Der Australien Grand Prix begann am Freitag für den WM-Führenden Francesco Bagnaia denkbar schlecht. Schon im 1. Freien Training landete er mit 1,479 Sekunden Rückstand nur auf Platz elf und verpasste dann auch in der Nachmittagssession den Sprung in die Top Ten. Erneut stand P11 zu Buche, diesmal mit 0,699 Sekunden Rückstand. Damit muss der Ducati-Pilot am Samstag, wie schon vergangene Woche in Indonesien, bereits in Q1 antreten. Ihm droht erneut eine schlechte Startposition für Sprint und Grand Prix.

"Ich habe die Session mit dem Medium-Reifen begonnen und mich gut gefühlt, ich meine Pace zählte zu den besten. Als ich den Soft aufgezogen habe, bekam ich dann aber Probleme. Vielleicht hätte ich dem Beispiel der anderen Piloten folgen und den Soft gleich zu Beginn aufziehen sollen, um zu sehen, wie er sich verhält. Aber wir hielten unsere Strategie für die Beste", klagte Bagnaia am Freitag in seiner Medienrunde. Große Probleme bereiten ihm vor allem Beschleunigung und Kurvenausgang: "Das Bike ist sehr nervös. Allein in der letzten Kurve verliere ich zwei Zehntel auf Martin, das ist unglaublich. Mir fehlt einfach Traktion."

Schon in Indonesien hatte Bagnaia mit dem Softreifen über ein instabiles Heck geklagt, nachdem das Ducati-Team seine Bremsprobleme der Wochen zuvor endlich in den Griff bekommen hatte. Im Qualifying reichte es so nur zu Startplatz 13, im Sprint kam der 26-Jährige Turiner nicht über den achten Rang hinaus. Erst mit der Rückkehr zum Medium-Rear gelang im Hauptrennen der entscheidende Schritt zur Rückkehr an die Spitze. "Während der Saison hatte ich am Freitag immer wieder zu kämpfen, habe mich dann am Samstag verbessert und war am Sonntag unter den Schnellsten. Jetzt muss ich das halt in zwei Tagen schaffen", gibt er sich optimistisch, das Blatt auch auf Phillip Island noch wenden zu können.

Durch die Verschiebung des Australien Grand Prix auf den Samstagnachmittag bleibt Bagnaia nicht mehr viel Zeit, er sieht sich durch sein Trainingsprogramm vom Freitag aber im Vorteil: "Ich habe mehr an meiner Pace für das Hauptrennen gearbeitet als die anderen. Trotzdem wird es natürlich ein harter und stressiger Tag werden." Das liegt vor allem daran, dass der Ducati-Pilot am Samstagmorgen in FP2 unbedingt noch eine Rennsimulation mit dem Soft-Hinterreifen abspulen will und anschließend schon in Q1 starten muss. Dennoch zeigt er sich unbesorgt: "2019 bin ich hier von Platz 15 gestartet und im Rennen Vierter geworden. Heute sehe ich mich in einer besseren Position als vor vier Jahren, ein Comeback ist möglich."

Bagnaia wütend: MotoGP-Fahrer haben Vorbildfunktion!

Für Aufregung sorgte bei Bagnaia am Freitag einzig eine Szene, die sich in den Schlussminuten der Nachmittagssession ereignete. Vor dem letzten Outing trödelten einige Fahrer hinter dem Ducati-Piloten, um sich auf den letzten fliegenden Runden zu einer guten Rundenzeit ziehen zu lassen. Neben den Honda-Werkspiloten Marc Marquez und Joan Mir fand sich dort u.a. auch WM-Rivale Jorge Martin wieder, der zu diesem Zeitpunkt als Führender eigentlich schon sicher für Q2 qualifiziert war. Das schmeckte Bagnaia so gar nicht: "Das ist nicht akzeptabel. Wir sind MotoGP-Fahrer und müssen Vorbilder sein. Nach der Boxenausfahrt war ich Letzter in der Gruppe und habe meine fliegende Runde vor allen begonnen."

Francesco Bagnaia vor Raul Fernandez beim Australien GP der MotoGP
MotoGP-Piloten suchen immer wieder das Hinterrad von Francesco Bagnaia, Foto: LAT Images

"Sie wissen, dass ich pushe, egal was passiert", begründet Bagnaia das Verhalten seiner Konkurrenz. Nicht zum ersten Mal hatte er in den vergangenen Monaten und Jahren andere Fahrer direkt hinter sich und nicht zum ersten Mal wütete er anschließend. Einen Einfluss auf das Verpassen der Top Ten soll das jedoch nicht gehabt haben. "Es ist mir völlig egal, wen ich hinter mir habe und oftmals schlage ich die Fahrer in meinem Windschatten auch", erinnert er.

Am Samstagmorgen dürfte sich Bagnaia die nächste Möglichkeit bieten, die Richtigkeit dieser Aussage zu beweisen. Denn dann werden Marquez und Co. in Q1 wohl wieder den Windschatten des WM-Leaders suchen.