Ergebnistechnisch lief der Thailand Grand Prix für WM-Leader Francesco Bagnaia alles andere als ideal: Während Rivale Jorge Martin auch im Hauptrennen siegte, kam er nur auf Platz drei ins Ziel. Da KTM-Pilot Brad Binder in der letzten Runde die Tracklimits verletzt hatte, wurde daraus nach Rennende immerhin noch Rang zwei. Dennoch liegt der 26-jährige Italiener vor dem finalen Triple-Header der MotoGP-Saison 2023 nun nur noch 13 Punkte vor Martin.

"Ich war ziemlich glücklich, dass ich diesmal einen guten Start hatte und gleich an der Spitze dabei war. Ich dachte schon daran, wie ich den Hinterreifen am besten verwalten könnte, aber dann gingen die Zweikämpfe los", blickt Bagnaia zurück. Tatsächlich war er, anders als am Samstag, gut in den Thailand Grand Prix reingekommen und nach den ersten Kurven schon auf Platz vier, dann drückte sich in Turn 8 aber Binder mit einem harten Manöver vorbei. Bagnaia verlor an Momentum, Alex Marquez schlüpfte durch und in der vierten Runde ging dann auch noch dessen Bruder Marc nach einem kurvenlangen Duell vorbei.

Das kostete viel Zeit. Auf dem Weg zurück zur Spitze musste der Ducati-Pilot hart attackieren: "Ich hatte keine Zeit, meinen Reifen zu managen, weil ich die Lücke wieder schließen musste. Als ich vorne ankam, war mein Hinterreifen nicht mehr im besten Zustand." So war Bagnaia dann nicht mehr in der Lage, ernsthaft in den Kampf um den Sieg mit Martin und Binder einzugreifen. "Ich habe es versucht, aber ich hatte Ausgang von Turn 1 und 3 keinen Grip mehr. Da habe ich viel Zeit verloren. Im dritten Sektor war ich schneller, aber das hat nicht gereicht", beschreibt der gebürtige Turiner. "Ich hatte mit einem Manöver von Brad gerechnet, aber er bekam keinen guten Run mehr. Für mich war es dann schwer, noch eine Chance zu bekommen."

Eine Möglichkeit gab es dann aber doch noch: Zum Ende der vorletzten Runde wagte Bagnaia in der Schlusskurve T12 einen sehenswerten Versuch auf der Außenbahn. Er flog an Binder vorbei und setzte sich neben Martin, dieser lies ihn dann aber verhungern. Bagnaia musste weit gehen und erwischte einen schlechten Kurvenausgang, Binder zog innen wieder vorbei. "Wenn das geklappt hätte, wäre das sicherlich eines der besten Überholmanöver der letzten Jahre gewesen", berichtete der amtierende Weltmeister stolz. "Das wäre toll gewesen, aber wenn du außen bist, ist es ganz normal, dass der Fahrer auf der Innenseite die Bremse nochmal etwas öffnen kann. Das hätte ich auch gemacht. Wenn ich etwas weiter vorne gewesen wäre, hätte das Endergebnis heute vielleicht etwas anders aussehen können, so war es aber schwierig."

Jorge Martin siegt vor Brad Binder und Francesco Bagnaia im Thailand GP der MotoGP
Francesco Bagnaia war im Dreikampf mit Brad Binder und Jorge Martin unterlegen, Foto: LAT Images

Bagnaia optimistisch: Bremsprobleme aus der Welt geschafft

Durch die Bestrafung von Binder bleibt unterm Strich ein zweiter Platz, der Bagnaias WM-Vorsprung den zweiten Tag in Folge schmelzen lies. Waren es vor dem Thailand-Wochenende noch 27 Punkte Vorsprung auf Martin, sind es jetzt nur noch 13 Zähler. Der gebürtige Turiner versucht dennoch, das Positive zu sehen: "Wir haben diese drei Rennwochenenden [Indonesien, Australien und Thailand, Anm.] mit drei Punkten Vorsprung gestartet, jetzt sind 13 Punkte. Das ist positiv."

Viel wichtiger ist Bagnaia ohnehin etwas anderes. "Ich habe mein Gefühl für das Motorrad wiedergefunden. Ich konnte wieder hart bremsen und attackieren, ich war das gesamte Wochenende über schnell", freut er sich. Seit seinem rätselhaften Highsider im Katalonien Grand Prix hatte der Ducati-Pilot über Bremsprobleme und ein instabiles Heck geklagt. Diese Probleme scheinen nun endgültig aus der Welt geschafft. Bagnaia weiß, wo in den letzten drei Rennwochenenden noch angesetzt werden muss, den WM-Titel erfolgreich zu verteidigen: "Ich bin nur wütend über Gestern. Wir haben zu viele Positionen verloren, obwohl wir schnell waren. Wir müssen im Sprint und auf eine Runde besser werden."