Nach dem MotoGP-Rennen in Mandalika küsste VR46-Pilot Marco Bezzecchi sein Bike: Er hatte es geschafft! Nur fünf Tage nach der OP seines gebrochenen Schlüsselbeins absolvierte der Italiener unter Schmerzen ein komplettes Rennwochenende und erzielte dabei mehr als beachtliche Ergebnisse. Dank Rang Drei im Sprint und Rang Fünf im Rennen sicherte er sich 18 Punkte, nur 9 weniger als Sieger Francesco Bagnaia und sogar deren 6 mehr als der gestürzte Jorge Martin. Die Mission Schadensbegrenzung zur Bewahrung seiner kleinen Chance auf den Titel ist 'Bezz' also mit Bravour geglückt. Auf Titelverteidiger Bagnaia fehlen ihm fünf Rennen vor Schluss nun 63 Zähler.

Nach dem Kampf in Indonesien war Bezzecchi angesichts seines körperlichen Zustandes sichtlich geschafft. Der 24-Jährige hatte aber seine ganz eigene Methode gegen die Schmerzen. Keine Pillen, sondern Flüssiges sollte helfen. Genauer gesagt: Bier. "Ich hatte schon ein oder zwei. Sicherlich werde ich noch mehr trinken", grinste der VR46-Pilot. "Party und dann morgen schlafen!", lautete die Devise nach seinen überraschenden Platzierungen.

Bezzecchi dankte seiner Ducati auf seine Weise, Foto: LAT Images
Bezzecchi dankte seiner Ducati auf seine Weise, Foto: LAT Images

Bezzecchi am Start zu konservativ, aber Aufholjagd folgt

Dabei sah es nach dem Start des Indonesien GP noch nicht gut aus. Bezzecchi war von Startplatz 9 gestartet und erst einmal um eine Position zurückgefallen. Seine Herangehensweise wurde zunächst bestraft: "Mein Plan war es, am Anfang konservativ zu fahren. Das Problem ist, dass man in der MotoGP derzeit wie ein Boxsack behandelt wird, wenn man in den ersten Runden etwas zu konservativ ist." Seine beiden Titelrivalen agierten deutlich aggressiver: Jorge Martin stürmte mit einem Raketenstart in Führung und Francesco Bagnaia war nach einer Runde von Startplatz 13 bis auf Rang sechs nach vorne gekommen.

"Ich war für meinen Plan etwas zu weit hinten, aber als ich sah, dass ich mich wieder herankämpfen konnte, geriet ich nicht allzu sehr in Panik. Ich habe trotzdem versucht, die Reifen zu schonen, weil ich wusste, dass ich am Ende etwas Grip brauchen würde", ließ sich der WM-Dritte vom Fehlstart ins Rennen nicht irritieren. Und der Plan ging auf. In der Schlussphase konnte sich Reifenstreichler Bezzecchi noch auf Rang fünf verbessern: "Zum Glück war ich am Ende schnell. Ich kann mich also nicht beklagen."

Jack Miller vor Marco Bezzecch und Marc Marquez im Indonesien GP der MotoGP
Bezzecchi kämpfte sich im Rennen nach schlechtem Start nach vorne, Foto: LAT Images

Schmerzen am ganzen Körper, doch Phillip Island wartet schon auf Bezzecchi

Für seinen Einsatz musste er dennoch einen körperlichen Preis zahlen, auch wenn das gebrochene Schlüsselbein gar nicht das Thema Nr. 1 war: "Nach dem Rennen hatte ich ein wenig Zeit, mich zu erholen, aber um ehrlich zu sein, habe ich starke Schmerzen. Nicht am Schlüsselbein, sondern am ganzen Körper. Ich habe Schmerzen in der Schulter, in allen Muskeln im Nacken. Aber das Schlüsselbein ist in Ordnung. Nur die Platte ist ein seltsames Gefühl für mich, weil ich noch nie eine Platte hatte."

Für Bezzecchi bleibt wenig Zeit sich physisch aufzubauen und wieder nüchtern zu werden. Im MotoGP-Kalender geht es in den letzten Wochen mit zwei Triple-Headern in Folge Schlag auf Schlag. Schon am kommenden Wochenende geht es zur australischen Kult-Strecke auf Phillip Island. Auch dort wird Bezzecchi sich durchbeißen müssen: "Ich werde versuchen, meinen Körper in eine gute Form zu bringen. Sicherlich werde ich nicht bei 100 % sein, denn das ist in nur vier Tagen unmöglich." Hoffnung macht ihm aber der Charakter der Strecke: "Phillip Island ist etwas weniger anstrengend als hier [in Mandalika, Anm. d. Red.]. Es wird weniger hart gebremst, und das ist der Bereich, in dem ich am meisten zu kämpfen hatte. Ich denke also, dass ich schnell sein kann."