Zum ersten Mal in der Geschichte erlebte die MotoGP 2022 und 2023 zwei Jahre in Folge einen WM-Kampf, der erst beim letzten Saisonrennen in Valencia entschieden wurde. Francesco Bagnaia triumphierte, nachdem Jorge Martins Aufholjagd im Kiesbett endete. Doch der Titelkampf hätte an diesem Sonntag auch völlig anders ausgehen können, wenn da eine Woche zuvor nicht die Ereignisse des Katar Grand Prix gewesen wären.

Hatte Martin am Samstag noch in beeindruckender Art und Weise seinen achten Sprintsieg der Saison eingefahren, erwischte er im Hauptrennen einen sichtlich nicht korrekt funktionierenden Hinterreifen. Hilflos musste er mit ansehen, wie Bagnaia als Zweiter Big Points sammelte und er selbst nicht über Platz zehn hinauskam. Der Pramac-Pilot sprach anschließend von einer ihm gestohlenen Weltmeisterschaft. Diese harten Vorwürfe lies MotoGP-Einheitshersteller Michelin nicht auf sich sitzen und antwortete in Person von Motorsportchef Pierro Taramasso.

Der Franzose erklärte, dass keine Unregelmäßigkeiten oder Probleme mit dem betroffenen Reifen festgestellt werden konnten. Zudem äußerte er den Verdacht, dass Martins unerwartet schwache Performance eigens verschuldete Gründe gehabt haben muss. Ein Vorwurf, den sich Pramac Ducati wiederrum nicht gefallen lassen wollte. Kurze Zeit nach dem Saisonfinale konterte Teammanager Gino Borsoi: Martin habe nicht plötzlich vergessen, wie er Rennen fährt. Anschließend wurde es ruhig um diese Saga.

Martin stolz auf MotoGP-Saison 2023: Gebe mir gute Note

Pünktlich zum Jahreswechsel meldete sich jetzt Martin erstmals seit dem verlorenen Saisonfinale in Valencia wieder selbst zu Wort. Im Interview mit 'Europa Press' stellte er zunächst einmal klar, mit den Vorfällen aus Katar abgeschlossen zu haben. "Ich bin zufrieden, sehr glücklich", sagt der Pramac-Pilot. "Es war ein Jahr, dass ich in Erinnerung behalten werde. Natürlich war es nicht das Ergebnis, das ich wollte, war ich doch so nah dran. Aber ich bin trotzdem sehr stolz auf unser Jahr. Ich gebe mir selbst eine gute Note. In der MotoGP Zweiter zu werden, ist alles andere als einfach."

Jorge Martin jubelt über seinen Sieg beim Thailand GP der MotoGP
Jorge Martin blick mit Stolz auf seine MotoGP-Saison 2023 zurück, Foto: LAT Images

Tatsächlich fuhr Martin 2023 seine bislang stärkste Saison, in seinen ersten beiden WM-Jahren war er jeweils nur auf Platz neun der Fahrer-Weltmeisterschaft gelandet. Speziell im Sprint wurde der 'Martinator' zu einer Macht, sammelte er dort doch neun Siege. Aber auch vier Grand-Prix-Siege und weitere neun Top-Drei-Resultate können sich sehen lassen. Daher ist der 25-jährige Spanier nun auch bemüht, das Positive aus 2023 in die neue Saison mitzunehmen. Er will den Rosenkrieg mit Michelin hintersichlassen und in die Zukunft blicken, hat dabei aber auch eine explizite Forderung an den Einheits-Reifenhersteller der Königsklasse.

Martin fordert Michelin: Müssen Qualitätskontrolle verbessern!

"Während der gesamten Saison haben sich Fahrer aus dem gesamten Grid über defekte Reifen beschwert", erinnert Martin. Auch WM-Rivale Bagnaia hatte nach seinem rätselhaften Highsider im Katalonien Grand Prix etwa einen fehlerhaften Hinterreifen als Auslöser im Verdacht. Für Martin ein Ding der Unmöglichkeit: "Sie müssen sich in diesem Bereich verbessern, weil jeder Hersteller Millionen [Euro, Anm.] in das jeweilige Projekt steckt. Wenn du aber einen nicht funktionierenden Reifen erwischst, ist es völlig egal, wie viel Geld du investierst. Das Projekt hat dann keinen Erfolg. Sie müssen ihre Qualitätskontrolle verbessern!"