar hinter Honda und Yamaha anstellen, Foto: LAT Images
Bezzecchi musste sich sogar hinter Honda und Yamaha anstellen, Foto: LAT Images

"Ich verlor das Gefühl für die Bremsen und am Kurveneingang. Ich fuhr langsamer in die Kurve und öffnete das Gas früher, denn ich hatte keine Geschwindigkeit am Kurveneingang. Deswegen war dann mein Hinterreifen schon sehr früh hinüber. Ich versuchte es zu managen, aber schon elf Runden vor Schluss war ich auf dem Mapping mit der geringsten Leistung unterwegs", beschrieb der Schützling von Valentino Rossi sein auswegloses Dilemma. In dieser Form musste er sich sogar einer Yamaha und zwei Hondas geschlagen geben.

Von der GP23 ausgebremst: Enea Bastianini erwischte es Vorjahr

Bezzecchis Aussagen erinnern frappierend an das letztjährige Ducati-Sorgenkind: Enea Bastianini. 'La Bestia' holte sich 2022 den dritten WM-Rang auf einer Vorjahresmaschine und sprang dann im Werksteam auf die GP23. Von Anfang an kam er mit dem Bremsverhalten nicht zurecht, ehe eine Reihe von Verletzungen die Lage noch verschlimmerte. Erst drei Rennen vor Saisonende gelang dem Ducati-Piloten mit dem Sieg in Malaysia ein Befreiungsschlag, nachdem er auf eine Daumenbremse gewechselt war. In der WM-Wertung stand am Ende trotzdem nur Rang 15 zu Buche.

Auch Enea Bastianini hatte mit der GP23 zu kämpfen, Foto: LAT Images
Auch Enea Bastianini hatte mit der GP23 zu kämpfen, Foto: LAT Images

Nun ist Marco Bezzecchi von der GP22 auf die GP23 gewechselt und scheint ähnliches zu erleben. "Wir haben ein paar interessante Dinge herausgefunden, aber wir haben auch festgestellt, wie hart es ist, sich zu verbessern, wenn das Wochenende schlecht beginnt. Hoffentlich können wir in Portimao am Freitag eine bessere Basis legen", berichtete der dreifache GP-Sieger über seine Startschwierigkeiten.

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Marquez-Brüder und Diggia klar voraus: Bezzecchi will sich in Daten knien

Die gute Nachricht ist, dass er sich von seinen Ducati-Kollegen vielleicht etwas abschauen kann: "Natürlich blicke ich auf die Top-Fahrer, aber ich sehe mir auch die Marquez-Brüder und meinen Teamkollegen an. Sie fahren dieselbe Spezifikation [die GP23]. Sie waren das gesamte Wochenende über in der Lage, deutlich schneller als ich zu fahren, sowohl im Qualifying als auch im Rennen."

Marc Marquez, Alex Marquez und Fabio Di Giannantiono belegten im Grand Prix die Ränge vier, sechs und sieben. Sie alle distanzierten Bezzecchi über die Renndistanz um mehr als 10 Sekunden. Marc Marquez war sogar 16 Sekunden voraus. Mit den Eigenheiten der GP23 auf der Bremse kommen sie allesamt besser zurecht als Bezzecchi. "Ich werde mich also auf sie konzentrieren, die Daten studieren, um zu verstehen, warum mir der Speed fehlt", kündigte der 25-Jährige an.

Sein Datenstudium sollte möglichst bald Früchte tragen, wenn er nicht einen ähnlichen Rückschlag wie Bastianini erleben möchte. Im momentanen Zustand gibt es keinen Ausweg aus dem Teufelskreis im Rennen: "Ich kann nicht das tun, was sie [Die Marquez-Brüder und Di Giannantonio] tun. Ich habe keinerlei Vertrauen, an der Front die Bremse zu öffnen. Das Bike lenkt nicht ein, daher verliere ich die Kurvengeschwindigkeit. Ich öffne das Gas zu spät oder ich bin zu langsam in der Kurve. Wenn das Bike nicht einlenkt, dann öffne ich das Gas hingegen sehr früh. Damit zerstöre ich aber den Reifen. Ich habe zu kämpfen, aber ich arbeite hart daran." In zwei Wochen in Portimao wird zu sehen sein, ob seine Arbeit bereits Früchte trägt. Im Vorjahr stand er dort als Dritter auf dem Podium.