Am Mittwoch präsentierte die MotoGP ihren provisorischen Rennkalender für die Saison 2024. Es soll ein Rekordjahr werden: Alle 20 Grand Prix der laufenden Saison werden beibehalten, Kasachstan und Aragon kommen hinzu. Damit erstreckt sich die MotoGP-Saison im kommenden Jahr erstmals über 22 Rennwochenenden - mehr waren es nie zuvor. Der aktuelle Rekord datiert aus den Jahren 2022 und 2023, als jeweils 20 Grand Prix abgehalten wurden.
Mit 22 Events hat die MotoGP im kommenden Jahr ihr bis 2026 vertraglich festgehaltenes Maximum erreicht. Mehr Rennen können frühestens 2027 in den Kalender aufgenommen werden. Die MotoGP-Piloten sehen sich aber schon jetzt am Anschlag. "Für mich ist es klar, dass dies das Limit ist", machte etwa Fabio Quartararo am Donnerstag im Rahmen der offiziellen MotoGP-Pressekonferenz deutlich. Der Franzose erinnert: "Es sind nicht nur 22 Rennen, es sind ja auch 22 Sprints."
Tatsächlich müssen die Stars der Königsklasse 2024 somit ganze 44-mal gegeneinander um WM-Punkte fahren. "Die Wochenenden sind körperlich und mental ganz anders. Wir müssen von Freitagmorgen an pushen. In der Vergangenheit konntest du in FP1 noch langsam anfangen, eine Zeitattacke in FP2 fahren und dann ab FP3 attackieren, mit dem neuen Zeitplan bist du ständig am Limit. Das ist das Problem", beschreibt Quartararo und stellt klar: "Mehr als 22 Grand Prix sind nicht möglich."
Marc Marquez: Neuer MotoGP-Zeitplan zu fordernd
Zustimmung erhielt der Yamaha-Pilot von MotoGP-Superstar Marc Marquez. Der Honda-Werksfahrer erklärt: "22 Grand Prix sind sehr viele. Wir fahren 44 Rennen, 44 Starts. Der Sprint wird nicht Rennen genannt, ist aber eines. Wir hatten dieses Jahr viele Verletzungen und viele davon passierten in der Startphase von Sprint oder Hauptrennen, weil wir dort mehr riskieren und pushen." Auf Dauer seien 22 Events deshalb nicht tragbar: "Mit dem alten Zeitplan wäre das gegangen, aber der neue ist körperlich zu fordernd. Wir verlieren Konzentration, wenn wir müde werden und wenn das passiert, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir Fehler machen und stürzen."
Routinier Aleix Espargaro, eigentlich immer ein Mann der klaren Worte, hielt sich am Donnerstag in seiner Medienrunde etwas überraschend mit Kritik an MotoGP-Promoter Dorna zurück. Zwischen den Zeilen ließ der Aprilia-Pilot seinen Unmut aber klar durchklingen: "Was ich denke, zählt nicht. Die Dorna macht den Kalender und wenn mir das nicht gefällt, kann ich auch zuhause bleiben oder einem anderen Job nachgehen. Natürlich würde ich bevorzugen, wenn es weniger Rennen und keine Sprints gäbe, aber wenn sie 22 Rennen in den Kalender packen, muss ich 22 Rennen fahren." Die MotoGP sei schließlich kein Wunschkonzert: "Du kannst nicht auf dem höchsten Level fahren und erwarten, nur fünf Rennen zu absolvieren. Ich brauche keine vier Rennen in Spanien, fünf auf der iberischen Halbinsel. Ich würde lieber nach China gehen, aber das ist der Kalender und wir müssen das respektieren."
Aleix Espargaro enttäuscht: Sommerpause 2024 zu kurz
Unverständnis zeigte Espargaro hingegen darüber, dass MotoGP-Promoter Dorna den Fahrern in der Sommerpause eigentlich vier freie Wochenenden am Stück zur Erholung versprochen hatte. Tatsächlich liegen zwischen dem Deutschland-GP (05.-07. Juli) und Silverstone (02.-04. August) nun aber nur drei freie Wochenenden. "Wir brauchen das nicht, um auf Ibiza Party zu machen, sondern weil die Rennwochenenden jetzt so anstrengend sind. Es gibt viele Verletzungen. Daher wäre es gut, die Saison in zwei Teile zu unterteilen, damit wir uns erholen und Zeit mit der Familie verbringen können. Es hilft bei der Sicherheit, wenn wir unsere Köpfe freibekommen", weiß Espargaro und macht deutlich: "Drei Wochen sind für mich nicht genug, es wird sehr hart werden."
Der Katalane erwartet deshalb auch im Jahr 2024 wieder viele verletzungsbedingte Ausfälle von Stammfahrern. Die MotoGP wartet 2023 noch immer auf einen Grand Prix, an dem sämtliche 22 Stammpiloten teilnehmen konnten. "Es ist kein Zufall, dass wir so viele Verletzungen haben. Mit diesem neuen Reglement, einem Kalender mit so vielen Rennen und Sprints, ist der Stress für uns Fahrer unerträglich geworden. Wir können so nicht weitermachen", warnt Espargaro. Der Aprilia-Pilot weiß aber auch: "Ich kann daran nichts ändern. Wenn es jemandem nicht gefällt, kann er ja in die Superbike-WM gehen."
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